Migräne besser verstehen: Ihre Apotheke klärt auf
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Von Grit Ritter, Pharnazieökonomin bei mycare.de
Aktualisiert: 26.08.2024
Flüssigkeitsmangel, Diäten, Stress und verspannte Muskeln können zu Kopfschmerzen führen. Diese Art von Kopfschmerzen, auch Spannungskopfschmerzen genannt, sind fast jedem Menschen bekannt. Selbst Kinder können von dem unangenehmen "Kopfbrummen" betroffen sein. Dahinter verstecken sich häufig Schulstress, aber auch Wachstumsschübe.
Psychische Faktoren können ebenfalls zu Kopfschmerzen führen. "Ich zerbreche mir den Kopf über eine bestimmte Sache". Permanente Sorgen und Ängste sind eine häufige Ursache für akuten Kopfschmerz.
Wie unterscheidet sich Migräne von Spannungskopfschmerzen?
Doch all diese Symptome sind nichts im Vergleich zu einer ausgewachsenen Migräneattacke, die sich mit diversen Aura-Symptomen ankündigen kann.
Ein Migräneanfall kann folgende Symptome aufweisen:
- hämmernde und einseitige Kopfschmerzen
- Erbrechen und Übelkeit
- Sehstörung
- Schlafstörung
- weitere neurologische Störungen
Eine echte Migräne kann mitunter so schlimm sein, dass der Betroffene die normalen alltäglichen Verrichtungen kaum wahrnehmen kann.
Wie entsteht Migräne?
Wie eine Migräne entsteht, ist noch nicht vollständig erforscht. Man geht davon aus, dass Betroffene wesentlich sensibler auf Reize reagieren als es gesunde Menschen tun. Aufgrund dieser Überlastung und Überreizung entwickeln sich wahrscheinlich Entzündungen der Hornhäute sowie des Hirngewebes. Dadurch werden Schmerzsignale gesendet, welche die Schmerzempfindlichkeit drastisch erhöhen.
Weiterhin kann die Neigung zum Migräne-Anfall von einer Generation auf die Nächste vererbt werden.
Zudem existieren weitere Migräne-Auslöser (Trigger):
- Hormonschwankungen bei Frauen
- Psychische Faktoren
- Stress
- Föhn bzw. Föhnwind (warmer, trockener Wind)
- Plötzliche Kälte
- Nikotin
- Alkohol (speziell Rotwein)
- Eventuell Schokolade
Meist zeigt sich ein Migräneanfall erst in einer Entspannungsperiode oder bei einer übergroßen Erwartungsfreude.
Dauer einer Attacke: Eine richtige Migräne kann verschieden stark, ebenso verschieden lang ausfallen. So reicht ein Anfall von etwa vier bis zu zermürbenden 72 Stunden.
Was versteht man unter Migräne mit Aura?
Menschen mit Migräne-Attacken kennen die Vorsymptome. Solche Voranzeichen bezeichnet die Fachwelt als Aura, die sich wie folgt äußern kann:
- Taubheitsgefühle,
- Kribbeln,
- Sprach- sowie Gleichgewichtsstörungen.
Eine so genannte Migräne-Aura kann gemeinsam mit den üblichen Migräne-Kopfschmerzen in Erscheinung treten.
Damit sich eine Aura bilden kann, muss eine starke Nervenreizung in der Großhirnrinde zustande kommen. Eine entstehende Aura sorgt für ein übermäßiges Ungleichgewicht in bestimmten Hirnregionen. Erregungs- und Hemmungswellen wechseln sich unkontrolliert ab, wodurch es zu körperlichen sowie neurologischen Missempfindungen kommen kann. Gleich im Anschluss an den Auftakt folgt in vielen Fällen die Migräne-Attacke.
Es gibt verschiedene Aura-Symptome. Die häufigste Aura-Variante ist die mit visuellen Störungen. Zackenkranz und Lichtblitze, die sich meist langsam von innen nach außen bewegen, läuten oft den Beginn einer Migräne-Phase ein. Währenddessen ist die Wahrnehmung der Patienten leicht bis schwer getrübt, so dass es ihnen unter Umständen schwer fällt, die Umgebung außerhalb der unnatürlichen Lichterscheinungen richtig wahrzunehmen. Manche Betroffene beschreiben die visuelle Störung mit dem Tauchen unter Wasser. Alles, was sie sehen, kann verzerrt, verschwommen, zu groß oder zu klein wirken. Weiterhin kann die Sehfähigkeit so weit eingeengt werden, dass es zu Teilausfällen beim Sichten der Umgebung kommt. Diese als dunkle Fläche in Erscheinung tretende Form der Aura-Migräne nennt sich Skotome. Ein Komplettausfall einer Hälfte des Blickfeldes kommt eher selten vor. Betroffene sehen eine schwarze Wand entweder vor dem rechten oder eben vor dem linken Auge. Diese Erscheinung kann bis zu 30 Minuten andauern bevor sie verschwindet und ein normales Sehen wieder möglich ist. Zudem kann eine auftretende Aura das Sprachzentrum stören und zu Stottern oder weiteren Sprachausfällen führen.
Welche weiteren Migräne-Formen gibt es?
Die akute und die chronische Migräne bezeichnen die Dauer und Ausprägung des jeweiligen Krankheitsbildes und können bei allen Formen der Störung auftreten.
Neben der Migräne ohne Aura und der Migräne mit Aura gibt es noch weitere Arten dieser neurologischen Störung. Einige werden nachfolgend kurz aufgeführt.
Abdominelle Migräne: Die abdominelle Migräne zeigt außergewöhnliche Migräne-Symptome in Form von krampfhaften Bauchschmerzen und wird daher oft falsch interpretiert. Meistens sind Kinder von dieser Form der Migräne-Attacke betroffen. Diese Sonderform ist deshalb so tückisch, weil sie eher an eine Magen-Darm-Verstimmung erinnert als an Kopfschmerzen. Wiederkehrende Bauchschmerzen sollten deshalb immer sorgfältig vom Kinderarzt untersucht werden. Der Schmerz, der von dieser Form ausgeht, wird von Migräne-Patienten als mittel bis schwer eingestuft. Oft stehen neben dem Krampf weitere Symptome wie beispielsweise Blässe, Übelkeit, fehlendes Hungergefühl, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit im Vordergrund. Solch ein Anfall kann von einer Stunde bis zu drei Tage bestehen bleiben.
Vestibuläre Migräne: Diese Form wird häufig mit Morbus Meniére, einer einseitigen Erkrankung des Innenohrs, verwechselt und bedarf aus diesem Grund einer Differentialdiagnose. Der Anfall äußert sich in blitzartig auftretenden Schwindel-Attacken. Diese werden meist von Übelkeit sowie Erbrechen begleitet. Ein solcher Migräne-Anfall dauert zirka eine halbe Stunde und mündet anschließend in einen halbseitigen Kopfschmerz.
Retinale Migräne: Diese wenig vorkommende, aber dennoch akute Migräneattacke geht mit schweren Symptomen einher, die vor allem die Augen der Patienten betreffen. Typische Symptome sind beispielsweise Gesichtsausfälle, Sehstörungen und migräneartige Schmerzen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Migräne-Betroffene sind meist extrem licht- und geruchsempfindlich und müssen während einer schweren Attacke oft Bettruhe halten. So unterschiedlich stark ein Migräneanfall ausfällt, so unterschiedlich sind auch die empfohlenen Hilfsmittel.
Bei einer leichten Attacke kann es genügen, einen abgedunkelten Raum aufzusuchen und sich dort hinzulegen. Je heftiger der Anfall ist, desto wichtiger ist die Einnahme von entweder rezeptfreien Medikamenten oder von rezeptpflichtiger Arznei, die von einem (Fach-) Arzt verschrieben werden muss.
Erste Hilfe bei einer anhaltenden Migräneattacke liefern rezeptfreie Medikamente mit den Wirkstoffen:
- Ibuprofen
- Acetylsalicylsäure
- Paracetamol
- Naratriptan, wie Naratriptan AL Akut,Naratriptan von ratiopharm
Da Unwohlsein und Erbrechen im direkten Zusammenhang mit einer Attacke steht, ist es ratsam, zusätzlich Mittel gegen Brechreiz bereitzuhalten.
Die sehr gut wirksamen Triptane zeigen in der Therapie bei einem akuten Migräneanfall mit Aura auch sehr gute Ergebnisse. Diese Mittel sind als Zäpfchen, Tabletten oder Kapseln erhältlich, sind aber im Gegensatz zu Paracetamol, Acetylsalicylsäure und Co. teilweise verschreibungspflichtig und dürfen dann nur von dem behandelnden Arzt verordnet werden. Seit einiger Zeit sind bestimmte Triptane (z.B. Naratriptan) in kleinen Tablettenpackungen ohne Rezept erhältlich, sollten aber nur bei ärztlich diagnostizierter Migräne angewendet werden.
Da manche Attacken sehr stark ausgeprägt sind, kommen Betroffene selten ganz ohne schmerz-, krampf- sowie übelkeitsdämmende Medizin aus. Es ist wichtig, dass die Medikamente wohl dosiert und dem Migräneanfall angepasst eingesetzt werden, da bei ständiger Einnahme der Medizin in mäßigen bis hohen Dosen mit Nebenwirkungen zu rechnen ist.
Grundsätzlich sollte eine sinnvolle und abgewogene Therapie mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Von Überdosierungen ist in jeder Hinsicht Abstand zu nehmen. Auch sollten Sie starke Migränemedikamente von Kindern und Haustieren fernhalten und stets sicher sowie separat aufbewahren.
Was kann eine langfristige Linderung bewirken?
Neben der medikamentösen Behandlung können Psychotherapie sowie eine Prüfung auf etwaige Lebensmittelunverträglichkeiten einen beginnenden Anfall abfangen oder zumindest lindern.
Weitere hilfreiche Maßnahmen sind:
- Yoga.
- Genügend Flüssigkeitszufuhr.
- Eine ausgewogene Ernährung.
- Leichte sportliche Aktivitäten wie beispielsweise Jogging, Radfahren oder Schwimmen.
- Ein gleichbleibender Tag-Nacht-Rhythmus.
Bisher kann eine Therapie immer nur symptombezogen in Angriff genommen werden, da über die eigentliche Herkunft der Migräne bisher zu wenig bekannt ist. Somit ist eine krankheitsspezifische Therapie mit 100 Prozent Erfolgsaussichten wohl erst zukünftig realisierbar.
Dennoch können Naturmedizin, Akupunktur sowie Akupressur und diätetische Maßnahmen zu kleineren, aber auch größeren Erfolgen führen.
Weitere Forschungen sollen den wahren Grund für die Entstehung der Migräne-Kopfschmerzen endgültig entschlüsseln. Bis dahin müssen sich Betroffene allerdings noch etwas gedulden.
Alle Fakten zu Migräne kurz zusammengefasst
- Migräne äußert sich durch hämmernde, einseitige Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und neurologische Störungen.
- Eine Migräne kann von einer Aura begleitet werden, die visuelle Störungen, Taubheitsgefühle und Kribbeln verursacht.
- Die Dauer eines Migräneanfalls reicht von 4 bis zu 72 Stunden.
- Auslöser (Trigger) für Migräne sind unter anderem Stress, Hormonschwankungen und bestimmte Nahrungsmittel wie Rotwein oder Schokolade.
- Es gibt verschiedene Migräneformen, darunter die abdominelle Migräne, die vestibuläre Migräne und die retinale Migräne.
- Die Behandlung reicht von Ruhe in einem dunklen Raum bis hin zur Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Triptanen.
- Eine langfristige Linderung kann durch Yoga, eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und einen regelmäßigen Schlafrhythmus erreicht werden.
- Die Therapie von Migräne ist meist symptomatisch, da die genauen Ursachen der Migräne noch nicht vollständig erforscht sind.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Grit Ritter | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Seit über 20 Jahren bin ich im Pharmateam des Unternehmens verwurzelt. Grundlegend dafür ist die Leidenschaft für Gesundheitsthemen incl. Prävention. Regelmäßige Fortbildungen sind da essenziell. Neben Kundenberatung sind Betriebl. Gesundheitsmanagement, Haus- und Reiseapothekenchecks und pharmazeutisches Marketing Schwerpunkte meiner Tätigkeit bei mycare.de. Mehr über G. Ritter
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