9 Fragen zu Paracetamol und wie es bei Schmerzen helfen kann
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 23.11.2022
Paracetamol ist ein fiebersenkender und schmerzlindernder Wirkstoff, der vor allem zur Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen angewendet wird - aber auch zur Symptombekämpfung bei Erkältungen und Grippe. Es ist wichtig, die maximale Dosierung einzuhalten, da es sonst zu Leberschäden und weiteren lebensgefährlichen Nebenwirkungen kommen kann.
Wie wirkt Paracetamol?
Paracetamol findet symptomatischen Einsatz bei leichten bis mäßig starken Schmerzen (z.B. Kopfschmerzen, Regelschmerzen, Zahnschmerzen) und Fieber. Der schmerzstillende und fiebersenkende Wirkungsmechanismus ist noch nicht eindeutig geklärt. Der schmerzstillende Effekt kommt vorrangig in Gehirn und Rückenmark zustande, wirkt aber auch in der Körperperipherie. Die Wirkungsweise beruht auf einer Hemmung der Prostaglandinsynthese. Prostaglandine sind Mediatoren zur Erhöhung der Körpertemperatur durch endogene Pyrogene (fiebererzeugende Stoffe), wie sie bei Infektionskrankheiten entstehen. Sie sind wesentlich an der Entstehung von Schmerzen und Fieber beteiligt. Paracetamol hat nur sehr geringe entzündungshemmende Eigenschaften. Die Aufnahme im Körper erfolgt rasch, ein maximaler Plasmaspiegel wird innerhalb von 1-2 Stunden erreicht. Die Wirkung setzt nach ca. 30 min. ein und dauert ca. 6 Stunden.
In welchen Darreichungsformen gibt es Paracetamol?
Das Angebot an Paracetamol reicht von Tabletten, Kapseln, Brausetabletten, Granulat, Zäpfchen, Pulver bis hin zu Lösungen, Saft und Infusionslösungen.
Gegen welche Symptome und Beschwerden hilft Paracetamol?
Paracetamol wird bei leichten bis mittelstarken Schmerzen eingesetzt, etwa bei Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Gliederschmerzen bei einer Grippe oder Regelschmerzen. Paracetamol kann eingenommen werden bei Fieber. Präparate mit Paracetamol zählen weltweit zu den gebräuchlichsten Schmerzmitteln. Seit 1977 steht Paracetamol auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO.
Wie nehme ich Paracetamol ein?
Der Wirkstoff ist in Form von Tabletten, Brausetabletten, als Granulat, Tropfen, Sirup, Zäpfchen und Infusionslösung im Handel erhältlich.
Die Einnahme nach den Mahlzeiten kann den Wirkungseintritt verzögern. Wenn Tabletten zu groß sind, können diese in zwei Hälften geteilt und kurz nacheinander eingenommen werden. Paracetamol sollte nur wenige Tage angewendet werden. Es sollte unbedingt ein gleichzeitiger Alkoholkonsum vermieden werden - wenn Alkohol konsumiert wird und zusätzlich Paracetamol zur Anwendung kommt, kann dies durch eine evtl. schon bestehende Leberschädigung zu lebensgefährlichen Zuständen führen.
Was ist bei der Dosierung von Paracetamol zu beachten?
500-1000 mg Paracetamol als Einzeldosis, 4000 mg Paracetamol als maximale Tagesdosis innerhalb von 24 Stunden. Ein Einnahmeabstand von jeweils 6 Stunden zwischen den Einzeldosen sollte eingehalten werden. Größere Tablettenpackungen (Inhalt über 10 g Paracetamol) unterliegen der Verschreibungspflicht, denn eine Paracetamol-Überdosierung kann schlimme Folgen haben: Eine ungewollte oder gewollte starke Überdosierung von Paracetamol führt zu einer akuten Vergiftung mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Blässe und anhaltende Unterleibsschmerzen als Zeichen einer Leberschädigung. Wird diese Vergiftung nicht innerhalb von 6 Tage behandelt (Antidot und Dialyse), kann es zum Tod durch Leberversagen bzw. in einigen Fällen zu Nierenversagen führen. Auch wenn eine Paracetamolvergiftung nicht zum Tod führt, bleiben Leber- und Nierenschäden bzw. Herzschäden und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen bestehen.
Paracetamol sollte nur wenige Tage angewendet werden. Die schmerz- und fiebersenkende Dosis liegt bei etwa 0,5 Gramm. In höheren Dosierungen sind gelegentlich auch schon sedierende (beruhigende) Eigenschaften des Paracetamol bemerkbar. Dies verbietet eigentlich den alleinigen Einsatz dieser Substanz bei Kopfschmerzen, die auf Wetterfühligkeit (Föhn) beruhen.
Bei dauerhafter Einnahme von Schmerzmitteln können Kopfschmerzen auftreten, die zu erneuter Einnahme führen und damit wiederum eine Fortdauer der Kopfschmerzen bewirken können. Die Kopfschmerzen können durch das Schmerzmittel selbst erzeugt werden. In der Selbstmedikation sollten Schmerzmittel maximal an drei aufeinanderfolgenden Tagen beziehungsweise nicht mehr als zehn Tagen im Monat angewendet werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass nicht gleichzeitig andere Arzneimittel genommen werden, die ebenfalls Paracetamol enthalten. Ansonsten sind Überdosierungen möglich.
Paracetamol wird aufgrund seiner Eigenschaften in hohen Dosen für Suizide missbraucht. Davon ist dringend abzuraten. Wenn Sie selbstverletztende Gedanken haben, können Sie sich an die Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 wenden
Wer darf Paracetamol nicht einnehmen?
Bei Überempfindlichkeit gegen Paracetamol sollten entsprechende Präparate nicht angewendet werden. Vorsicht geboten ist bei eingeschränkter Leberfunktion (z.B. durch chronischen Alkoholmissbrauch oder Leberentzündung), Alkoholmissbrauch, eingeschränkter Nierenfunktion sowie bei dem Gilbert-Syndrom (Meulengracht-Krankheit).
Übrigens: Wenn das Fieber sehr hoch steigt, Hinweise für eine Sekundärinfektion vorliegen oder die Beschwerden länger als 3 Tage bestehen bleiben, ist ein Arztbesuch ratsam.
In der Schwangerschaft sollte Paracetamol nur nach Rücksprache mit einem Arzt gegeben werden. Laut neuerer Studien ist der Einsatz von Paracetamol in der Schwangerschaft womöglich kritischer zu sehen als bisher gedacht. Ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Symptomen), vor allem bei Jungen, wird bereits diskutiert. Paracetamol kann in der Stillzeit in therapeutischen Dosen verabreicht werden.
Dürfen auch Kinder und Babys Paracetamol bekommen?
Ja. Paracetamol kann bis zu 4-mal täglich in einer Dosis von 15 – 20 mg /kg Körpergewicht verabreicht werden. Für Säuglinge (ab 3 kg Körpergewicht) stehen Zäpfchen zur Verfügung. Die Einnahme von Tabletten zu 500 mg ist für Kinder ab 17 kg bzw. ab 4 Jahren möglich.
Das jeweilige Dosierungsintervall richtet sich nach der Symptomatik und der maximalen Tagesgesamtdosis. Auch hier gilt: Der Abstand zwischen den einzelnen Anwendungen sollte 6 Stunden nicht unterschreiten.
Welche Nebenwirkungen sind bei der Einnahme von Paracetamol möglich?
Verschiedene Nebenwirkungen sind möglich. Die Anwendung von Paracetamol kann in ungünstiger Konstellation zu Leber- und Gallenerkrankungen sowie zu Erkrankungen des Blutes, des Immun- und des Lymphsystems führen. Es besteht die Gefahr von Leberschäden bei Serumkonzentrationen über 120 µg/ml. Sehr selten kann ein Schmerzmittel-Asthma auftreten (vor allem bei prädisponierten Personen) sowie Überempfindlichkeitsreaktionen (von Hautproblemen bis zum anaphylaktischen Schock).
Gibt es Wechselwirkungen von Paracetamol mit anderen Medikamenten?
Vielfältige Wechselwirkungen mit Paracetamol sind möglich. Arzneimittel, die zu einer schnelleren Magenentleerung führen (z.B. Metoclopramid), bewirken eine beschleunigte Aufnahme sowie ein schnelleres Wirken von Paracetamol. Dies gilt auch umgekehrt. Wenn bestimmte Arzneimittel also eine langsame Entleerung des Magens bewirken, ist die Aufnahme und der Wirkungsbeginn von Paracetamol verspätet. Wird Paracetamol wiederholt und über einen Zeitraum von über einer Woche eingenommen, kann die Wirkung von Antikoagulantien ("Blutverdünner", vor allem Warfarin) verstärkt werden. Eine ärztliche Überwachung ist unerlässlich. Die sporadische Einnahme hat jedoch keinen bezeichnenden Einfluss auf die Blutungsneigung. Leberschäden sind möglich bei Alkoholmissbrauch sowie bei normalerweise sachgerechten Mengen an Paracetamol, wenn gleichzeitig bestimmte Arzneimittel zur Anwendung kommen, die eine Enzyminduktion (Anregung der Enzyme) in der Leber bewirken. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Schlafmittel und Antiepileptika (u.a. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin) sowie Rifampicin. Cholestyramin vermindert die Aufnahme von Paracetamol.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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