Atemdepression: Gefahren durch Medikamente und was Sie darüber wissen sollten

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 09.12.2024

Frau hält sich die Brust, wirkt erschöpft und kurzatmig, mögliche Atemdepression durch psychische Ursachen oder Medikamente.

Eine Atemdepression ist eine gefährliche Verlangsamung der Atmung, die zu einem Mangel an Sauerstoff im Körper führt. Häufige Ursachen sind Medikamente wie Opioide, psychische Belastungen oder chronische Erkrankungen der Lunge und des Nervensystems. Erste Hilfe bei akuten Fällen umfasst das Freihalten der Atemwege, die stabile Seitenlage und im Notfall Beatmung oder den Einsatz von Gegenmitteln. Bei frühen Anzeichen wie langsamer Atmung oder Verwirrung sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Was versteht man unter einer Atemdepression?

Eine Atemdepression beschreibt eine Verlangsamung und Verminderung der Atmung. Das bedeutet, dass weniger Luft in die Lungen gelangt, was zu einem Mangel an Sauerstoff im Körper führen kann. Gleichzeitig wird auch weniger Kohlendioxid ausgeatmet. Dieser Zustand kann gefährlich sein, da der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, was lebenswichtige Organe beeinträchtigen kann.

Infografik zu Atemdepression mit Ursachen wie Medikamente, psychische Belastungen, Symptome wie Kurzatmigkeit, Vorbeugungstipps

Unterschied zur Hypoventilation

Als Hypoventilation bezeichnet man eine krankhafte Verminderung der normalen Lungenbelüftung. Der Begriff wird häufig synonym mit dem Begriff "Atemdepression"verwendet, wobei "Hypoventilation" eine eingeschränkte Lungenbelüftung bezeichnet, "Atemdepression" hingegen beschreibt eher eine Beeinträchtigung der Atemsteuerung.

Was kann eine Atemdepression verursachen?

In der Medizin unterscheidet man die Ursachen einer Atemdepression nach ihrem Ursprung: Bei der peripheren Atemdepression ist die zentrale Steuerung im Gehirn erhalten. Der Grund für die herabgesetzte Atmung liegt in der Peripherie:

  • Überdosierung von Muskelrelaxantien
  • Neurologische Erkrankungen wie beispielsweise Myasthenia gravis
  • Nervenverletzungen
  • Traumata
  • Verlegung der Atemwege

Die zentrale Atemdepression entsteht hingegen durch eine Beeinträchtigung des Atemzentrums im Gehirn:

  • Medikamente: Opioide, Barbiturate, Sedativa, Anästhetika
  • Schlaf-Apnoe-Syndrom
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Erhöhter Hirndruck
  • Vergiftungen (z.B. Alkohol)
  • zerebrale Ischämie

Atemdepression durch Medikamente

Medikamente gehören zu den häufigsten Auslösern einer Atemdepression. Besonders stark wirksame Schmerzmittel, sogenannte Opioide (wie Morphin oder Fentanyl), können die Atemtätigkeit so stark verlangsamen, dass der Körper nicht mehr genug Sauerstoff bekommt. Auch Beruhigungsmittel und Narkosemedikamente haben eine dämpfende Wirkung auf das Atemzentrum im Gehirn und können eine Atemdepression hervorrufen.

Atemdepression durch psychische Belastungen

Auch psychische Faktoren können die Atmung beeinträchtigen. Starke AngstzuständeAngstzustände oder Panikattacken können im schlimmsten Fall zu einer Atemdepression führen. Ebenso können Depressionen oder extreme Stresssituationen die normale Atemfunktion stören.

Welche anderen Gesundheitsprobleme können eine Atemdepression auslösen?

  • Schwere Lungenerkrankungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder Lungenentzündungen, die die Lungenfunktion einschränken.
  • Neurologische Störungen wie Hirnverletzungen, bei denen das Atemzentrum im Gehirn beeinträchtigt wird.
  • Stoffwechselstörungen wie eine Übersäuerung des Blutes (Azidose), die die Atmung erschwert.
  • Schlafapnoe (/ratgeber/nerven-beruhigung-schlaf/schlafapnoe), bei der es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern kommt.

Welche Anzeichen können bei einer Atemdepression auftreten?

Eine Atemdepression äußert sich in erster Linie durch eine verlangsamte Atmungverlangsamte Atmung, Kurzatmigkeit und Luftnot. Die Symptome einer Atemdepression entwickeln sich oft schrittweise. Anfangs sind die Veränderungen der Atmung möglicherweise kaum bemerkbar, doch im weiteren Verlauf kann sich die Situation deutlich verschlimmern, was zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann.

Frühe Warnzeichen einer Atemdepression

  • Eine langsame Atmung, mit weniger als 12 Atemzügen pro Minute - Flache oder unregelmäßige Atemzüge
  • Starke Müdigkeit oder ungewöhnliche Schläfrigkeit - Konzentrationsschwierigkeiten oder Verwirrtheit
  • Blasse Haut oder bläuliche Lippen, was auf Sauerstoffmangel hindeutet

Schwere Anzeichen einer akuten Atemdepression

  • Sehr langsame oder sogar aussetzende Atmung
  • Bewusstlosigkeit oder starke Benommenheit - Ein stark abgesunkener Sauerstoffgehalt im Blut
  • Ein drastischer Abfall von Herzfrequenzund Blutdruck
  • Bläuliche Verfärbung von Haut oder Lippen (Zyanose)

Wie ernst ist eine Atemdepression?

Der Sauerstoffmangel kann zu dauerhaften Schäden an lebenswichtigen Organen wie Gehirn und Herz führen. Besonders Menschen, die opioidhaltige Schmerzmittel nehmen oder unter chronischen Atemwegserkrankungen leiden, sind stark gefährdet.

Was hilft gegen Atemdepression?

Eine Atemdepression erfordert schnelles Handeln, besonders wenn sie plötzlich und akut auftritt. Maßnahmen können von einfachen Erste-Hilfe-Schritten bis hin zu langfristigen Therapieansätzen reichen, abhängig von der Ursache und Schwere der Atemdepression.

Notfallmaßnahmen bei einer Atemdepression

  1. Wählen Sie sofort denNotruf (112) und erklären Sie die Situation.
  2. Wenn die Person bei Bewusstsein ist, sollte sie in eine stabile Seitenlage gebracht werden, um die Atemwege offen zu halten.
  3. Überprüfen Sie, ob die Atemwege blockiert sind (durch die Zunge oder Fremdkörper) und sorgen Sie dafür, dass sie frei bleiben.
  4. Wenn die Person aufhört zu atmen, sollte sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung begonnen werden, bis professionelle Hilfe eintrifft.
  5. Wenn die Atemdepression durch opioidhaltige Schmerzmittel verursacht wurde, kann der Einsatz von Naloxon (ein Gegenmittel für Opioide) lebensrettend sein. Dieses Medikament wird in Notfällen oft von Sanitätern oder Ärzten verabreicht.

Langfristige Therapieoptionen bei Atemdepression

Wenn bestimmte Medikamente wie Opioide die Atemdepression verursachen, kann der Arzt die Dosierung anpassen oder alternative Medikamente vorschlagen. Patienten können spezielle Atemübungen lernen, um ihre Atemfunktion zu verbessern, insbesondere bei chronischen Lungenerkrankungen. Menschen mit chronischen Atemproblemen, wie COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung), können von einer langfristigen Sauerstofftherapie profitieren. Menschen mit Schlafapnoe verwenden oft CPAP-Geräte (Continuous Positive Airway Pressure), die während des Schlafes die Atemwege offen halten und so eine Atemdepression verhindern.

Kann ich einer Atemdepression vorbeugen?

Menschen mit Lungenerkrankungen oder Schlafapnoe sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt wahrnehmen, um ihre Atemfunktion überwachen zu lassen. Mit einem Peak-Flow-Meter können den Verlauf ihre Lungenfunktion überprüfen. Eine Peak-Flow-Messung ermittelt die maximale Geschwindigkeit, mit der Luft beim Ausatmen die Lunge verlässt. Sind die Bronchien entzündet oder verengt, strömt die Luft langsamer aus. Diese Messung kann eigenständig vom Patienten durchgeführt werden. Wenn Sie Opioide oder andere Medikamente einnehmen , die die Atmung beeinflussen, ist es wichtig, diese genau nach Anweisung des Arztes zu verwenden. Vermeiden Sie es, die Dosis eigenmächtig zu erhöhen.

Wann sollte ich bei Atemdepression zum Arzt gehen?

Wenn:

  • Ihre Atmung spürbar langsamer oder flacher wird.
  • Sie sich häufig müde, schläfrig oder verwirrt fühlen.
  • bläuliche Verfärbungen an Lippen oder Fingernägeln auftreten, was auf Sauerstoffmangel hindeutet.
  • Sie Medikamente einnehmen, die das Atemzentrum beeinflussen, und Nebenwirkungen wie Atemprobleme bemerken.
  • Atemprobleme während des Schlafs auftreten (z. B. bei Schlafapnoe).

Die wichtigsten Punkte zu Atemdepression im Überblick

  • Eine Atemdepression ist eine gefährliche Verlangsamung der Atmung, die zu Sauerstoffmangel im Körper führen kann.
  • Medikamente wie Opioide oder Beruhigungsmittel sind häufige Auslöser, aber auch psychische Belastungen und Krankheiten wie COPD können eine Atemdepression verursachen.
  • Notfallmaßnahmen bei akuter Atemdepression beinhalten den Notruf, das Freihalten der Atemwege und im Ernstfall Beatmung oder das Verabreichen von Naloxon bei Medikamentenvergiftung.
  • Langfristige Therapien umfassen die Anpassung von Medikamenten, Atem- oder Sauerstofftherapie und die Behandlung psychischer Ursachen.
  • Bei Symptomen wie verlangsamter Atmung, Müdigkeit oder blauer Haut sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, bei einem Atemstillstand sofort der Notruf.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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