Antimykotische Medikamente: Wie sie wirken und was die Risiken sind

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 07.02.2023

Eine Pilzinfektionen am Fuß wird mit einer Creme behandelt.

Antimykotika sind eine Gruppe von Wirkstoffen, die für die Behandlung von Pilzinfektionen eingesetzt werden. Dazu gehören Fußpilz, Hautpilz, Nagelpilz, Vaginalpilz und systemische Pilzinfektionen, die den ganzen Körper betreffen. Ihre Effekte beruhen häufig auf der Hemmung von Enzymen, welche an der Herstellung von Ergosterol, einem wichtigen Bestandteil der Pilzzellmembran, beteiligt sind. Antimykotika werden sowohl lokal aufgetragen als auch intravenös oder oral verabreicht. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Hautausschläge, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und Leberfunktionsstörungen. Einige Antimykotika sind CYP450-Inhibitoren und können Interaktionen mit anderen Medikamenten verursachen.

Was sind Antimykotika?

Antimykotika sind Stoffe zur Behandlung von Pilzerkrankungen. Zu den typischen Anwendungsgebieten der Antimykotika gehören: Fußpilz, Nagelpilz, Hautpilz, Windeldermatitis, Pityriasis versicolor, Schuppen, Candida-Infektionen, Mundsoor, Scheidenpilz, Systemische Pilzinfektionen, invasive Candidamykosen, Aspergillosen.

Wie wirken die Antipilz-Medikamente?

Antimykotika haben antimykotische, fungistatische oder fungizide Eigenschaften gegen Pilze. Fungistatisch heißt, dass ein Wirkstoff das Wachstum und die Vermehrung von Pilzen hemmt. Fungizid hingegen heißt, der Pilz wird abgetötet. Einige Antimykotika sind zusätzlich antibakteriell und antiparasitär, also gegen Bakterien und Parasiten wirksam. Je nach Wirkspektrum unterscheidet man Breitband- und Schmalspurantimykotika. Ein wichtiger Angriffspunkt von Antimykotika ist die für Pilze typische Komponente der Zellmembran, Ergosterol. Ergosterol ist ein essenzieller Bestandteil der Pilzzellmembran, der ähnliche Funktionen ausübt wie das Cholesterol bei Tieren. Die Drug Targets sind Enzyme, welche an der Biosynthese beteiligt sind. Dies führt zur Akkumulation von toxischen Vorstufen und zur Störung des Aufbaus der Zellmembran der Pilze, wodurch die Pilze nicht mehr überlebensfähig sind.

Infografik Antimykotika - Anwendungen und Nebenwirkungen

Welche verschiedenen Antimykotika gibt es?

Azole: Man unterscheidet hier Triazole und Imidazole. Azole hemmen die Herstellung von Ergosterin, ein Bestandteil der pilzlichen Zellmembran, und wirken fungistatisch. Das antimykotische Wirkspektrum der Triazole umfasst Dermatophyten, Hefepilze und Schimmelpilze. Zum Wirkspektrum der Imidazole zählen Dermatophyten, Candida albicans und Hefepilze der Gattung Malassezia.

Allylamine und Morpholine: Diese beiden Wirkstoffgruppen sind Hemmstoffe der Ergosterin-Herstellung. Ihre Wirkspektren sind breit. Es umfasst Dermatophyten, Hefen, Schimmelpilze, einige dimorphe Pilze, auf die sie fungistatisch oder fungizid wirken, und auch Bakterien. Allylamine werden gegen oberflächliche Hautpilze, Candida-Infektionen, Pitryiasis versicolor oder auch schwere therapieresistente Pilzinfektionen verabreicht, die sich im Körper befinden. Mit Morpholinen werden Onycho- und Dermatomykosen lokal behandelt.

Polyene: Polyene stören die Integrität der pilzlichen Zellmembran, indem sie Löcher in der Zellmembran bilden. Dies führt zu einer fungiziden oder auch fungistatischen Wirkung. Sie werden oral oder lokal angewendet. Ihr Wirkspektrum ist breit und umfasst Hefen, Schimmelpilze und auch Protozoen. Eingesetzt werden sie bei Organmykosen oder auch oberflächlichen Candida-Infektionen von Haut und Schleimhäuten.

Echinocandine: Echinocandine hemmt die Glucan-Synthase, wodurch es zu einer Störung der Zellwand der Pilze kommt. Sie werden ausschließlich intravenös verabreicht. Die Substanzen wirken fungizid auf Candida-Arten und fungistatisch auf Aspergillus-Arten. Besonders große klinische Bedeutung hat die Wirkung der Echinocandine auf Pneumocystis jirovecii. Verabreicht werden die Wirkstoffe z.B. bei invasiven Candida- und Aspergillus-Infektionen und schweren Candidosen der Speiseröhre.

Weitere Antimykotika: Ein weiteres Antimykotikum ist Ciclopirox, das den Stoffaustausch der Pilzzelle mit der Umgebung negativ beeinflusst. Es wirkt fungizid und fungistatisch. Sein Wirkspektrum ist sehr breit und umfasst Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze. Es wird gegen Dermatophyten und Candida verabreicht.

Flucytosin hemmt die DNA- und Proteinsynthese. Es wirkt fungistatisch und fungizid. Sein Wirkspektrum ist schmal und begrenzt einige Candida- und Aspergillus-Arten und Cryptococcus neoformans. Es wird in Kombination mit Amphotericin B oder Fluconazol verabreicht. Flucytosin wird intravenös gegen invasive Candida-Infektionen oder Kryptokokken-Meningitis angewendet.

Sind Antimykotika rezeptfrei erhältlich?

Viele Antimykotika zur lokalen Pilzbehandlung sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Dies sind vor allem Salben, Cremes, Tinkturen und Nagellack. Gegen Nagelpilz hilft beispielsweiseein Nagellack wie Ciclopoli (PZN 08907142), der als Wirkstoff Ciclopirox enthält. Fußpilz können Sie mit einer Antimykotika-Creme mit dem Wirkstoff Clotrimazol behandeln, diese ist rezeptfrei erhältlich. Systemische Antimykotika müssen dagegen überwiegend vom Arzt verschrieben werden.

 Info: Gegen Scheidenpilz helfen Antimykotika aus der Gruppe der Imidazole oder mit dem Wirkstoff Nystatin. Diese können als Creme äußerlich auf die Vulva aufgetragen werden. Zusätzlich können antimykotische Zäpfchen oder Vaginaltabletten in die Scheide eingeführt werden.

Wie wende ich Antimykotika an?

Für eine Pilzerkrankung von Haut oder Schleimhaut reicht eine lokale Anwendung der Wirkstoffe meist aus. Zur Anwendung beachten Sie immer die Packungsbeilage.

  • Hautpilz: Creme 2-3mal täglich auf die erkrankten Hautstellen dünn auftragen und einreiben. Vor jeder Anwendung sollten Sie die befallenen Hautstellen waschen, damit die lockeren Hautschuppen entfernt werden. Danach sollten sie die Haut gründlich abtrocknen.
  • Nagelpilz: Die lokale Behandlung muss so lange täglich durchgeführt werden, bis alle erkrankten Nagelteile entfernt sind und das Nagelbett glatt ist.
  • Scheidenpilz: Einmal täglich, und zwar abends, an 3 aufeinanderfolgenden Tagen anwenden.

Wenn Sie Antimykotika oral einnehmen müssen, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Fluconazol-Tabletten sollten als Ganzes mit einem Glas Wasser einnehmen, täglich möglichst um die gleiche Uhrzeit. Die Kapseln können zu den Mahlzeiten oder unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.

Welche Nebenwirkungen können antimykotische Medikamente auslösen?

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen von Antimykotika gehören unter anderem:

  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Hautreaktionen und -ausschläge
  • Kopfschmerzen
  • Erhöhte Leberwerte, Leberfunktionsstörungen
  • Hypokaliämie (zu wenig Kalium)
  • Antimykotika können auch Resistenzen bilden

Können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten entstehen?

Verschiedene Antimykotika, insbesondere die Azol-Antimykotika, sind Inhibitoren von CYP450-Isoenzymen und können deshalb entsprechende Wechselwirkungen verursachen. Bei der gleichzeitigen Einnahme von CYP-Substraten kann ihre Plasmakonzentration ansteigen und das Risiko für unerwünschte Wirkungen nimmt zu.

Triazole wie Fluconazol, Voriconazol und Itraconazol dürfen nicht bei schwerer Herzschwäche gegeben werden. Auch bei Störungen der Leber- oder Nierenfunktion sollten sie nicht angewendet werden, dazu gehören auch Terbinafin und Griseofulvin.

Sind Antimykotika auch für Kinder geeignet?

Nicht alle Antimykotika sind für Kinder geeignet. Besprechen Sie eine Pilzinfektion Ihres Kindes auf jeden Fall mit dem behandelnden Kinderarzt. Bei der Canesten-Creme (PZN 01589584) kommt Clotrimazol zum Einsatz, das Produkt ist für Kinder zugelassen.

Übrigens: Viele Antimykotika dürfen in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, zum Beispiel alle Triazole (wie Fluconazol, Itraconazol) sowie Amphotericin B und Caspofungin. Einige sind jedoch problemlos anwendbar, sprechen Sie dies jedoch mit Ihrem Arzt ab.

Literatur:
Via Medici online, Antimykotika.
https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8659228/4915671/antimykotika+%C3%BCberblick (abgerufen am 04.12.2022).

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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