Inkontinenz - Ursachen, Formen & Behandlungsmöglichkeiten

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 2 Minuten

Von Marcus Schulze, Apotheker bei mycare.de
Aktualisiert: 31.01.2025

Eine Frau leidet an Inkontinenz

Inkontinenz bezeichnet den unkontrollierten Verlust von Urin oder Stuhl und kann verschiedene Formen annehmen. Besonders häufig tritt die Harninkontinenz auf, bei der Betroffene unfreiwillig Urin verlieren. Die Stuhlinkontinenz, also der unkontrollierte Abgang von Stuhl, ist seltener, kann jedoch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Da die Ursachen vielfältig sind, ist eine ärztliche Abklärung wichtig, um eine passende Behandlung einzuleiten.

Was ist Inkontinenz?

Inkontinenz ist ein Sammelbegriff für den Verlust der Kontrolle über die Blasen- oder Darmfunktion. Während einige Menschen nur gelegentlich ein paar Tropfen Urin verlieren, leiden andere unter einem vollständigen Kontrollverlust. Die Ursachen reichen von Muskelschwäche über neurologische Erkrankungen bis hin zu Operationen oder Verletzungen.

Trotz der hohen Anzahl an Betroffenen bleibt Inkontinenz für viele ein Tabuthema. Doch es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, die von einfachen Übungen zur Stärkung des Beckenbodens über medikamentöse Therapien bis hin zu operativen Eingriffen reichen.

Infografik Harn- und Stuhlinkontinenz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Wer ist von Inkontinenz betroffen?

Sowohl Männer als auch Frauen können unter Inkontinenz leiden, jedoch sind Frauen aufgrund ihrer Anatomie und hormonellen Veränderungen häufiger betroffen. Schwangerschaft, Geburt und die Wechseljahre schwächen den Beckenboden und begünstigen den unkontrollierten Urinverlust.

Bei Männern tritt Harninkontinenz oft erst im höheren Alter auf, meist in Verbindung mit Prostatabeschwerden oder nach Prostataoperationen.

Obwohl viele Menschen betroffen sind, suchen sie oft erst spät ärztliche Hilfe auf. Besonders Männer wissen häufig nicht, welcher Arzt für sie zuständig ist. Der erste Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, der gegebenenfalls eine Überweisung an einen Urologen oder Gynäkologen ausstellt.

Formen der Harninkontinenz

Es gibt verschiedene Arten der Harninkontinenz, die sich in Ursachen und Symptomen unterscheiden.

Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz ist durch einen plötzlich einsetzenden, intensiven Harndrang gekennzeichnet. Betroffene schaffen es oft nicht rechtzeitig zur Toilette. Ursachen sind häufig Blasenentzündungen, neurologische Erkrankungen oder Diabetes mellitus. Die Behandlung erfolgt durch Medikamente, Toilettentraining und Blasenstärkung.

Belastungsinkontinenz

Bei der Belastungsinkontinenz (früher: Stressinkontinenz) geht durch körperliche Anstrengung wie Lachen, Husten oder schweres Heben unkontrolliert Urin ab. Ursache ist meist eine Beckenbodenschwäche, die durch Schwangerschaft, Übergewicht oder hormonelle Veränderungen begünstigt wird. Beckenbodentraining kann helfen, in schweren Fällen kann eine Operation notwendig sein.

Reflexinkontinenz

Hierbei entleert sich die Blase unkontrolliert, ohne dass Betroffene einen Harndrang verspüren. Die Ursache liegt meist in neurologischen Schäden durch Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Querschnittslähmung. Behandlungen umfassen Medikamente und Elektrostimulationstherapien.

Überlaufinkontinenz

Bei der Überlaufinkontinenz ist die Blase dauerhaft gefüllt, sodass kleine Mengen Urin unkontrolliert austreten. Ursachen sind oft Prostatavergrößerungen, Harnröhrenverengungen oder Blasenmuskelschwäche. Die Therapie erfolgt medikamentös oder durch einen chirurgischen Eingriff.

Extraurethrale Harninkontinenz

Bei dieser seltenen Form fließt Urin über andere Körperöffnungen wie die Vagina oder den After ab. Ursachen sind oft angeborene Fehlbildungen, Entzündungen oder operative Komplikationen. Eine chirurgische Korrektur ist meist notwendig.

Formen der Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz ist seltener als Harninkontinenz, kann aber für Betroffene besonders belastend sein. Je nach Schweregrad unterscheidet man:

  • Leichte Form:
    Unkontrollierter Verlust von Darmgasen und gelegentlich weichem Stuhl.
  • Mittlere Form:
    Verlust von flüssigem Stuhl und Darmgasen ohne Kontrolle.
  • Schwere Form:
    Vollständiger Kontrollverlust über festen Stuhl.

Die Ursachen reichen von Muskelschwäche über neurologische Erkrankungen bis hin zu Darmoperationen. Beckenbodentraining, eine angepasste Ernährung und in schweren Fällen ein künstlicher Schließmuskel können helfen.

Ursachen der Inkontinenz

Die Ursachen von Inkontinenz sind vielfältig und hängen von der jeweiligen Form ab. Zu den häufigsten zählen:

  • Neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Parkinson)
  • Muskelschwäche, insbesondere des Beckenbodens
  • Harnsteine, Tumore oder Prostataerkrankungen
  • Übergewicht, da es den Druck auf Blase und Darm erhöht
  • Schwere körperliche Arbeit oder häufiges schweres Heben

Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsmittel

Die Therapie hängt von der Art und Ursache der Inkontinenz ab. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • Beckenbodentraining, um die Muskulatur zu stärken
  • Medikamente, insbesondere bei Dranginkontinenz
  • Elektrostimulation, um die Nerven zu aktivieren
  • Operationen, wenn konservative Methoden nicht ausreichen

Hilfsmittel für den Alltag

Für viele Betroffene sind spezielle Hilfsmittel eine große Erleichterung. Dazu gehören:

  • Inkontinenzeinlagen für Männer und Frauen
  • Inkontinenzhosen, die zusätzlichen Schutz bieten
  • Katheter und Urinbeutel für schwere Formen der Harninkontinenz
  • Hautschutzprodukte, um Reizungen zu vermeiden

Prävention und Alltagstipps

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Linderung bei Harninkontinenz bringen können. Dazu zählt zunächst die regelmäßige Toilettierung, um die Blase zu entleeren und den Harndrang zu reduzieren. Zudem ist eine ballaststoffreiche Ernährung empfehlenswert, um Verstopfungen zu vermeiden. Ein übermäßiges Körpergewicht sollte vermieden werden, um den Druck auf die Blase zu verringern. Auch sportliche Aktivitäten wie Yoga, Schwimmen oder Reiten können die Blasenentleerung unterstützen. Dies trägt zur Stärkung des Beckenbodens bei.

Zusammenfassung - Alles Wichtige im Überblick

  • Inkontinenz betrifft Männer und Frauen
  • Unterschiedliche Formen: Drang-, Belastungs- und Stuhlinkontinenz
  • Vielfältige Ursachen: Neurologische Erkrankungen, Beckenbodenschwäche, Prostataleiden
  • Behandlungsmöglichkeiten reichen von Training über Medikamente bis zur Operation
  • Hilfsmittel wie Inkontinenzeinlagen und Schutzunterwäsche erleichtern den Alltag
  • Vorbeugung durch Bewegung, gesunde Ernährung und regelmäßige Toilettengänge

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autor Apotheker Marcus Schulze

Über unseren Autor:

Marcus Schulze | Apotheker in der Kreisel-Apotheke
Ich bin seit 2016 Apotheker und seit Mitte 2017 bei mycare in der Kreisel-Apotheke tätig. Ich berate gerne umfassend zu allen Gesundheitsfragen. Durch ständiges Lernen nach dem Studium erweitere ich meine Beratungskompetenzen abseits der üblichen Medikamente, um so dem Kunden ein breites Wissen anbieten zu können. Mehr über M. Schulze

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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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