Hirsutismus – Alles Wichtige zur männlichen Behaarung bei Frauen
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten
Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 05.10.22
Hirsutismus wird definiert als eine Behaarung bei Frauen, die dem männlichen Verteilungsmuster ähnlich ist. Damit gemeint ist vor allem eine Behaarung von Kinn, Oberlippe, Hals, Rücken und Brust. Die Ausprägung kann von ganz mild bis sehr ausgeprägt reichen. Ob eine Frau eine normale Körperbehaarung hat, ist von der eigenen Einschätzung der betroffenen Person abhängig: Gewisse Frauen empfinden eine verstärkte Körperbehaarung vom männlichen Verteilungsmuster als nicht störend, während andere sich bereits durch eine nur geringe Mehrbehaarung beeinträchtigt fühlen. Hirsutismus kann mit anderen Störungen zusammen vorkommen, etwa in Kombination mit Regelzyklusstörungen, fettiger Haut oder aber auch Verringerung der Kopfbehaarung.
Was ist Hirsutismus?
Hirsutismus ist das übermäßige Wachstum von Haaren bei Frauen, welche meist dick und dunkel sind, in Positionen, die eher typisch für männlichen Haarwuchs sind. Betroffene klagen über vermehrten Haarwuchs an Kinn und oberhalb der Oberlippe, Brust, Schultern, Unterbauch oder Rücken. Das Ausmaß des Haarwuchses, das als übermäßig angesehen wird, kann je nach kulturellem Hintergrund und ethnischer Herkunft unterschiedlich sein. Übrigens: Der sogenannte Damenbart tritt tendenziell häufiger bei Frauen aus dem Mittelmeerraum und Orient auf.
Welche Symptome sind neben der Behaarung möglich?
Es können weitere Symptome auftreten wie zum Beispiel Akne, eine unregelmäßige Regelblutung oder auch Haarausfall am Kopf. Wenn neben dem verstärkten Haarwuchs auch eine gesteigerte Muskelbildung, eine tiefer werdende Stimme, eine stark vergrößerte Klitoris und die Verkleinerung der weiblichen Brust beobachtet wird, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass der Hirsutismus im Rahmen einer sogenannten Virilisierung auftritt. Eine Virilisierung bedeutet die Ausbildung männlicher Geschlechtsmerkmale bei der Frau, Auslöser dafür ist eine Überproduktion an männlichen Geschlechtshormonen.
Wie unterscheidet sich Hirsutismus von Hypertrichose?
Die Hypertrichose ist ein separater Zustand: Eine Hypertrichose ist eine über das Normalmaß hinausgehende Körperbehaarung aufgrund einer gesteigerten Haardichte. Sie kann lokal begrenzt vorliegen oder sich auf die gesamte Körperoberfläche erstrecken. Wichtig: Im Gegensatz zum Hirsutismus ist eine Hypertrichose nicht hormonabhängig.
Was sind die Ursachen von Hirsutismus?
Um die Ursachen von Hirsutismus zu verstehen, muss man zuerst die Regulierung des Haarwachstums verstehen. Das Haarwachstum hängt vom Gleichgewicht zwischen den Androgenen ab. Androgene sind zum Beispiel Testosteron, DHEAS, Dihydrotestosteron (DHT) und Östrogene. Androgene fördern das Wachstum dicker, dunkler Haare, während Östrogene den Haarwuchs verlangsamen oder ihn zu feineren, leichteren Haaren machen. Hirsutismus kann auf eine Erhöhung der zirkulierenden Androgenspiegel zurückzuführen sein. Testosteron fördert das Haarwachstum im Schambereich und den Achselhöhlen. Dihydrotestosteron regt das Bartwachstum und den Verlust von Kopfhaar an. Wenn Hirsutismus durch erhöhte Androgenspiegel verursacht wird, tritt Hirsutismus oft zusammen mit einer Virilisierung auf, welche sich durch den Verlust der Menstruation, eine erhöhte Muskelmasse, eine Vertiefung der Stimme, vermehrte Akne, einen Ausfall der Kopfhaare und Klitorisvergrösserung zeigt.
Ist der Hirsutismus also hormonell bedingt, gründet dies auf einer vermehrten Produktion von Testosteron, unter anderem bei:
- PCO-Syndrom, eine Hormonstörung
- Eierstocktumoren
- Morbus Cushing
- Vergrößerung der Nebennierenrinde bei Adipositas, Diabetes mellitus oder Akromegalie
- Vergrößerung des Ovars, ein inneres weibliches Geschlechtsorgan
- Adrenogenitales Syndrom
- Spironolacton
Eine Unterscheidung, ob die Ursache in den Eierstöcken oder aber in der Nebenniere liegt, kann durch die Bestimmung im Blut von Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEA) erfolgen. Ein erhöhtes DHEA weist auf einen adrenalen Ursprung hin. Ein Teil der Frauen leidet insbesondere nach der Menopause an einem Hirsutismus.
Auch viele Medikamente können zum Hirsutismus führen, zum Beispiel:
- Glukokortikoide
- Anabolika
- Progesteron
- Phenytoin
- D-Penicillamin
- Minoxidil
- Spironolacton
- Ciclosporin
- Diazoxid
Hirsutismus betrifft Ärzte in verschiedenen Bereichen wie Dermatologie, Innere Medizin, Endokrinologie, Gynäkologie und Psychologie.
Wie kann ich Hirsutismus behandeln?
Zuerst sollte die Ursache des Hirsutismus abgeklärt werden. Es gibt aber auch verschreibungspflichtige Medikamente zur Behandlung.
- Eflornithin ist eine Creme, die an betroffenen Stellen aufgetragen werden kann. Die Wirkung wird erst nach etwa zwei Monaten sichtbar, ist aber nicht anhaltend, sondern nur für die Dauer der Anwendung gegeben. Es kann zu Nebenwirkungen wie Juckreiz und trockene Haut kommen. Die Creme wirkt unabhängig von Haarfarbe und Ursache. Es kann als einzelne Therapie, aber auch in Kombination mit allen anderen Methoden eingesetzt werden.
- Orale Antikonzeptiva, sind in der Therapie von Hirsutismus und Akne etabliert. Eine Studie zeigte, dass Levonorgestrel und Ethinylestradiol oder nur Levonorgestrel eine wirksame und sichere Behandlung für Akne und Hirsutismus ist.
- Gestagen-ähnliche-Präparate wie Androcur
- Progesteron- ähnliche -Präparate wie Diane
- Spironolacton in einer Dosierung von 50 bis 200 mg/Tag
- Finasterid in einer Dosis von 2,5 mg/Tag.
- Metformin, ein Diabetesmedikament
Was hilft kurzfristig gegen die Behaarung bei Hirsutismus?
Die Haare können auch gebleicht werden, damit sie weniger sichtbar sind. Die Bleichwirkung von Wasserstoffperoxid ist lange bekannt, weiter kommen auch Kamillenextrakte bei Hirsutismus zum Einsatz.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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