Pflege von Angehörigen: Was gilt es zu beachten?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 2 Minuten

Von Ulrike Wendt, PTA bei mycare.de
Aktualisiert: 21.04.2021

Tochter pflegt ihre Mutter.

Immer häufiger sind Angehörige mit der Pflege von Familienmitgliedern überfordert. Erst Recht wenn diese Umstellung unerwartet erfolgt. Grund dafür ist, dass in Deutschland knapp die Hälfte aller Angehörigen die Pflege selbst übernehmen, meist von zu Hause aus. Dazu kommt, dass das Thema Pflege, speziell die Altenpflege, in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass immer mehr ältere Menschen Pflege in Anspruch nehmen müssen. Außerdem wird das Bewusstsein, wie wichtig eine gute Pflegeleistung in der Altenpflege ist, immer größer. Doch trotz des steigenden Bewusstseins, sind Angehörige meist wie vom Blitz getroffen, wenn es zu einem Pflegefall in der eigenen Familie kommt. Oftmals sind die Pflegebedürftigen und Ihre Angehörigen selbst mit der Situation überfordert. Der Alltag steht Kopf. Es gibt vieles zu erledigen. Doch was gibt es bei einem plötzlichen Pflegefall zu beachten? An wen können Sie sich wenden? Wer hilft Ihnen in dieser schweren Zeit?

Fachliche Beratung für die Angehörigen des Pflegefalls

Bei dem Thema Pflegebedürftigkeit ratlos zu sein ist keine Schande. Die Situation überrumpelt viele Menschen. Wichtig ist dabei nur, dass sollte der Fall eintreten, dass Sie oder eine angehörige Person zum Pflegefall wird, sich als aller erstes fachmännische Beratung einzuholen. Anlaufstellen dafür können sein:

  • Ihr eigener oder der Hausarzt Ihres Angehörigen
  • die gesetzliche oder private Krankenkasse
  • das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit
  • das Sozialamt
  • sowie Selbsthilfegruppen für das jeweilige Krankheitsbild

Mit Sicherheit gehen Ihnen in dieser Situation tausend Gedanken und Fragen durch den Kopf. In dieser Situation sollten Sie aber ruhig bleiben und direkt die grundlegenden Fragen klären:

  • Wer wird zukünftig der gesetzliche Vertreter des Pflegebedürftigen, wenn dieser wichtige Entscheidungen nicht mehr alleine treffen kann?
  • Werden medizinischen Dienste und Hilfen benötigt und müssen diese gegebenenfalls beantragt werden?
  • Müssen weitere Anträge gestellt werden?
  • Können Angehörige die Pflegezeit übernehmen, oder müssen Fachkräfte herangezogen werden?
  • Welche Pflegemöglichkeiten stehen offen? Kann die betroffene Person von zu Hause aus gepflegt werden oder muss Sie in ein Pflegeheim?

Häusliche Pflege oder Pflege im Heim?

Eine der wichtigsten Fragen die geklärt werden müssen ist, in welchem Umfeld oder welcher Einrichtung die pflegebedürftige Person künftig untergebracht wird. Neben der stationären Pflege im Heim oder in Wohngemeinschaften ist es auch möglich, die pflegebedürftige Person in Form der ambulanten Pflege aus dem eigenem Zuhause aus pflegen zu lassen. Besonders ältere Menschen favorisieren die häusliche Pflege, da Ihnen im Pflegeheim oft der Kontakt zu den Familienangehörigen fehlt. Allerdings ist nicht jede Wohnung und nicht jedes Haus ist auf einen Pflegefall vorbereitet. Sie sollten daher prüfen, ob bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Muss der Pflegebedürftige eventuell umziehen und die Wohnung verlassen?
  • Ist die Pflege des Pflegebedürftigen aktuell im Haus oder in der Wohnung möglich, oder müssen Anpassungen vorgenommen werden wie der Umbau des Bades oder der Einbau eines Treppenlifts?
  • Ist die Wohnung sicher eingerichtet beispielsweiße für Demenzpatienten?
  • Ist eine medizinische Versorgung jederzeit und kurzfristig möglich?
  • Welcher Pflegebedarf ist für den Betroffenen notwendig?
  • Kann die Pflege durch Angehörige oder ehrenamtliche Helfer entlastet werden?

Mit Pflegebedürftigen zusammen zu leben kann aber auch an einen hohen Aufwand gebunden sein. Es wird Ihnen sowohl physisch als auch psychisch einiges abverlangen. Die Unterkunft des Bedürftigen in einem Pflegeheim oder einer anderen Einrichtung kann die Angehörigen entlasten. Pflegeeinrichtungen können für ein soziales und barrierefreies Umfeld mit entsprechenden medizinischen Diensten, angepasst an die Pflegebedürftigkeit des Betroffenen, sorgen. Ein solcher Umzug wird aber meist von älteren Menschen, aufgrund des fehlenden Kontaktes zu der Familie und der fehlenden Privatsphäre abgelehnt. Zudem ist eine solche Versorgung oft an hohe Kosten gebunden.

Welche finanziellen Unterstützungen stehen mir zu?

Eine der wohl schwierigsten Themen ist die Finanzierung der Pflege. In Abhängigkeit des Pflegegrades stehen Ihnen unterschiedliche finanzielle Hilfen zur Verfügung. Darüber hinaus können auf Antrag auch Hilfsmittel für die Pflege übernommen werden. Werden die eigenen Eltern zum Pflegefall gilt es für die Pflegenden Angehörigen zu beachten, das Sie bis zu einer bestimmten Höhe gesetzlich für die Kosten mitverantwortlich sind. Sollte das Geld der pflegebedürftigen Eltern nicht ausreichen, um für die Pflegekosten aufzukommen, sind die Kinder im Rahmen des Elternunterhaltes unterhaltspflichtig. In welcher Höhe die Unterstützungen für Ihren Pflegebedarf ausfallen, ist abhängig vom Pflegegrad (nächster Ratgeber, Verlinkung einfügen!) des Pflegefalls.

Welche weiteren Pflegemöglichkeiten gibt es?

Tritt in der Familie ein Pflegefall ein, ist zu überlegen, ob die Pflege übernommen werden kann. Die meisten Menschen fühlen sich verpflichtet, Ihre Liebsten zu pflegen und nicht ins Pflegeheim zu geben, sofern die Möglichkeit besteht. Die Aufgaben, die die häusliche Pflege mit sich bringt, dürfen jedoch nicht unterschätzt werden. Die meisten Angehörigen, die plötzlich die Pflege der Eltern, des Kindes oder eines nahen Angehörigen übernehmen, sind noch berufstätig. Für Sie ist meist aus finanziellen Gründen das Aussetzen Ihres Berufes teilweise oder ganz nicht möglich. Es können daher spezielle Pflegemöglichkeiten in Anspruch genommen werden:

Pflegezeit: Beschäftigte haben einen Anspruch auf Pflegezeit, wenn Sie einen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegen. Sie dürfen sich dabei, von der Arbeit, für eine gewisse Zeit freistellen lassen, um Ihren Angehörigen zu pflegen. Pflegezeit darf bei minderjährigen Pflegebedürftigen zur Begleitung von Angehörigen in den letzten Lebensphasen in Anspruch genommen werden. Dies gilt für alle Pflegegrade. Sollten Sie Pflegezeit in Anspruch nehmen, erhalten Sie eine sozialversicherte, vom Arbeitgeber nicht bezahlte vollständige oder teilweise Freistellung von der Arbeit. Je nach Pflegefall bis zu 6 Monaten.

Kurzzeitpflege: Aus verschiedenen Gründen muss die Pflege zu Hause vorübergehend ausgesetzt werden. In diesem Fall kann Kurzzeitpflege bei Pflegebedürftigen in Anspruch genommen werden. Dabei steht Ihnen zu, sich für einen gewissen Zeitraum in einer stationären Einrichtung betreuen zu lassen.

Tages- und Nachtpflege: Diese Art der teilstationären Pflege ist eine zeitweise Betreuung in einer Pflegeeinrichtung. Diese Betreuung kann tagsüber aber auch nachts stattfinden. Somit können die Angehörigen entlastet und die Pflegebedürftigen durch intensive Beschäftigung und Therapie gefördert werden. Die Nachtbetreuung ist vor allem für pflegebedürftige Menschen gedacht, die unter nächtlichen Unruhen und Schlafwandeln leiden, wie beispielsweise Demenzpatienten.

Außerklinische Intensivbetreuung: Die außerklinische Betreuung ist eine besondere Art der der Krankenpflege. Hierbei werden Personen, die ständig medizinische und pflegerische Hilfe benötigen überwacht und betreut. Diese Pflegeform beanspruchen meist Patienten, die nicht zwingend in einem Krankenhaus behandelt, aber trotzdem intensivmedizinisch betreut werden müssen. Damit wird Ihnen ermöglicht im häuslichen Umfeld eine außerklinische Intensivbetreuung zu erhalten. Vor allem ältere Menschen bevorzugen diese Betreuung gegenüber einem Heim.

Hospiz- und Palliativpflege: Aus emotionalen Gründen kann oft die häusliche Pflege bis zum ableben des Pflegebedürftigen nicht fortgeführt werden. Gerade die Palliativpflege kann in den letzten Wochen sehr intensiv und physisch belastend sein. Nicht immer ist deshalb eine alleinige Pflege zu Hause möglich. Eine stationäre Palliativpflege bzw. Hospizpflege findet deshalb in einem Hospiz oder einer Palliativabteilung eines Krankenhauses statt. Dort erhalten die pflegebedürftigen Angehörigen professionelle Pflege in der letzten Phasen des Lebens.

Ambulanter Pflegedienst: Pflegefälle die in der häuslichen Umgebung betreut werden, können durch mobile Pflegedienste Hilfe in Anspruch nehmen. Diese Pflegedienste übernehmen pflegerische Tätigkeiten wie Baden oder Duschen des Patienten, Hilfe bei Körperhygiene, dem Aufstehen und Ankleiden, bis hin zum Kochen.

Wie wirkt sich die häusliche Pflege auf die Pflegeperson aus?

Ein ganz wichtiger Aspekt, wenn Sie selbst in der Rolle des pflegenden Angehörigen sind, ist das Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse. Falls diese nämlich dauerhaft auf der Strecke bleiben, droht ein unvermeidliches Burnout und damit ist keiner Person geholfen. Wenn Sie die Voraussetzungen für eine Reha erfüllen, nehmen Sie diese in Anspruch. Für den zu Pflegenden wird währenddessen im Rahmen der Verhinderungspflege in einem Pflegeheim gesorgt. Manche Situationen in der Pflege sind mit Konflikten behaftet, insbesondere wenn der Pflegebedürftige aufgrund seiner Krankheit psychische Veränderungen durchmacht. In diesem Fall ist psychotherapeutische Hilfe notwendig. In Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige erhält man oft gute Tipps von Pflegepersonen, die die eigene Situation meist besser nachempfinden können als Freunde und Bekannte. Nichtsdestotrotz wirkt auch der Austausch mit anderen oft beruhigend und kann Stress mindern. Es ist auch kein Vergehen, Verwandte oder Freunde zu fragen, ob diese für ein paar Stunden einzuspringen, einen Einkauf erledigen oder mit dem Pflegebedürftigen einen Spaziergang Unternehmen könnten. Haben Sie niemanden, der dafür infrage kommt, informieren Sie sich über ehrenamtliche Entlastungsdienste.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin PTA Ulrike Wendt

Über unsere Autorin:

Ulrike Wendt | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Ich bin seit 17 Jahren Pharmazeutisch-technische Assistentin bei mycare.de. Aufgrund der langen Berufserfahrung und der regelmäßigen Fortbildung sind wir schon Experten in Gesundheitsthemen. Mehr erfahren über U. Wendt

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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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