Eisenmangel – Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 16.01.2023
Mit 80% ist die Eisenmangelanämie die häufigste aller vorkommenden Formen der Blutarmut. Vorwiegend Frauen sind davon betroffen, weil sie einen erhöhten Bedarf an Eisen während der Menstruation, der Schwangerschaft und der Stillperiode haben. Aber auch Kinder und Männer können an diesem Mangel leiden. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Eisenmangels.
Wofür braucht der Körper Eisen?
Eisen zählt zu den Spurenelementen. Es ist an vielen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt: Am Sauerstofftransport und an der Speicherung von Sauerstoff in der Muskulatur. Außerdem ist Eisen notwendig für die Blutbildung. Ferner wird Eisen für die Funktionsfähigkeit verschiedener Enzyme und Stoffwechselprozesse im Organismus benötigt. Kinder benötigen zudem Eisen für die Entwicklung. Zu einer Unterversorgung mit Eisen kann es vor allem durch Blutverluste (beispielsweise durch die Menstruation) oder Phasen eines erhöhten Bedarfs kommen (beispielsweise Schwangerschaft, Kinder in der Wachstumsphase) kommen.
Wie wird ein Eisenmangel festgestellt?
Studien aus Europa und USA zeigen, dass 15–20% aller Frauen im Menstruationsalter einen Eisenmangel haben. Bei Schwangeren ist Eisenmangel häufiger als bei Nicht-Schwangeren. Zur Bestimmung eines Eisenmangels werden immer folgende drei Parameter im Blut bestimmt: Hämatogramm, Serum-Ferritin, CRP. Nicht selten weisen auch Kinder eine Eisenmangelanämie auf (siehe weiter unten). Doch auch ca. 3% der Männer leiden an Eisenmangel. Normalerweise wird der tägliche Eisenverlust mit der Nahrungsaufnahme ausgewogen. Eisen wird hauptsächlich im Zwölffingerdarm aufgenommen. Das Eisen kann aus Fleisch, Milch, Käse, Eiern sowie aus Früchten, Getreide und Gemüse aufgenommen werden. Die tägliche Zufuhr von Eisen sollte je nach Alter und Geschlecht 10-15mg/Tag betragen. Ein über längere Zeit bestehendes Missverhältnis zwischen Eisenbedarf und Eisenaufnahme führt zur Entwicklung eines Eisenmangels. Eisenmangel ist definiert als Verminderung des Gesamtkörpereisens. Hämoglobin ist eine Eiweißverbindung, die das Eisen transportiert und unser Blut rot färbt. Eine Eisenmangelanämie liegt vor, wenn die Hämoglobinkonzentration unter den alters-, bzw. geschlechtsspezifischen Normwert absinkt, gemäß WHO bei Frauen mehr als 12 g/dl, bei Männern mehr als 13 g/dl.
Welche Ursachen kann ein Eisenmangel haben?
Eisenverluste können durch immer wieder auftretende Blutungen vorkommen. Personen, die wenig essen, aber auch Veganer, Säuglinge, die lange nur mit Milch ernährt wurden, sowie ältere Menschen, die sich einseitig ernähren, haben eine reduzierte Eisenaufnahme und gehören zur Risikogruppe.
Typische Ursachen eines Eisenmangels sind:
- Starke und lange Monatsblutung
- Ausdauersport
- Schwangerschaft, Geburt
- Große Blutverluste nach einer Operation oder einem Unfall
- Häufiges Blutspenden
- Magengeschwüre
- Krebs
- Hämorrhoiden oder sonstige chronische Blutungen
- Großen Magenoperationen
- Häufige Durchfälle
Es gibt auch typische Krankheiten, wie das Malassimilationssyndrom, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder die Fibromyalgie, die einen Eisenmangel verursachen können.
Wie entsteht Eisenmangel in der Schwangerschaft?
Je weniger die Eisenspeicher bei Beginn der Schwangerschaft gefüllt sind, desto größer ist in der Schwangerschaft der Eisenmangel. Die heutigen Ernährungsgewohnheiten wie vegane/vegetarische Ernährung oder eine unausgewogene Ernährung sind unter anderem verantwortlich dafür, dass Frauen die Schwangerschaft bereits mit entleerten Speichern beginnen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, während der Schwangerschaft 30 Milligramm Eisen am Tag mit der Nahrung aufzunehmen beziehungsweise den Bedarf über eisenhaltige Medikamente zu decken. Dass häufiger schwangere Frauen vom Eisenmangel betroffen sind, liegt daran, dass es in jeder Schwangerschaft zu einer negativen Eisenbilanz kommt: Auch bei optimaler Nahrungszufuhr übersteigt der Bedarf des wachsenden Kindes die mögliche Eisenaufnahme. Besonders in der Spätschwangerschaft kann die Mutter Eisen über die Nahrung nicht in der Menge aufnehmen, wie es für sie und das Kind erforderlich ist.
Mit einem Eisenmangel nimmt auch die Infektanfälligkeit der Schwangeren zu. Harnwegsinfekte haben einen engen Zusammenhang mit niedrigen Eisen-Werten. Zudem steigt das Risiko einer Frühgeburt mit einem Eisenmangel und das Wachstum des Kindes nimmt ab.
Welche Symptome löst Eisenmangel aus?
Eine Eisenmangelanämie im Frühstadium wird oft gar nicht wahrgenommen. Zumeist berichten Patienten über chronische Müdigkeit, Erschöpfung oder Kopfschmerzen. Meistens wird der Eisenmangel bei einer Kontrolluntersuchung als Zufallsdiagnose entdeckt. Typische Symptome eines fortgeschrittenen Mangels sind:
- Chronische Müdigkeit, Erschöpfungszustände
- Schlafstörungen
- Geringe Belastbarkeit
- Leichte Ermüdung und rascher Pulsanstieg bei körperlicher Tätigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel, Herzrasen
- Blässe an Lippen und Zahnfleisch
- Brüchige Haare und Fingernägel
- Betroffene frieren leicht
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Starker Eisenmangel kann zu abgeschwächter Menstruation bis hin zu einem Ausbleiben der Menstruation führen
Wie wird der Eisenmangel behandelt?
Bei einer Eisenmangelanämie sollte zuerst die Ursache des Eisenmangels behoben werden, sofern möglich. In Kombination dazu kann eine Eisengabe erfolgen. Diese kann oral oder intravenös erfolgen. Daneben kann auch eine eisenreiche Kost helfen. Die Eisenzufuhr kann durch eine eisenreiche Ernährung erhöht und damit einem Eisenmangel vorgebeugt werden. Bei bestehendem Eisenmangel muss in der Regel zusätzlich medikamentös behandelt werden, da die alleinige Ernährung nicht ausreicht.
Die orale Dosierung ist folgendermaßen:
- Bei Erwachsenen 100–150 mg jeden zweiten Tag (bessere Eisenaufnahme als bei täglicher Einnahme. Die Einnahme sollte mindestens 30 min vor der Nahrungsaufnahme erfolgen.
- Bei Frauen mit Kinderwunsch ist eine zusätzliche Folsäuregabe empfehlenswert.
Die intravenöse Eisengabe kann sinnvoll sein, wenn orales Eisen nicht vertragen oder ungenügend aufgenommen wird, sowie bei Schwangeren, bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder chronischer Nierenerkrankung.
In welchen Lebensmitteln steckt Eisen?
Gute Eisenlieferanten sind:
- Fleisch (rotes Muskelfleisch hat am meisten verwertbares Eisen)
- Leber
- Hülsenfrüchte wie Sojabohnen, Linsen, Kichererbsen
- Pistazien, Mandeln, Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Leinsamen
- Vollkorn-Getreideprodukte
- Petersilie, Brunnenkresse, Löwenzahn, Zwiebeln, Schwarzwurzel
- Gusseisernes Kochgeschirr erhöht den Eisengehalt der Speisen
Tierisches Eisen kann wesentlich effektiver aufgenommen werden als das Eisen anderer Lebensmittel. „Gemüse-Eisen“ liegt in dreiwertiger Form vor und kann erst nach einer chemischen Reduktion zu Fe2+ resorbiert werden. Die Eisenaufnahme wird gefördert durch gegärte Lebensmittel (z.B. Sauerkraut), Zitrusfrüchte und andere Fruchtsäfte. Die Aufnahme wird hingegen gehemmt durch Kleie (Substanz in der äusseren Hülle des Korns), Oxalat (Spinat), Schwarztee, Kaffee, Kräutertee, Kakao, Rotwein, Oregano und Calcium (Milch)
Was passiert bei Gabe von zu viel Eisen (Eisenüberladung)?
Eine Eisengabe bei gefülltem Eisenspeicher (normales Ferritin) sollte nicht erfolgen und ist potenziell schädlich. Die Symptome einer Überdosierung an Eisen sind unspezifisch: Magen-Darmbeschwerden, Müdigkeit, Gelenkschmerzen oder eine Bräunung der Haut (in fortgeschrittenem Stadium). Durch zu viel Eisen können schwere Folgeschäden entstehen, die sogar lebensbedrohlich sind, denn das Eisen lagert sich in den Organen ab.
Die Hauptursache für erhöhte Eisenwerte (um 800 μg/L Ferritin und mehr) ist jedoch die Hämochromatose, diese Krankheit wird auch Eisenspeicherkrankheit genannt. Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, bei der zu viel Eisen im Darm aufgenommen wird.
Gibt es Besonderheiten bei Kindern mit Eisenmangel?
Eisenmangel vor der Geburt oder in den ersten Lebensmonaten kann zu verzögerter geistiger und motorischer Entwicklung und Aufmerksamkeitsdefiziten führen.
Es kann ferner zu Seh- und Hörstörungen, verminderten Schulleistungen oder Verhaltensstörungen kommen. Bei Kindern sind die typischen Symptome: Blässe, rasche Ermüdbarkeit, rascher Herzschlag, Atemnot bei körperlicher Belastung, Gedeihstörungen, Trinkunlust bei kleinen Kindern, Appetitlosigkeit bei älteren Kindern, Kopfschmerzen, Schwindel. Leider wird der Behandlungserfolg manchmal durch die unregelmäßige Einnahme der verschriebenen Eisenpräparate gefährdet, weil der Patient beispielsweise unter Nebenwirkungen des Medikaments leidet. In solchen Situationen ist es wichtig, dass die Eltern und der zuständige Arzt darüber sprechen, um herauszufinden, welches Eisenpräparat für den Patienten am besten ist.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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