Frieren – Alle Fakten zum Kälteempfinden des Körpers
✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten
Von Birgit Wickner, Pharmazieingenieurin bei mycare.de
Aktualisiert: 23.01.2023
Die Temperatur der Körpermitte sollte konstant zwischen 36 und 37 Grad Celsius liegen, damit die wichtigsten Organe funktionieren können. Bei Temperaturschwankungen tut der Körper alles dafür, die sogenannte Kerntemperatur zu halten. Mit etwas Training können sich die Gefäße jedoch an Temperaturschwankungen anpassen.
Warum frieren wir?
Damit der Stoffwechsel optimal funktionieren kann, braucht der Körper eine konstante Temperatur. Ist es in der Umgebung zu kühl, startet unser Körper für uns unbewusst eigene Mechanismen, um Energie zu sparen und um die Körpermitte am längsten warm zu halten.
Blutgefäße verengen sich, um weniger Wärme vom Körperinneren an die Hautoberfläche zu transportierten. Die Haut kühlt ab. Die als sprichwörtlich bekannte Gänsehaut wird aktiviert. Diese diente ursprünglich als Isolationsschicht gegen die Kälte. Die Haut wird durch kleine Muskelchen zusammen gezogen, um unser nicht mehr vorhandenes Fell aufzustellen.
Sinkt die Temperatur noch weiter, fängt die Muskulatur an zu arbeiten. Durch das Zittern bewegen sich die Muskeln und Wärme entsteht.
Warum frieren Hände und Füße meist zuerst?
Wenn die Umgebung nicht warm genug ist, drosselt der Körper die Temperatur zuerst in den Gliedmaßen und fokussiert sich darauf, die Organe im Brust- und Bauchbereich sowie das Gehirn mit einer höheren Blutzufuhr zu versorgen. Ziel ist,die Temperatur bei 36-37 Grad Celsius zu halten.
Hände und Füße werden weniger durchblutet, wodurch diese schneller kalt werden. Allerdings muss das nicht immer am Wetter liegen. Frieren Menschen ständig oder neigen zu kalten Händen und Füßen, ist die Ursache fast immereine Verengung der Blutgefäße und eine dadurch resultierende gestörte Durchblutung. Mögliche Erkrankungen könnten daher ursächlich in Frage kommen, wie beispielsweise:
- niedriger Blutdruck
- Durchblutungsstörungen
- Verkalkte Gefäße
Bei unklarem Frieren und zunehmender Intensität oder weiteren neuen Symptomen empfiehlt es sich, den Hausarztzu konsultieren.
Ist frieren gefährlich?
Sollten Sie häufig und über längere Zeiten hinweg frieren, kann dies unter Umständen Auswirkungen auf Ihren Körper haben. Generell gilt, dass das Immunsystem bei niedrigen Temperaturen anfälliger für Infektionen und Krankheiten ist. Große Kälte ist auch für das Herz ein Problem, denn es ist einer höheren Belastung als gewöhnlich ausgesetzt. Der Grund dafür ist, dass der Körper unter Stress steht, wenn er zu kalt wird. Das führt zu einem zusammenziehen der Gefäße, einem höheren Adrenalinspiegel und zu einer gesteigerten Pulsfrequenz. Besonders Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen oder Herzkrankheiten sollten deshalb körperliche Anstrengungen vermeiden und den Körper warm halten.
Friert jeder gleich schnell?
Prinzipiell produzieren die meisten Frauen weniger Wärme, da sie über eine deutlich geringere Muskelmasse verfügen als Männer. Dank dem Hormon Testosteron verfügen Männer über bis zu 25 Prozent mehr Muskelmasse als Frauen. Muskeln sind grundlegend durchgehend durchblutet und produzieren deshalb zu jeder Uhrzeit Wärme. Da Männer über mehr Muskelmasse verfügen und damit mehr Wärmeenergie freisetzen können, frieren sie auch weniger. Der weibliche Körper hingegen wurde mit einem höheren Fettanteil ausgestattet. Dies sorgt zwar nicht für eine direkte Wärmeproduktion, kann aber immerhin isolieren. Allerdings trainieren sich viele Frauen diesen höheren Fettanteil im Laufe des Lebens oftmals ab.
Auch die Körpergröße spielt neben der Muskelmasse eine Rolle bei der Kälteempfindlichkeit. Frauen sind in der Regel kleiner als Männer. Sie haben daher oftmals ein unausgeglichenes Verhältnis von Körperoberfläche welches dafür sorgt, dass der kleinere Körper eine höhere Menge an Wärme abstrahlt. Vorteilhaft ist dieser Effekt in den Sommermonaten, aber bei niedrigen Temperaturen kann es dazu führen, dass Frauen eher frösteln.
Die Männer haben im Körperaufbau einen weiteren Vorteil. Die Oberhaut des Mannes ist im Schnitt um 15 Prozent dicker als die Haut der Frauen. Dies wirkt sich direkt auf die Körperwärme aus, da die Wärmeabstrahlung bei Männern dadurch reduziert wird.
Was hilft gegen Frieren?
Winterzeit ist Kuschelzeit: Während draußen Nass-Kaltes Wetter vorherrscht, machen Sie es sich mit einem warmen Tee oder einem Kakao mit Marshmallows auf dem Sofa gemütlich. Wussten Sie, dass Kuscheln nicht nur warm hält, sondern auch positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann? Es hilft unserer Psyche dabei Stress abzubauen, Ängste zu verringern und stärkt sogar das Immunsystem. Denn die Wärme die beim Kuscheln erzeugt wird, erweitert die Blutgefäße, wodurch die Durchblutung gesteigert wird und der Körper besser mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden kann. Sogar das Herz kann positiv beeinflusst werden. Eine Studie aus den USA zeigt, dass beim regelmäßigen Kuscheln der Pulsschlag und der Blutdruck langfristig gesenkt werden. Dieser Effekt schont das Herz und schützt zugleich vor späteren Schäden.
Sollten Sie sich bei kalten Temperaturen doch vor die Tür wagen, empfehlen wir das sogenannte Zwiebelsystem. Denn vor der Kälte gibt es keinen besseren Schutz als warme Kleidung, um die Körperwärme am Körper zu halten. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass durch die Kleidung keine Feuchtigkeit entsteht, zum Beispiel beim Schwitzen. Achten Sie auf atmungsaktive Kleidung. Bei dem Zwiebelsystem werden mehrere Schichten von Kleidung getragen, welche je nach Temperatur (zum Beispiel beim Einkehren in eine warme Gaststube) mühelos wieder abgelegt werden können.
Bereiten Sie sich Tee in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zu. Genießen Sie seine Aromen und die Wärme, die er im Körper verbreitet. Je nach Geschmacksrichtung wird er sie auch mal gedanklich entführen und träumen lassen. Ob Zuhause oder unterwegs, mit einer warmen Tasse in der Hand sind Sie gegen Kälte gewappnet.
Kann ich meinen Körper trainieren, weniger zu frieren?
Es ist möglich den Körper ein bisschen an kühlere Temperaturen zu gewöhnen. Das einfachste Training passiert von selbst, denn der Körper ist jedes Jahr verschiedenen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Temperaturen, die im Frühling als warm empfunden werden, werden meist im Herbst wieder als kalt empfunden.
Der Körper kann sich nur an kältere Temperaturen gewöhnen, wenn er sich regelmäßig in Kälte befindet. Spaziergänge oder Radtouren an der frischen Luft, auch im Winter, härten den Körper also auf Dauer ab. Genauso wird kaltes Duschen bzw. Wechselduschen empfohlen. Inwiefern das Kälteempfinden dadurch dauerhaft reduziert werden kann, ist wissenschaftlich nicht belegt.
Die Wärmeübung beim Autogenen Training ist ebenfalls eine gute Variante, um die Wärmeempfindung zu trainieren. Geübten gelingt es ohne Bewegung nur anhand von Konzentration die Körpertemperatur bis zu 1 Grad zu erhöhen.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Birgit Wickner | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Als Pharmazieingenieurin liegt mir die Gesundheit unserer Kunden am Herzen. Um dahingehend optimal beraten zu können, bilde ich mich regelmäßig fort. Mehr über B. Wickner
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