Hyposensibilisierung – Der Allergie den Kampf ansagen
✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten
Von Ulrike Wendt, PTA
bei mycare.de
Aktualisiert: 11.03.2024
Statt eine Allergie nur symptomatisch mit Antihistaminika zu behandeln, wirkt die Hyposensibilisierung ursächlich. Sie packt, sprichwörtlich formuliert, das Übel an der Wurzel. Bei dieser Therapieform wird der Körper Schritt für Schritt an das Allergen gewöhnt. Die Hyposensibilierung ist nichts für die Eigenbehandlung, sondern gehört in die Hände eines Allergologen. Er wird Betroffene während der Behandlung betreuen und auch im Vorfeld individuell über die Erfolgsaussichten und Risiken aufklären.
Was ist eine Hyposensibilisierung?
Die Hyposensibilisierung, auch Allergien-spezifische Immuntherapie oder Desensibilisierung genannt, soll den Körper an ein Allergen gewöhnen, sodass in der Folge die allergische Reaktion ausbleibt. Diese Therapie wird entweder mittels Injektion oder Einnahme von Tropfen bzw. Schmelztabletten durchgeführt. Eine Hyposensibilisierung sollte nur von einem mit der Therapie erfahrenen Allergologen durchgeführt werden.
Für wen ist die Hyposensibilisierung geeignet?
Generell gilt, dass jeder von einer Hyposensibilisierung profitieren kann, der inhalativ zu den Allergenen Kontakt hat, das heißt beim Atmen. Das betrifft die Pollenallergie, also den klassischen Heuschnupfen, und ebenso die Tierhaar- oder Milbenallergie. Eine Ausnahme bildet die Allergie gegen Bienen- oder Wespengift. Auch dafür ist die Therapie mittels Hyposensibilisierung möglich. Eine Immuntherapie gegen Lebensmittelallergien und andere Allergieformen gibt es bisher noch nicht.
Welche verschiedenen Formen der Immuntherapie gibt es?
Im Bereich der Allergien-spezifischen Immuntherapie haben sich drei Formen herausgebildet, die angewendet werden können. Welche davon für den Allergiker am passendsten ist, wird zusammen mit dem Allergologen entschieden.
- Subkutane Immuntherapie: Bei dieser Form wird das Allergen gespritzt. In der Aufdosierungsphase steigt die Allergenkonzentration mit jeder Spritze an. Der Zeitraum zwischen den Injektionen varriiert je nach Allergenpräparat von drei Tagen bis zu zwei Wochen. Sobald die Erhaltungsdosis erreicht ist, bekommt der Allergiker alle vier bis acht Wochen eine Spitze.
- Ultra-Rush-Hyposensibilisierung: Diese Therapie wird bevorzugt bei einer Insektengiftallergie genommen. Da eine Insektengiftallergie durch den anaphylaktischen Schock sehr gefährlich werden kann, soll schnelle eine Toleranz des Giftes erreicht werden. Der Allergiker erhält daher, meist während eines Klinikaufenthalts, bis zu sieben Spritzen täglich. Danach wird die Therapie mit monatlichen Spritzen fortgeführt.
- Sublinguale Immuntherapie: Bei dieser Therapieform wird das Allergen als Tablette oder Tropfen eingenommen. Nach der ersten Anwendung beim Arzt kann diese zu Hause durchgeführt werden.
Wie läuft eine Hyposensibilisierung ab?
Damit die Therapie durchgeführt werden kann, ist es wichtig, das genaue Allergen zu kennen, das die Allergie auslöst. Dafür überweist der Hausarzt den Allergiker meist an einen Spezialisten, der langjährige Erfahrung mit der Immun-Therapie hat. Gerade bei Pollenallergikern, die auf mehrere Bäume oder Gräser reagieren, kann dies schwierig herauszufinden sein. Ist das Allergen bekannt, wird eine Allergien-spezifische Immuntherapie nach einer der genannten Formen durchgeführt. Insgesamt dauert die Therapie in der Regel drei Jahre, damit sie nachhaltig wirksam sein kann.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Bei einer Behandlung gegen Gräserpollenallergie können die Symptome merkbar gelindert werden. Auch bei Wespen- und Bienenstichallergien ist die Behandlung meist sehr wirksam. Etwa zehn Jahre sollte der Effekt einer Desensibilisierung anhalten. Wenn ein erneuter Anstieg der Allergie-Symptome bemerkt wird, kann der Arzt die Immuntherapie auffrischen und die Wirkung dadurch verlängern.
Welche Nebenwirkungen und Risiken sind möglich?
Da dem Körper bei der Hyposensibilisierung ein Allergen zugeführt wird, auf das er allergisch reagiert, sind verschiedene Nebenwirkungen zu erwarten. Dazu gehören unter anderem ein leichter Hautausschlag an der Einstichstelle, Juckreiz, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Die Nebenwirkungen sind meist harmlos und verschwinden nach einiger Zeit. Falls starke Nebenwirkungen aufgehen, kann die Dosis des Allergens verringert werden.
In Ausnahmefällen treten bei der Allergie-spezifischen Immuntherapie auch schwere allergische Reaktionen auf, von Übelkeit bis zu Atem- und Kreislaufbeschwerden. Auch ein anaphylaktischer Schock, ein lebensbedrohlicher Kreislaufzusammenbruch, ist ein mögliches Risiko. Um diese schweren Reaktionen schnell und richtig zu behandeln, bleiben Patienten nach der Spritze meist etwa 30 Minuten zur Beobachtung in der Praxis.
Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Allergien?
Neben der Hyposensibilisierung können akut auftretende, allergische Beschwerden durch verschiedene Medikamente gelindert werden. Diese sogenannten Antihistaminika blockieren das Histamin im Körper und lindern so die allergische Reaktion.
Neben der medikamentösen Behandlung bei einsetzenden Symptomen kann der Allergie auch durch verschiedene Maßnahmen vorgebeugt werden. Pollengitter an den Fenster etwa können helfen, damit der Heuschnupfen einen in den eigenen vier Wänden in Ruhe lässt. Regelmäßiges Staubwischen und -saugen ist ebenfalls wichtig, um Pollen, Milben und andere Allergene aus dem Haus zu entfernen. Ein Blick auf den Pollenflugkalender hilft, um zu entscheiden, ob die Wäsche draußen oder lieber drinnen getrocknet werden sollte.
Die wichtigsten Infos zur Hyposensibilisierung kurz zusammengefasst
- Eine Hyposensibilisierung ist eine Gewöhnung des Körpers an das Allergie auslösende Allergen.
- Die Therapie kann bei Pollen-, Tierhaar- und Milbenallergie sowie bei einer Allergie auf Wespen- oder Bienengift eingesetzt werden.
- Die Allergien-spezifische Immuntherapie dauert in der Regel 3 Jahre.
- Die Erfolgsaussichten sind gut, bis zu 10 Jahre kann die Allergie merklich gelindert sein. Mit einer Auffrischung noch länger.
- Nebenwirkungen sind möglich. Häufig sind leichte allergische Reaktionen zu beobachten. Selten sind schwere allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock.
- Die Desensibilisierung kann per Spritze oder Tabletten stattfinden.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Ulrike Wendt | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Ich bin seit 17 Jahren Pharmazeutisch-technische Assistentin bei mycare.de. Aufgrund der langen Berufserfahrung und der regelmäßigen Fortbildung sind wir schon Experten in Gesundheitsthemen. Mehr erfahren über U. Wendt
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