Leitfaden zum Muskelkater
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten
Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 28.04.2023
Eine für den Muskel ungewohnte Überbeanspruchung kann zu kleinen Rissen in den Muskelfasern führen, welche eine Entzündung und Schmerzen verursachen. Gemäßigtes Training und eine langsame Intensitätssteigerung helfen, Muskelkater vorzubeugen. Direkt nach dem Sport kann Ruhe und Schonung gegen Muskelkater helfen. Bei sehr starken Schmerzen können Sie entzündungslindernde Schmerzmittel einnehmen.
Was ist Muskelkater?
Wenn wir unsere Muskeln ungewohnten Belastungen aussetzen, kommt es zu kleinen Rissen in den Muskelfasern. Der Körper versucht anschließend, die Schäden zu reparieren. Die damit einhergehende Entzündungsreaktion verursacht dann Muskelschmerzen oder Muskelkater.
Wie entsteht Muskelkater?
Muskelkater ist ein Muskelschmerz, er tritt in der Regel etwa 24 Stunden nach vermehrter, ungewohnter Belastung auf. Medizinisch wird dies auch Überlastungsmyopathie genannt. Wie lange und wie stark ein Muskelkater spürbar ist, hängt davon ab, wie viele Muskelfasern innerhalb eines Muskels überbeansprucht wurden. Um zu verstehen, wie Muskelkater genau entsteht, muss man den Aufbau eines Muskels kennen: Eine Muskelfaser ist die kleinste Einheit eines Muskels. Diese Muskelfasern bündeln sich in größere motorische Einheiten, mit denen je nach Muskelfaser-Anzahl feinere und weniger feine Bewegungen möglich sind. Bei Muskelgruppen, die nicht so präzise arbeiten müssen, wie beispielsweise der Oberschenkelmuskel, bilden bis zu 2000 Muskelfasern eine Einheit, bei den Gesichtsmuskeln hingegen sind es weniger als 10 Muskelfasern. Wird nun ein Muskel überbeansprucht, entstehen kleinste Risse in einzelnen Muskelfasern. Diese Risse verursachen eine Entzündungsreaktion, da der Körper versucht, die Schäden zu reparieren. Folglich kommt es zu Schmerz, Rötung, Schwellung, Überwärmung oder aber man kann den Muskel nicht mehr richtig bewegen (gestörte Funktion).
Doch warum tritt Muskelkater erst verzögert auf, meist erst am zweiten Tag nach dem Sport? Die stattfindende Entzündung und die Regenerationsprozesse brauchen Zeit. Übrigens: Die Theorie, dass es sich bei einem Muskelkater um eine Übersäuerung bzw. übermäßige Laktatansammlung handelt, stimmt nicht.
Da Muskelkater immer dann zustande kommt, wenn ein Muskel überbeansprucht wird, tritt er auch häufig auch nach Krampfanfällen (Epilepsie) auf. Auch Sauerstoffmangel und Mangelerscheinungen (z.B. ein Mangel an Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen) können zu Muskelkrämpfen führen, die ihrerseits wiederum zu einer Überbeanspruchung des Muskels und somit zu einem Muskelkater führen können.
Muskelkater kann in jedem Muskel entstehen. Im Zusammenhang mit Sport betrifft es allerdings nur die Skelettmuskulatur, auch quergestreifte Muskulatur genannt. Quergestreifte Muskeln sind diese Muskeln, die bewusst gesteuert werden können.
Wie lange hält ein Muskelkater an?
Der Körper braucht Zeit, um die Entzündungs- und Stoffwechselprozesse in Gang zu setzen und den Muskel zu reparieren. Oft ist der Schmerz am zweiten Tag am schlimmsten. Hält der Muskelkater länger als zwei Wochen an, sollte man zum Arzt gehen. Es könnte eine Muskelzerrung, ein Muskelfaserriss oder auch eine Medikamentennebenwirkungen Ursprung des Problems sein.
Kann ich trotz Muskelkater Sport machen?
Bei Muskelkater muss man keineswegs eine komplette Sportpause einlegen. Leichte Bewegung kann bei der Reparatur der beschädigten Muskeln helfen. Aktive Regeneration in Form von Spaziergängen, lockerem Laufen oder Schwimmen regen die Durchblutung an und fördert die Heilung. Mit Muskelkater sollte man jedoch nicht übertrieben trainieren, um den Muskeln Zeit zu geben, sich zu regenerieren.
Wie kann ich Muskelkater behandeln?
Ein Medikament gegen Muskelkater gibt es nicht. Auch das Dehnen und Aufwärmen schützt nicht vor Muskelkater, ist aber dennoch vor sportlicher Belastung empfohlen, um Muskelzerrungen und Muskelfaserrissen vorzubeugen. Den Muskelkater können Sie nur verhindern, indem Sie Ihre körperliche Belastung langsam steigern. Als Anfänger lieber eine kurze Runde joggen als sofort eine lange Strecke laufen und dann frustriert durch die Schmerzen gar keinen Sport mehr machen. Dasselbe gilt für Krafttraining. Die Muskeln sollten bei Muskelkater nicht massiert werden, da dadurch die Regenerationsvorgänge eher gestört werden als gefördert.
Kann ich Schmerzmittel gegen die Schmerzen nehmen?
Es gibt keine Arzneimittel, die den Muskelkater selbst bekämpfen. Wenn der Muskelkater ganz schlimm ist, können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen als Tablette oder aber Diclofenac als Gel helfen, da sie das Empfinden der Schmerzen lindern und die Entzündungsprozesse unterstützen.
Kann ich Muskelkater vorbeugen?
Eine gute Prävention gegen Muskelkater ist regelmäßiges Training. Steigern Sie die Intensität Ihres Trainings langsam. Der Muskel ist bei regelmäßiger Beanspruchung besser gewappnet.
Welche Maßnahmen helfen vor dem Sport gegen Muskelkater?
Die einzige Maßnahme ist, eine Überbeanspruchung zu vermeiden. Dehnen beugt dem Muskelkater nicht vor, ist jedoch empfohlen zur Vorbeugung von Muskelzerrungen.
Welche Maßnahmen helfen nach dem Sport?
Ruhe und Schonung helfen dem Muskel, sich zu regenerieren. Später kann Wärme helfen, die verkrampfte Muskulatur zu lockern. Mit Massagen muss bei Muskelkater sehr vorsichtig umgegangen werden, diese können die Beschwerden sogar verschlechtern. Lassen Sie sich nur von einem qualifizierten Sportmasseur behandeln, der viel Erfahrung mit solchen Verletzungen hat. Zudem können natürliche Präparate mit Beinwellwurzel-Fluidextrakt wie die Kytta-Salbe gegen die Symptome helfen.
5 Tipps zur Behandlung von Muskelkater
- Eine für den Muskel ungewohnte Überbeanspruchung kann zu kleinen Rissen in den Muskelfasern führen.
- Langfristig vorbeugen lassen sich Muskelkater mit regelmäßigem Training.
- Ruhe und Schonung helfen bei Muskelkater. Nicht empfehlenswert bei Muskelkater sind Massagen
- Mit Muskelkater müssen Sie nicht zum Arzt gehen. Sollten Sie die Beschwerden jedoch länger als zwei Wochen bemerken, sollten Muskelfaserrisse und Muskelzerrungen ausgeschlossen werden.
- In schlimmen Fällen können entzündungslindernde Schmerzmittel helfen.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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