Die wichtigsten Fakten zu Elektrolyten

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 28.07.2022

Frau, die ein Glas Eloktrolyt-Mischung trinkt.

Mehr als die Hälfte des Körpergewichts besteht aus Wasser. Um funktionieren zu können, muss der Körper dafür sorgen, dass der Flüssigkeitsspiegel stabil ist. Die Funktion der Elektrolyte sind eng mit der Funktion des Wassers verknüpft. Sie sind Mineralstoffe, die elektrische Ladungen tragen - diese Elektrolyte schwimmen in der Blutbahn. Sie helfen bei der Regulierung des Flüssigkeitsspiegels, aber übernehmen auch wichtige Nerven- und Muskelfunktionen. Sie halten den Wasserhaushalt und auch den Säure-Basen-Haushalt stabil. Die Nieren unterstützen die Aufrechterhaltung der Elektrolytkonzentrationen, indem sie Elektrolyte und Wasser aus dem Blut filtern, einiges davon wieder an das Blut abgeben und einen Überschuss im Urin ausscheiden. Somit unterstützen die Nieren die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen täglicher Aufnahme und Ausscheidung von Elektrolyten und Wasser. Zu viel oder zu wenig Elektrolyten können zu gesundheitlichen Problemen führen.

Was sind Elektrolyte?

Typische Elektrolyte im Körper sind Natrium, Kalium, Chlorid und Bikarbonat. Besonders Natrium hilft dem Körper dabei, die normalen Flüssigkeitsspiegel aufrechtzuerhalten. Um die Flüssigkeitsspiegel anzupassen, kann der Körper aktiv Elektrolyte in Zellen hinein oder heraus bewegen. Die richtigen Elektrolytkonzentrationen, auch Elektrolythaushalt genannt, sind also bei der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsgleichgewichts wichtig.

Wird der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht gebracht, kann es zu diversen Störungen im Körper kommen. Ein unausgeglichener Elektrolythaushalt kann beispielsweise entstehen durch:

  • Bestimmte Erkrankungen von Herz, Nieren oder Leber
  • Dehydratation (Wassermangel) zum Beispiel bei Durchfall
  • Überhydratation (Wasserüberschuss) zum Beispiel bei Verabreichung intravenöser Flüssigkeiten in unangemessener Menge
  • Einnahme bestimmter Medikamente
  • An einem heißen Tag viel schwitzen
  • Zu viel oder zu wenig Wasser trinken

Infografik: Elektrolyte - Was sind Elektrolyte, wie entsteht ein Mangel und wie wird dieser behandelt?

Wofür braucht unser Körper Elektrolyte?

Wasser und Elektrolyte kommen in unterschiedlichen Zusammensetzungen in verschiedenen Räumen, sogenannten Flüssigkeitsräumen oder Kompartimenten, des menschlichen Körpers vor. Die Elektrolyte wirken als osmotisch aktive Bestandteile im Wasser. Elektrolyte sind für verschiedene Stoffwechselvorgänge wichtig. Sie regulieren die elektrische Spannung der Zellmembranen: Die Elektrolyte sind in unterschiedlichen Mengen im Zelleninneren sowie außerhalb der Zellen vorhanden. Dadurch entsteht eine elektrische Spannung an den Zellmembranen, die unter anderem für die Weiterleitung von Nervenimpulsen notwendig ist.

Die wichtigsten Fakten zu Elektrolyten kurz zusammengefasst

  • Elektrolyte dienen als elektrische Leiter an den Zellmembranen.
  • Elektrolyte müssen über die Nahrung aufgenommen werden.
  • Hauptregulationsorgan des Wasser- und Elektrolythaushaltes sind die Nieren.
  • Wenn Menschen Ausdauersport betreiben, sollte man auf eine ausreichende Elektrolytzufuhr achten, denn beim Schwitzen verliert der Körper neben Wasser auch wichtige Mineralstoffe.
  • Ein zu viel oder zu wenig an Elektrolyten kann lebensgefährlich sein.
  • Ein zu schneller Ausgleich eines Elektrolytmangels oder Elektrolytüberschusses kann lebensgefährlich sein.

Wie entsteht ein Elektrolytmangel?

Von übermäßigem Durchfall oder von einer ernsten Durchfallerkrankung (zum Beispiel in Folge eines Infekts) ist die Rede, wenn mehr als drei Entleerungen eines flüssigen Stuhls mit einem Gewicht von über 250 Gramm erfolgen. Dabei ist der Durchfall lediglich das Symptom und keine eigenständige Krankheit. Während der "normale" Durchfall oft durch falsche Essgewohnheiten sowie Unverträglichkeiten, auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente wie etwa Antibiotika auftreten kann und sich meist von selbst reguliert, greift die sogenannte richtige "Darm-Grippe" mit Fieber belastet wahrlich ins Volle. Der enorme Wasserverlust plus das Fieber — welches dem geschwächten Körper zusätzlich Flüssigkeit entzieht — kann recht schnell zu Kreislaufschwäche, Antriebslosigkeit, Nierenfunktionsstörungen sowie zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.

 Info:Auch Ausdauersport, übernässiges Schwitzen, gewisse Medikamente, zu viel oder zu wenig trinken, Drogen und Alkohol oder gewisse Leber-, Nieren- oder Herzerkrankungen können zu einem Elektrolytmangel führen.

Um einer Krise rechtzeitig und nachhaltig entgegenzuwirken, werden sogenannte Elektrolytlösungen eingesetzt, welche in gelöster Form über den Mund oder intravenös dem Betroffenen zugeführt werden und so für einen Ausgleich von Wasser- und Elektrolytmangel sorgen.

Wie erkenne ich einen Mangel an Elektrolyten?

Es hängt davon ab, welches Elektrolyt im Ungleichgewicht ist. Im Allgemeinen können folgende Symptome auftreten:

  • sich schwach und müde fühlen
  • Muskelkrämpfe oder Muskelzittern
  • Bluthochdruck
  • Herzrhythmusstörungen
  • Übelkeit, Verstopfung, Darmverschluss
  • Lähmungen
  • Lethargie oder verwirrt sein
  • Verhaltensänderung
  • Kopfschmerzen
  • Bewusstlosigkeit

Der Arzt kann mit einem einfachen Bluttest feststellen, welche Elektrolyte nicht im Gleichgewicht sind.

Was kann ich gegen einen Elektrolytmangel tun?

Wichtig ist es, die Ursache des Elektrolytmangels herauszufinden und zu bekämpfen. Je nach Vorliebe kann man Elektrolyte in Pulver-, Tabletten- oder Gel-Form einnehmen. Möchte man die Elektroyltlösung selber machen, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesbezüglich zum Ausgleich der Verluste eine bestimmte Mischung (siehe unten).

Besteht ein schwerer Elektrolytmangel, muss dieser im Krankenhaus behandelt werden. Dort kommen verschiedene Elektrolytlösungen zum Einsatz, dies ist eine wässrige Lösung mit gezielter Salzkonzentration. Es wird unterschieden zwischen isotoner Kochsalzlösung und Ringer-Lösung.

  • Isotonische Kochsalzlösungen bedienen zum Beispiel folgende Anwendungsgebiete: Chloridverlust, hypotone Dehydratation, kurzfristiger intravasaler Volumenersatz, isotone Dehydratation, Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution bei hypochlorämischer Alkalose.
  • Ringerlösung-Fertigmischungen beinhalten Natrium-, Kalium- und Calciumchlorid in wässriger isotoner Lösung und sind unter anderem für folgende Anwendungsgebiete angezeigt: als Trägerlösung für kompatible Arzneimittel als intravasaler Volumenersatz, als Flüssigkeitsersatz bei Verlust extrazellulärer Flüssigkeiten (Hypovolämie), Elektrolytlösungen sind in verschiedenen Varianten und von bestimmten Herstellern erhältlich.

Was hat es mit dem Hype um Elotrans als Katermittel auf sich?

Elotrans wird als Pulver gegen Durchfall verschrieben, es gilt als Elektrolytersatzlösung. Viele Menschen missbrauchen es neuerdings aber als Anti-Kater-Mittel. Den Hype verdankt das angebliche Wundermittel den sozialen Medien - angeblich soll in einigen Clubs Elotrans gleich mit dem Alkohol zum Kauf angeboten werden. Elotrans als Anti-Kater-Mittel einzunehmen ist leichtsinnig: Bei Diabetikern aber auch Personen mit Nierenfunktionsstörungen, Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck kann die Einnahme von Elektrolytlösungen lebensgefährlich werden.

Wie sinnvoll sind Elektrolytlösungen gegen Katersymptome?

Der genaue Mechanismus der Alkoholintoxikation, auch Kater genannt, ist noch nicht vollständig geklärt. Man weiß, dass Alkohol dem Körper Wasser und Mineralstoffe entzieht. Dies ist jedoch nicht der alleinige Grund für Katersymptome. In der Forschung werden diverse andere Faktoren wie Alkohol-Metabolite, Neurotransmitter-Veränderungen, Entzündungsfaktoren und mitochondriale Dysfunktionen diskutiert. Elektrolytlösungen sind generell gut, um das Ungleichgewicht von Wasser und Mineralstoffen auszugleichen. Diese Mittel sollten jedoch nicht für die Behandlung von Katersymptomen missbraucht werden, denn generell ist es gefährlich zu glauben, ein effektives Anti-Kater-Mittel zur Verfügung zu haben: Alkohol wirkt als Zellgift, schädigt Nerven, Leber, das Gehirn, kann diverse Krankheiten auslösen oder begünstigen. Zusätzlich können diese Elektrolytlösungen für viele Menschen gefährlich sein: Diabetiker müssen berücksichtigen, dass das Präparat Zucker enthält. Auch Personen mit Nierenfunktionsstörungen, Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz dürfen diese Produkte nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt bekommen.

Kann ich Elektrolytlösungen selber machen?

Eine selbstgemachte Elektrolytlösung kann helfen, den Flüssigkeits- und Mineralienhaushalt von Erwachsenen bei Durchfall wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Zubereitung einer Trinklösung gemäß Empfehlung der WHO: 4 Teelöffel Zucker, ¾ Teelöffel Salz, 1 Tasse Orangensaft oder ersatzweise 2 Bananen dazu essen, 1 Liter Mineralwasser oder industriell aufbereitetes Wasser.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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