Wie geht ein Tinnitus wieder weg?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Birgit Wickner, Pharmazieingenieurin bei mycare.de
Aktualisiert: 23.11.2021

Eine Frau fasst sich an ihr Ohr, weil es darin piept.

Unter Tinnitus aurium verstehen Ärzte ein "Phantomgeräusch", das sogenannte ein- oder beidseitige "Klingeln im Ohr". Das Geräusch wird nicht durch äußere Schallquellen bzw. Reize hervorgerufen, sondern erscheint von selbst und verschwindet im Normalfall auch schnell wieder.

Tinnitus gilt als eine Störung des natürlichen, gesunden Hörempfindens.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Sicher hat jeder schon einmal ein Piepen im Ohr vernommen. So lange der hohe oder tiefe Pfeifton nach wenigen Sekunden wieder verschwindet, ist es weder besorgniserregend noch schlimm.

Häufen sich die Attacken und werden die akuten Ohrgeräusche lauter und länger, sollten Betroffene zeitnah einen HNO-Arzt konsultieren. Finden sich organische Ursachen für das Pfeifen, können diese meist schnell behoben werden.

Welche Symptome treten bei Tinnitus auf?

Der Tinnitus kann mittig im Kopf, auf einem oder auf beiden Ohren wahrgenommen werden.

Bei einigen Betroffenen treten die beschriebenen Ohrgeräusche in unterschiedlicher Reihenfolge abwechselnd auf. Auch das Vorhandensein von nur einem Störgeräusch ist durchaus keine Seltenheit.

In der Intensität können auftretende Ohrgeräusche stark variieren. So gibt es ein Pfeifen, das intervallartig auftritt ebenso, wie ein Rauschen, das immer wiederkehrt. Ein weiteres Symptom eines Anfalls kann ein plötzlich auftretender Hörverlust sein.

Es kann zudem zum Auftreten von Begleitsymptomen kommen, wie Schlafstörungen oder Konzentrationsstörungen.

Wie kann ein Tinnitus ausgeprägt sein?

Tinnitus wird in der Regel in vier verschiedene Schweregrade unterteilt:

Erster Grad: Es kommt zu leichten Ohrgeräuschen, die kaum störend wirken und den Alltag nur wenig belasten. Sie schwimmen in den allgemeinen Tönen mit und fallen kaum auf.

Zweiter Grad: In leisen Momenten kommen Geräusche wie Klingeln, Summen oder lästiges Pfeifen stark zur Geltung. Es fällt schwer, sich auf etwas zu konzentrieren. Auch gelingt es nur schwer, den "Ton im Kopf" mit anderen Mitteln, wie beispielsweise Musik, zu übertönen. Hier wird das unangenehme Ohrgeräusch für Betroffene bereits zur Last.

Dritter Grad: Die Steigerung der Geräusche im Ohr erreicht ihren Höhepunkt. Der Ton bzw. die Ohrgeräusche rauben Betroffenen den gesunden Schlaf und können zu starken Konzentrationsproblemen führen.

Vierter Grad: Halten die extrem starken und quälenden Ohrgeräusche längere Zeit an, spricht der Arzt von einem chronischen Tinnitus. Die Dauerbeschallung mit Tönen verschiedener Art greift die Psyche und den Körper des Tinnitus-Betroffenen an. Menschen mit chronischem Tinnitus wirken oft sehr nervös, sehen sich öfter mit Magen-, Darmproblemen konfrontiert und können auf Dauer depressiv werden.

Welche Tinnitus-Arten gibt es?

Subjektiver Tinnitus: 99 Prozent aller Ohrgeräuschs-Fälle sind von der subjektiven Form der Hörstörung betroffen. Es scheinen keine organischen Gründe für den unerwünschten Lärm im Ohr vorzuliegen. Einen großen Einfluss nimmt das Gehirn auf die Intensität der Hörstörung. So ist es durchaus dazu fähig, Höreindrücke zu mindern oder zu verstärken. Diese Eigenschaft hilft bei der so genannten "Tinnitus-Retraining-Therapie". Hier werden Ohrgeräusche von unserem Gehirn während therapeutischer Sitzungen herausgefiltert oder bewusst "überhört".

Objektiver Tinnitus: Eine seltene Variante unter den Geräuschen im Ohr stellt der objektive Tinnitus dar. Hier geht die Medizin von einer Schallquelle aus, die wahrscheinlich vorhanden ist, wie beispielsweise Strömungsgeräusche eines verengten Blutgefäßes. Dabei kommt es vor, dass der HNO-Arzt die Geräusche während der Untersuchung selbst wahrnimmt. Bei diesen Geräuschen handelt es sich oft um ein Zischen oder um ein Gurgeln. Kann die Störung vom Arzt operativ oder auch medikamentös beseitigt werden, hört das Störgeräusch abrupt auf und kommt kaum wieder.

Welche Ursachen hat ein Tinnitus?

Tinnitus allein genommen darf kaum als eigenständiges Krankheitsbild gesehen werden. Die verschiedenen bzw. möglichen Ursachen müssen vom Hausarzt, ebenso wie vom HNO-Arzt und im Zweifelsfall auch vom Neurologen genau untersucht werden.

Mögliche Ursachen sind:

  • Stress gilt als ein wichtiger Faktor im Zusammenhang mit chronischem Tinnitus oder Ohrgeräuschen allgemein.
  • In sehr seltenen Fällen kann eine Verengung der Gefäße durch Erkrankungen wie Diabetes oder Herzrhythmusstörungen sowie Geschwülste der Anlass sein.
  • Auch Genussgifte wie etwa Alkohol und erhöhter Konsum von Zigaretten stehen unter dringendem Verdacht, eine Tinnitus-Attacke auslösen zu können.

Ob die Vererbung mit hineinspielt, ist derzeit noch unklar. Kommen Tinnitus-Fälle in der Familie häufig vor, kann man mit dem Arzt über etwaige Präventionsmaßnahmen sprechen.

Kann Ohrenschmalz ein Auslöser von Tinnitus sein?

Zu den harmlosen Auslösern zählt der Ohrenschmalz. Bildet sich durch falsche Pflege des Ohrinnenkanals ein harter Pfropf, kann das normale Hörempfinden und die Hörqualität stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Aufgrund der Druckbelastung durch die Verstopfung im Innenkanal werden zum Teil falsche Signale weitergetragen, die unbehandelt schließlich in störenden Ohrgeräuschen münden.

Gibt es psychische Ursachen von Tinnitus?

Menschen mit hoher Empfindsamkeit neigen ebenfalls gehäuft zu störenden Ohrgeräuschen. Wird vom HNO-Arzt und auch von weiteren Ärzten keine körperliche Ursache festgestellt, kann eine eingehende Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) sowie autogenes Training helfen, das lästige Ohrgeräusch zu lindern.

Eine gute Tinnitus-Therapie beinhaltet fast immer eine Anleitung zu Entspannungsübungen, die echte Linderung versprechen.

Wie kann ein Tinnitus gelindert werden?

Folgende Maßnahmen können helfen, den Tinnitus zu lindern:

  • Stress reduzieren.
  • Starke Lärmquellen meiden, wie beispielsweise Baustellenlärm oder Konzerte.
  • Verzicht auf Koffein, Alkohol und Nikotin.
  • Gedankenaustausch mit anderen Betroffenen (entlastet die Seele und schenkt ein Gefühl von Hoffnung).

Als unterstützende Behandlung von ärztlich abgeklärten Hörstörungen empfiehlt sich das Trockenextrakt von Gingkoblättern. Dieser soll die Fließfähigkeit des Blutes verbessern und dadurch die benötigte Gehirndurchblutung anregen.

Helfen Ruhe und Entspannung?

"In der Ruhe liegt die Kraft!" Menschen mit akutem oder chronischem Tinnitus brauchen viel Geduld. Oft ist es leider mit einem oder zwei Arztbesuchen nicht getan.

Bleiben die Beschwerden im Ohr trotz Arztbesuch bestehen, sollte man sich, solange die Hörstörung akut ist, eine kleine Auszeit gönnen. Da die Störgeräusche Körper und Seele angreifen, sollte zeitnah nach sinnvollen, therapeutischen Maßnahmen geforscht werden.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Pharmazieingenieurin Birgit Wickner

Über unsere Autorin:

Birgit Wickner | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Als Pharmazieingenieurin liegt mir die Gesundheit unserer Kunden am Herzen. Um dahingehend optimal beraten zu können, bilde ich mich regelmäßig fort. Mehr über B. Wickner

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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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