Ischias Schmerzen - Ein Leitfaden
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 07.06.2024
Ischiasschmerzen werden durch die Reizung oder Kompression des Ischiasnervs verursacht. Der Ischiasnerv, als längster Nerv im menschlichen Körper, erstreckt sich vom unteren Rücken bis hinunter zum Fuß und spielt eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Signalen zwischen dem Rückenmark und den Beinen. Um Ischiasschmerzen vorzubeugen und ihre Auswirkungen zu minimieren, sind regelmäßige Bewegung, gesunde Körperhaltung und richtige Hebe- und Tragetechniken von entscheidender Bedeutung.
Wo sitzt der Ischiasnerv?
Der Ischiasnerv, auch Ischias oder Nervus ischiadicus genannt, ist der längste Nerv im menschlichen Körper. Er verläuft vom unteren Rücken über das Gesäß bis hinunter zu den Beinen. Er entspringt aus den Nervenwurzeln im unteren Rückenmark (Lendenwirbelsäule) und verläuft dann entlang des Beckens, durch das Gesäß und den Oberschenkel bis zum Unterschenkel und Fuß.
Was ist das Ischias-Syndrom?
Das Ischias-Syndrom, auch Ischialgie genannt, bezieht sich auf Schmerzen, die entlang des Ischiasnervs ausstrahlen. Diese Schmerzen können von der Lendenwirbelsäule bis hinunter zum Fuß auftreten und werden häufig durch eine Reizung oder Kompression des Ischiasnervs verursacht. Das typische Ausstrahlungsmuster des Ischias-Syndroms sind Schmerzen an der Lendenwirbelsäule (unterer Rücken), im Gesäß, an der Rückseite des Oberschenkels, im Wadenbereich oder sogar im Fuß. Oft werden sie von Kribbeln, Taubheit oder muskulärer Schwäche begleitet.
Wie unterscheidet es sich von anderen Rückenschmerzen?
Ischiasschmerzen unterscheiden sich von anderen Rückenschmerzen durch ihr typisches Ausstrahlungsmuster. Während allgemeine Rückenschmerzen oft lokal begrenzt sind und sich auf den Rückenbereich beschränken, strahlen Ischiasschmerzen typischerweise entlang des Ischiasnervs aus und können bis in den Unterschenkel oder in den Fuß ausstrahlen. Darüber hinaus können Ischiasschmerzen mit Kribbeln, Taubheit oder Muskelschwäche einhergehen, was bei anderen Formen von Rückenschmerzen weniger häufig vorkommt.
Wie häufig treten Ischiasschmerzen auf?
Ischiasschmerzen sind ziemlich häufig und können Menschen jeden Alters betreffen, obwohl sie häufiger bei Erwachsenen mittleren Alters auftreten. Sie können durch verschiedene Faktoren wie Verletzungen, Bandscheibenvorfälle, degenerative Veränderungen der Wirbelsäule oder einfach durch übermäßige Belastung verursacht werden.
Welche Ursache haben Ischiasschmerzen?
Ischiasschmerzen können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Eine häufige Ursache ist ein Bandscheibenvorfall, bei dem ein Teil der Bandscheibe zwischen den Wirbeln hervorquillt und auf den Ischiasnerv drückt, was zu Schmerzen und anderen Symptomen führt. Ferner sind Muskelverspannungen im Bereich des Gesäßes eine häufige Ursache für Ischiasschmerzen. Darüber hinaus können Verengungen des Wirbelkanals (Spinalstenose), Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) des unteren Rückens sowie traumatische Verletzungen oder Tumore Ischiasschmerzen verursachen.
Welche Symptome lassen auf Ischias schließen?
Die Schmerzen können im unteren Rücken beginnen und entlang des Ischiasnervs bis in den Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß ausstrahlen.
Der Schmerz kann stechend, brennend oder elektrisierend sein und sich bei bestimmten Bewegungen oder Positionen verschlimmern.
Viele Betroffene mit Ischias verspüren auch Taubheitsgefühle oder Kribbeln entlang des betroffenen Beins. Dies kann darauf hinweisen, dass der Ischiasnerv gereizt oder komprimiert ist.
In einigen Fällen kann Ischias auch zu Muskelschwäche führen, insbesondere im betroffenen Bein. Betroffene können Schwierigkeiten haben, ihr Bein zu heben, zu gehen oder bestimmte Bewegungen auszuführen.
Wann ist der Gang zum Arzt angeraten?
Es wird empfohlen, einen Arzt aufzusuchen, wenn Ischiasschmerzen schwerwiegend sind, länger als eine Woche anhalten, mit Taubheitsgefühlen oder Muskelschwäche einhergehen, oder wenn sie nach einer Verletzung oder einem Unfall auftreten.
Wenn zusätzlich zu den Beschwerden Blasen- oder Darmkontrollprobleme auftreten, sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Dies ist ein medizinischer Notfall.
Die sogenannte Reithosenanästhesie ist ein spezifisches neurologisches Symptom, das typischerweise bei einer Schädigung des Cauda-Equina-Syndroms (CES) auftritt. Der Begriff "Reithosenanästhesie" bezieht sich auf das charakteristische Verteilungsmuster des sensorischen Verlusts, das den Bereich betrifft, der von einer Reithose bedeckt werden würde. Dazu gehören der Perianalbereich, das Gesäß und die Innenseiten der Oberschenkel.
Diese Art der Anästhesie bedeutet, dass die betroffenen Personen ein Taubheitsgefühl oder einen vollständigen Verlust der Empfindung in diesen Regionen verspüren. Das Cauda-Equina-Syndrom ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige Behandlung, da es durch Kompression der Nervenwurzeln im unteren Teil des Rückenmarks verursacht wird. Unbehandelt kann es zu dauerhaften neurologischen Schäden führen, einschließlich Verlust der Blasen- und Darmkontrolle sowie dauerhafter Lähmung der Beine.
Wie wird das Ischias-Syndrom diagnostiziert?
Die Diagnose des Ischias-Syndroms beginnt typischerweise mit einer gründlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung durch einen Arzt. Dazu werden verschiedene Bewegungen durchgeführt, um die Funktionsfähigkeit des Ischiasnervs und der umliegenden Strukturen zu überprüfen.
Zusätzlich können bildgebende Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) durchgeführt werden. Diese Untersuchungen können helfen, Bandscheibenvorfälle, Verengungen des Wirbelkanals oder andere strukturelle Probleme zu erkennen, die den Ischiasnerv beeinträchtigen könnten. Sie werden aber meist erst bei einem längeren Verlauf oder bei unklarer Ursache angewendet.
Wie werden Ischiasschmerzen behandelt?
Die Behandlung von Ischiasschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und der Schwere der Symptome. In den meisten Fällen werden zunächst konservative Behandlungsmethoden angewendet, darunter:
- Gezielte Übungen und Physiotherapie.
- Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen und Naproxen.
- Das Anwenden von Wärmepackungen, als Pflaster, Creme oder Balsam oder aber ohne Wirkstoff als Wärmekissen.
- Injektionen von entzündungshemmenden Medikamenten direkt in den betroffenen Bereich.
- Einige Patienten finden Linderung durch alternative Behandlungsmethoden wie Chiropraktik oder Akupunktur.
In schwereren Fällen, in denen konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden, um die zugrunde liegende Ursache der Ischiasschmerzen zu korrigieren.
Wie kann ich den Schmerzen vorbeugen?
Eine regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur, kann dazu beitragen, die Wirbelsäule zu stabilisieren und das Risiko von Ischiasschmerzen zu verringern.
Beim Heben schwerer Gegenstände ist es wichtig, die richtige Technik zu verwenden, um Überlastungen und Verletzungen zu vermeiden. Dazu gehört das Heben mit den Beinen statt mit dem Rücken und das Vermeiden von Drehbewegungen während des Hebens.
Eine gute Körperhaltung beim Sitzen, Stehen und Heben kann helfen, übermäßigen Druck auf die Wirbelsäule zu vermeiden und das Risiko von Verletzungen zu reduzieren. Dazu empfiehlt sich ein ergonomischer Arbeitsplatz (Stehpult).
Übergewicht kann zu zusätzlichem Druck auf die Wirbelsäule führen und das Risiko von Ischiasschmerzen erhöhen.
Wie wirkt sich das Ischias-Syndrom auf den Alltag aus?
Das Ischias-Syndrom kann erhebliche Auswirkungen auf den Alltag haben, insbesondere wenn die Schmerzen schwerwiegend sind oder mit Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche oder anderen Symptomen einhergehen. Ischiasschmerzen können die Beweglichkeit einschränken und Aktivitäten wie Gehen, Sitzen und Stehen erschweren.
Alle Infos zum Ischias im Überblick
- Der Ischiasnerv ist der längste Nerv des Körpers, er verläuft vom unteren Rücken bis zum Fuß.
- Schmerzen entlang des Ischiasnervs können bis in den Fuß ausstrahlen.
- Konservative Maßnahmen wie Schmerzmittel, Physiotherapie und Injektionen können Linderung bringen.
- Regelmäßige Bewegung, eine gesunde Körperhaltung sowie richtige Hebe- und Tragetechniken helfen zur Prophylaxe.
- Bei schweren Schmerzen, Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche, Blasen- oder Darmkontrollproblemen muss ein Arzt aufgesucht werden.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
Mehr über L. Dolder
Produkte zum Thema Ischias Weitere passende Produkte
Weitere zum Thema passende BeiträgeWeitere Themen
Wir informieren Sie regelmäßig über:
- Top-Angebote
- Neuheiten
- Gewinnspiele
- Gratis-Zugaben
- Gutscheine
- Tipps & Beratung