Der vollständige Leitfaden zu Pantoprazol und wie es bei Sodbrennen helfen kann
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 03.02.2023
Pantoprazol hemmt die Magensäuresekretion. Pantoprazol gehört zu den Protonenpumpeninhibitoren: Der Wirkstoff hemmt die Produktion von Protonen, die in der Magensäure gebraucht werden. Pantoprazol wird deshalb eingenommen bei Sodbrennen und bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren (Ulkuskrankheit). Die Tabletten werden abhängig vom Anwendungsgebiet ein- bis zweimal täglich eine Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen und Durchfall.
Wie wirkt Pantoprazol?
Der Wirkstoff Pantoprazol hemmt die Ausschüttung von Magensäure aus den sogenannten Belegzellen der Magenschleimhaut. Er blockiert dort dauerhaft eine bestimmte Stelle, die über einen Pumpmechanismus für die Freisetzung der Magensäure verantwortlich ist. Genügend Magensäure kann dann erst wieder durch eine neugebildete Protonenpumpe in den Magen abgegeben werden.
Pantoprazol wirkt nicht lokal im Magen, sondern wird im Darm aufgenommen und gelangt über den systemischen Kreislauf zu den Belegzellen, wo das Prodrug (Vorstufe eines Arzneistoffs, der im Körper umgewandelt wird) von der Säure in seine aktive Form umgewandelt wird. Dadurch wird die Salzsäure-Absonderung fast vollständig unterdrückt und Schleimhautschädigungen werden zum Abheilen gebracht.
Pantoprazol wird schnell vom Körper aufgenommen. Die maximalen Serumkonzentrationen werden durchschnittlich nach etwa 2,5 Stunden erreicht. Bei der Wirkdauer kann man von mindestens 24 h ausgehen.
In der Selbstmedikation wird 1 Tablette a 20 mg Pantoprazol täglich eingenommen. Ein Einnahmezeitraum von 2 bis 3 aufeinanderfolgenden Tagen ist in der Regel absolut ausreichend. Wenn keine Beschwerden mehr bestehen, ist die Einnahme zu beenden. Sollten die Beschwerden in diesem Zeitraum nicht besser werden, sich verschlechtern oder unbekannte Symptome auftreten, wird es spätestens jetzt Zeit für die Konsultation des Arztes.
Bei welchen Beschwerden kann Pantoprazol helfen?
Das Einsatzgebiet von Pantoprazol umfasst die Behandlung verschiedener Geschwüre (beispielsweise im Zwölffingerdarm und Magen). Die Erkrankungen können unter anderem durch Medikamente verursacht werden. Dazu zählt zum Beispiel der längerfristige Gebrauch bestimmter Schmerzmittel (nicht-steroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen).
Außerdem wird Pantoprazol zur Therapie und Vorbeugung bei bekannter Refluxösophagitis (Refluxkrankheit mit Entzündung der Speiseröhre) eingesetzt. Saurer Mageninhalt fließt dabei vermehrt zurück in die Speiseröhre.
Behandelt mit Pantoprazol wird auch das Zollinger-Ellison-Syndrom (Geschwürbildung aufgrund von vermehrter Magensäurebildung, verursacht durch ein durch Tumoren gebildetes bestimmtes Hormon). Der Erreger Helicobacter pylori, der häufig wiederkehrende Magen-Darm-Geschwüre auslösen kann, soll in Kombination mit geeigneten Antibiotika mit Pantoprazol beseitigt werden.
Auch bei anderen Erkrankungen, die mit einer krankhaften Bildung von Magensäure einhergehen, wird Pantoprazol genutzt. In der Selbstmedikation findet Pantoprazol Einsatz bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen (leichte Form der Refluxkrankheit).
Wie nehme ich Pantoprazol ein?
Die Einnahme der Tabletten/Kapseln erfolgt in der Regel eine halbe bis eine Stunde vor einer Mahlzeit als Ganzes mit Wasser. Diese magensaftresistenten Darreichungsformen dürfen also nicht zerkaut oder zerstoßen werden. In der Selbstmedikation sollte Pantoprazol nicht vorbeugend genommen werden. Es wird die regelmäßige Einnahme – in der Selbstmedikation - von einmal 20 mg täglich empfohlen, bis die Beschwerden abgeklungen sind, ohne ärztliche Verordnung nicht länger als 14 Tage. Sobald die Symptome verschwunden sind, sollte die Therapie beendet werden.
Durch die Einnahme von Pantoprazol können Symptome von schwerwiegenden Erkrankungen verschleiert werden. Länger anhaltende, unklare oder unbekannte Beschwerden sollten daher vor der Anwendung mit dem Arzt abgeklärt werden. Die Dosierung richtet sich bei verschreibungspflichtigen Präparaten nach dem Beschwerdebild bzw. der vorliegenden Erkrankung und wird deshalb nur vom Arzt bestimmt.
Ist Pantoprazol verschreibungspflichtig?
Für die Selbstmedikation stehen rezeptfreie Versionen mit 20mg zu 7 und 14 Stück-Packungen zur Verfügung, beispielsweise Pantoprazol 20mg von Aliud Pharma. Parallel gibt es verschreibungspflichtige Präparate in den Dosierungen von 20mg und 40 mg je magensaftresistenter Tablette und Packungsgrößen mit bis zu 100 Stück für die gezielte längerfristige Anwendung nach ärztlicher Verordnung.
Kann ich Pantoprazol in der Schwangerschaft einnehmen?
Laut Embryotox (1) dürfen Schwangere und Stillende Pantoprazol einnehmen. Allerdings sollten sie Pantoprazol nur dann nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin einnehmen, wenn es wirklich notwendig ist. Inzwischen wurde in verschiedenen Studien mit insgesamt etwa 6000 Schwangerschaften kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko gesehen.
Gibt es Nebenwirkungen bei der Einnahme von Pantoprazol?
Am häufigsten treten Durchfall und Kopfschmerzen auf. Aber auch andere Magen-Darm-Beschwerden sind möglich sowie Schwindel und Sehstörungen (z.B. verschwommenes Sehen). Es wurden auch Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut wie Juckreiz und Hautausschläge beobachtet.
Pantoprazol kann zu einem erhöhten Risiko für bakterielle Magen-Darm-Infektionen führen. Dies betrifft auch andere Protonenpumpenhemmer, da die Anzahl der üblicherweise im oberen Magen-Darm-Trakt vorkommenden Bakterien durch Pantoprazol erhöht sein kann.
Nicht unbedeutend ist vor allem bei längerfristiger Einnahme ein möglicher Mangel an Vitamin B12 und Mineralstoffen, insbesondere Magnesium. Ein Magnesiummangel zum Beispiel kann sich schleichend entwickeln und u.a. zu Erschöpfungszustanden, Krämpfen, Schwindelgefühl und Herzrhythmusstörungen führen.
Sind Wechselwirkungen von Pantoprazol mit anderen Medikamenten bekannt?
Vielfältige Wechselwirkungen können unter der Therapie mit Pantoprazol auftreten und sind zu beachten. Im Folgenden soll eine kleine Auswahl möglicher Wechselwirkungen aufgeführt werden: Problematisch sind Wirkstoffe, deren Aufnahme vom pH-Wert abhängt. Die gleichzeitige Anwendung von Pantoprazol mit HIV-Arzneimitteln wie beispielsweise Atazanavir, deren Aufnahme pH-abhängig ist, kann zu einer Beeinträchtigung der Wirksamkeit der HIV-Medikamente führen.
Patienten, die Cumarin-Antikoagulantien (Phenprocoumon oder Warfarin) erhalten, sollten sicherheitshalber ärztlich überwacht (Prothrombinzeit/INR) werden. Wenn hohe Dosen Methotrexat gegeben werden, ist ein erhöhter Spiegel dieses Wirkstoffs möglich. Das zeitweise Absetzen von Pantoprazol sollte in ärztlicher Rücksprache in Erwägung gezogen werden.
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollten durch einen Arzt beraten werden, bevor sie Pantoprazol bei Sodbrennen einnehmen. Wenn ein Osteoporoserisiko besteht, sollte der Arzt ebenfalls befragt und gegebenenfalls der Patient zusätzlich mit ausreichend Vitamin D und Calcium versorgt werden.
Sofern alarmierende Symptome (wie z.B. nennenswerter unbeabsichtigter Gewichtsverlust, wiederholtes Erbrechen, Schluckstörungen, Bluterbrechen oder Blutstuhl) auftreten oder der Verdacht auf ein Magengeschwür besteht bzw. ein Magengeschwür existiert, muss eine gefährliche Krankheit durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen werden. Wenn trotz angemessener Behandlung die Beschwerden weiter bestehen, ist ebenfalls ein Arzt aufsuchen. In diesem Fall sind ggf. weitere diagnostische Maßnahmen notwendig.
Literatur:
1. https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/pantoprazol (abgerufen am 05.11.2022)
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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