Was sind die verschiedenen Varianten des Heilfastens?
✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 5 Minuten
Von Dr. Birgit Witte, PTA bei mycare.de
Aktualisiert: 04.07.2022
Beim Fasten wird der Verzicht geübt. Gut bekannt ist das christliche Fasten 40 Tage vor Ostern – hier entscheidet jeder selbst, auf was er verzichten möchte. Manche entscheiden sich für Alkohol, andere für Süßigkeiten oder auch für den Verzicht auf das Smartphone. Im Hinblick auf das Heilfasten wird der Verzicht genauer vorgeschrieben: Bei jeder Fastenart wird auf bestimmte Lebensmittelgruppen verzichtet, um den Körper zu entgiften. Welche das sind, entscheidet sich je nach der Variante des Heilfastens, die gewählt wird. Bevor man sich für das Fasten entscheidet, sollten allerdings ein paar Rahmenbedingungen abgeklärt werden.
Darf ich fasten?
Fasten darf generell jeder Mensch, der gesund ist. Allerdings sollten Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende auf das Fasten verzichten, da die Nährstoffe aus der Nahrung in diesen Lebensphasen sehr wichtig sind. Bei Unsicherheiten bezüglich des Fastens ist der (Haus-)Arzt der richtige Ansprechpartner. Generell sollte das medizinische Heilfasten am besten unter ärztlicher Aufsicht und Rücksprache mit dem (Haus-)Arzt durchgeführt werden. Es kann bei verschiedenen Erkrankungen sogar hilfreich sein, unter anderem bei Stoffwechselstörungen und einigen chronischen Erkrankungen. Aber dann ist eine ärztliche Rücksprache über das Vorgehen Pflicht und gegebenenfalls eine professionelle Überwachung nötig.
Welches Fasten passt zu mir?
Es gibt verschiedene Varianten des Fastens – bei einigen wird komplett auf feste Nahrung verzichtet, bei anderen die Nahrungsmittelaufnahme eingeschränkt. Ziele beim Fasten sind unter anderem
- die Senkung der Blutfettwerte,
- Gewichtsverlust,
- ein gestärktes Immunsystem und
- eine stabilere Darmfunktion.
Mit welcher Fastenvariante diese Ziele erreicht werden, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wichtig ist, dass Sie sich eine Variante aussuchen, die sie möglichst bis zum Ende durchhalten können.
Die Phasen des Heilfastens
Jede Fastenart hat verschiedene Phasen. Generell lassen sich Fastenkuren in vier Phasen unterteilen - im Detail kann es allerdings Abweichungen bei verschiedenen Fastenarten geben:
- Entlastungsphase: Der Organismus bereitet sich auf die kommende Fastenzeit vor. In dieser Zeit lernt der Körper, Schritt für Schritt auf die bisherige Nahrung zu verzichten und sich auf die eher flüssige Ernährung umzustellen.
- Fastenphase: Dem Organismus werden notwendige Stoffe in vorgegebenen Mengen zu bestimmten Zeitpunkten geliefert. So lernt der Körper nach und nach, auf feste Nahrung zu verzichten.
- Aufbauphase: Dies ist der Zeitpunkt, ab dem feste Nahrung wieder erlaubt ist. Ein langsames Angleichen an die feste Kost ist erforderlich, damit sich Organismus und Stoffwechsel achtsam umstellen können.
- Gesunde Ernährung: Phase vier zeigt, ob die Kur gefruchtet hat und ob man bereit ist, die gesunde Ernährung fortzuführen ohne das Fasten fortzuführen.
Fasten nach Mayr
Diese Fastenkur ist gehört eher zu den längeren Varianten, da sie über zwei bis vier Wochen durchgeführt werden sollte. Das Fasten nach Mayr wird auch die Milch-Semmel-Kur genannt – daraus erschließt sich, was gegessen und getrunken werden sollte: Pro Tag drei Semmeln mit maximal einem halben Liter Milch. Entwickelt wurde die Kur vom österreich-ungarischen Arzt Dr. Franz Xaver Mayr – mit Semmeln sind hier trockene Weißmehlbrötchen gemeint. Die drei Semmeln und die Milch sollten auf drei Hauptmahlzeiten aufgeteilt werden – Zwischenmahlzeiten sind nicht erlaubt. Es darf aber ungesüßter Tee und Wasser nach Belieben getrunken werden. Bei den Mahlzeiten sollten Sie vor allem langsam essen. Kleine Bissen, die langsam gekaut werden, sorgen für ein bewusstes Essen und eventuell einen verbesserten Ablauf des Verdauungsprozesses. Dieses Fasten eignet sich vor allem für Menschen, die häufig von Verstopfung, Sodbrennen oder Antriebslosigkeit geplagt sind und sich eine zu hastige Essweise abgewöhnen wollen.
Molke-Fasten
Molke ist ein Nebenprodukt bei der Käseherstellung. Sie besteht aus Wasser, Milchzucker und verschiedenen Vitaminen sowie Mineralstoffen und Eiweiß, ist aber nahezu fettfrei. Beim Molkefasten sollen über den Tag verteilt 5 Portionen getrunken werden, sodass Sie auf eine Gesamtmenge von etwa einem Liter Molke kommen. Zusätzlich können Sie etwa 3 Liter kohlensäurefreies Mineralwasser und Fruchtsäfte trinken. Auf feste Nahrung wird verzichtet. Eine Molkekur kann unter anderem dabei helfen, das Magen-Darm-System zu sanieren. Die Kur kann von einigen Tagen bis zu vier Wochen dauern.
Früchtefasten
Der Name zeigt bei dieser Art des Fastens an, was gegessen werden darf: Früchte und Obst. Außerdem können leicht gedünstetes Gemüse und Nüsse auf dem Essensplan stehen. Das Ziel ist die Entschlackung und Entgiftung des Körpers. Zur Reduzierung von Gewicht ist das Früchtefasten eher nicht geeignet. Eine Früchtefastenkurz dauert in etwa eine Woche. Während des Fastens werden die vorhandenen Mahlzeiten durch Früchte ersetzt. Tabu sind Rauchen, Alkohol und Kaffee während der Fastenzeit.
Markert-Diät
Dieses modifizierte Fasten geht auf den Mediziner Dieter Markert zurück. Durch die spezielle Ernährung in der Fastenzeit soll die Schilddrüse angeregt werden, sodass eine Gewichtsreduktion einsetzt. Diese Diät besteht ursprünglich aus einer selbst zubereiteten Gemüsebrühe und aus Drinks, die den Körper mit viel Eiweiß versorgen, beispielsweise das Formoline Eiweiß Diät Pulver zum Anmischen. In der neuen Variante bleibt der Eiweißdrink erhalten und zusätzlich wird auf eine Ernährungsumstellung gesetzt. Ein bis zwei Wochen sollte sie maximal durchgeführt werden, damit aufgrund der einseitigen Ernährung keine Mangelerscheinungen auftreten.
Buchinger-Heilfasten
Diese Methode ist die wahrscheinlich am häufigsten verwendete Methode. Dr. Otto Buchinger begründete dieses modifizierte Fasten. Bei der Buchinger-Methode handelt es sich um eine reine Trinkkur, insgesamt werden drei Liter pro Tag getrunken:
- Morgens: Kräutertee oder Fastentee
- Mittags: frisch zubereitete Gemüsebrühe oder Gemüsesaft
- Abends: wiederum Tee, zum Beispiel Fenchel-, Brennnessel– oder Melissentee.
Zur Vorbereitung auf die Fastentage bieten sich sogenannte Entlastungstage an, an denen nur leichte Kost gegessen wird. Auch zum Fastenbrechen ist diese leichte Kost gut geeignet. Anfänger können bis zu fünf Tage fasten und sollten nach dem Fastenbrechen mindestens zwei Aufbautage mit leichter Kost folgen lassen. Regelmäßige, ausreichende Bewegung wie Yoga und ein Spaziergang an der frischen Luft sind ebenso Bestandteil des Buchingerfastens wie auch Wechselduschen oder Leberwickel. Auch der ausreichende Schlaf ist wichtig.
Schrothkur
Die klassische Schrothkur ist ein ganzheitliches Naturheilverfahren, das auf Trink- und Trockentage setzt. Sie sollte am besten unter ärztlicher Anleitung durchgeführt werden, im idealen Fall in einer Fachklinik. Während einer Schroth-Kur kann eine gesunde Mischkost zu sich genommen werden, mit maximal 1000 bis 1500 Kilokalorien pro Tag. Getrunken werden dürfen Tees, naturtrübe Säfte und salzlose Gemüsebrühe. Außerdem gehören Schrothsche Wickel, benannt nach dem Entwickler der Schrothkur, Johannes Schroth, ebenso zu den Maßnahmen wie moderate Bewegung, um die Reinigung des Verdauungstraktes zu fördern.
Teefasten
Teefasten ist wahrscheinlich die klassischste und strengste Form des Fastens. Drei Liter Flüssigkeit sollen am Tag getrunken werden. Mindestens zwei Liter davon sollen Mineral- oder Leitungswasser sein, die restliche Flüssigkeit Tee in verschiedenen Sorten. An den reinen Fastentagen gibt es keine andere Nahrungsaufnahme. Dadurch wird der Körper stark belastet, und kann mit Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen auf den Mangel an Nährstoffen reagieren. Nur Menschen mit einer intakten Gesundheit sollten dieses Fasten wagen.
Saftfasten
Obst- und Gemüsesäfte sowie Wasser und Tee stehen auf dem Fastenplan dieser Variante des Heilfastens. Da dem Körper so wichtige Nährstoffe und Eiweiße fehlen, sollte diese Kur nur wenige Tage oder über ein Wochenende durchgeführt werden. Durch die Säfte werden weiterhin Kalorien aufgenommen, sodass der Körper nicht so stark belastet wird wie bei Fastenarten, deren Kalorien pro Tag gegen 0 gehen. Je nach Fastendauer sollte zum Fastenbrechen Schonkost zu sich genommen werden, um den Körper langsam wieder an die Nahrungsaufnahme zu gewöhnen.
Das Heilfasten nach Hildegard von Bingen
Etwa sieben Tage soll bei dieser Fastenform auf reichhaltige Nahrung verzichtet werden. Im Vorfeld kann es hilfreich sein, den Körper auf das Fasten nach Hildegard von Bingen vorzubereiten. Drei bis vier Tage vor dem Fasten bietet es sich an, die Nahrung auf leicht verträgliche Nahrungsmittel umzustellen, wie unter anderem Obst, Gemüse und klare Suppen. Zu Beginn des Fastens sollte zudem der Darm durch verschiedene Hilfsmittel, wie Glaubersalz, entleert werden.
In der ersten Phase des Fastens stehen vor allem Dinkelprodukte auf dem Fastenplan. Obst, Gemüse, Wasser und Fencheltee sowie Kräutertees sind ebenfalls erlaubt. Etwa ein bis zwei Tage dauert diese Phase. In der zweiten Phase, die bis zu fünf Tage dauern kann, werden keine festen Nahrungsmittel mehr gegessen. Stattdessen liegt der Fokus auf einer Dinkel-Gemüsebrühe sowie auf Fencheltee. Beide sollen ausgleichend auf den Säure-Basen-Haushalt des Körpers wirken.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Birgit Witte | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Als Pharmazeutisch-technische Assistentin mit über 20 jähriger Berufserfahrung interessiere ich mich nicht nur für die Geschichte der Pharmazie - vor allem liegt mein Fokus auch auf modernem Wissen und aktuellen Themen, um in allen Gebieten rund um die Gesundheit umfassend zu beraten. Mehr über B. Witte
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