Antazida - 8 wichtige Fragen und Antworten
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 27. 10. 2022
Antazida sind Medikamente, welche den pH-Wert im Magen erhöhen, das heißt, sie neutralisieren die Magensäure und lindern so säurebedingte Beschwerden wie zum Beispiel Sodbrennen. Sobald Nahrung in den Magen gelangt, produziert dieser Magensäure, denn eine normale Menge an Magensäure ist für die Verdauung unerlässlich. Wird zu viel Magensäure produziert, können Antazida gegen die damit einhergehenden Beschwerden helfen.
Was sind Antazida?
Antazida sind basische Substanzen. Sie werden hauptsächlich bei Sodbrennen, Refluxbeschwerden und saurem Aufstoßen verordnet. Antazida bestehen aus chemischen Verbindungen und enthalten Magnesium, Aluminium und Calcium. Sie wirken rein symptomatisch. Antazida können zwischen den Mahlzeiten oder aber auch bei Bedarf verabreicht werden. Für die Selbstmedikation ist die Therapiedauer auf zwei Wochen beschränkt. Nimmt man zusätzlich andere Arzneimittel ein, sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden eingehalten werden, denn Antazida können die Aufnahme von anderen Medikamenten beeinträchtigen.
Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen der Antazida gehören eine Veränderung des Stuhlgangs – vor allem die Konsistenz des Stuhlganges kann sich verändern. Es kann zudem zu Störungen des Mineralstoffhaushalts kommen, dies tritt vor allem bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz, bei einer Überdosierung oder bei einer Langzeiteinnahme der Antazida auf.
Gegen welche Beschwerden können Antazida eingesetzt werden?
Antazida werden zur Linderung von Sodbrennen, Refluxbeschwerden und saurem Aufstoßen verschrieben
Magensäure spielt eine Rolle bei einer Reihe von anderen Erkrankungen des Magens. Bei diesen Erkrankungen ist es wichtig, die Säure zu neutralisieren, um die Schädigung des Magens und des Darms nicht weiter voranzutreiben. Dies lindert gleichzeitig auch die Symptome.
Auch das sogenannte peptische Geschwür, eine Magenentzündung (Gastritis) und die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) sind typische Erkrankungen des Magens, welche mit einer vermehrten Säurebildung einhergehen. Bei leichten durch Magensäure verursachten Symptomen reicht es, ein Antazidum zu verwenden. Jedoch reichen Antazida zur Behandlung von schweren säurebedingten Erkrankungen wie Geschwüren und schwerer Gastritis nicht aus.
Antazida werden auch gegen Verdauungsbeschwerden und ein Druck- und Völlegefühl in der Magengegend verordnet. Zudem wurden sie früher als Magenschutz während der Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln dazugegeben
Auch bei der Behandlung der Krankheit “Ulcus ventriculi” haben Antazida durch Verfügbarkeit besser wirksamer Alternativen nur noch eine geringe Bedeutung.
Wie wirken Antazida?
Antazida bedienen sich einem einfachen chemischen Grundprinzip: Säuren lassen sich durch Basen neutralisieren. Bei Antazida handelt es sich also um basische Substanzen, welche die Magensäure neutralisieren. Die Säure im Magen besteht aus positiv geladenen Protonen (Wasserstoffionen oder sogenannte H+-Ionen). Die Antazida, welche basisch sind, bestehen aus negativ geladenen Substanzen wie Carbonat oder Hydroxid. Diese negativen Teilchen neutralisieren die positiven Protonen der Säure. Antazida bekämpfen also nicht die Ursache, sondern nur die Symptome.
Die einzelnen Wirkstoffe werden oft in Kombinationspräparaten zusammengesetzt, zum Beispiel Magnesium- und Calciumcarbonat: Calciumcarbonat wirkt schnell, die Wirkung von Magnesiumcarbonat hält lange an. Zudem hebt das Magnesiumcarbonat die verstopfende Wirkung des Calciumcarbonats auf. Die Kombination aus Aluminium- und Magnesiumhydroxid hat den Vorteil, dass sie neben der neutralisierenden Wirkung auch die Magenschleimhaut schützt.
Welche Nebenwirkungen sind bei der Einnahme von Antazida möglich?
Es kann zu Durchfall oder Verstopfung oder zu Störungen des Mineralstoffhaushalts kommen: Je nach Antazida kann es zu einer Hypermagnesiämie (Magnesium), einer Hypercalcämie (Calcium), einer Hypophosphatämie (Aluminium bindet Phosphat) oder zur Einlagerung von Aluminium im Nerven- und Knochengewebe (Aluminium) kommen. Störungen des Mineralstoffhalts treten vor allem bei einer vorbestehenden Niereninsuffizienz und bei einer längerfristigen und hochdosierten Einnahme auf.
Eine weitere Nebenwirkung ist das Aufstoßen bei Carbonaten aufgrund der Bildung von Kohlenstoffdioxid. Insbesondere bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz kommt es zu einem Verlust an Säure - dadurch wird der Urin basisch, was Nierensteine begünstigen kann.
Gibt es Wechselwirkungen von Antazida und anderen Medikamenten?
Antazida können mit einigen Medikamenten Komplexe bilden und so ihre Aufnahme und ihre Wirksamkeit verringern. Typische Beispiele solcher Medikamente sind etwa Eisenpräparate, gewisse Antibiotika (Chinolone, Tetrazykline), Entzündungshemmer, Salicylate und Bisphosphonate. Aus diesem Grund soll ein Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme des Antazidums und der weiteren Medikamente liegen. Während einer Antibiotikatherapie ist von Antazida abzuraten.
Personen mit einer Herzerkrankung, Bluthochdruck oder einer Nierenerkrankung sollten sich immer zuerst an einen Arzt wenden, bevor sie ein Antazidum einnehmen.
Welche Medikamente sind Antazida?
- Aluminiumhydroxid
- Aluminiummagnesiumsilikat
- Aluminiumoxid (Algeldrat)
- Calciumcarbonat
- Carbaldrat
- Hydrotalcit
- Magaldrat
- Magnesiumcarbonat
- Magnesiumhydroxid
- Magnesiumoxid
- Magnesiumtrisilicat
- Natriumhydrogencarbonat
Heutige Antazida sind meist eine Kombination aus mehreren Wirkstoffen. Zum Überblick hier die drei wichtigsten Klassen mit ihren Nebenwirkungen:
- Natriumbikarbonat und Kalziumkarbonat, die stärksten Antazida, können gelegentlich zur schnellen, kurzfristigen Linderung eingenommen werden. Da diese Mittel jedoch ins Blut aufgenommen werden, kann die Daueranwendung das Blut zu alkalisch machen, was zu Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwächegefühl führen kann. Daher sollten diese Antazida im Allgemeinen
- Magnesiumhydroxid wirkt schnell und neutralisiert effektiv die Säuren. Magnesium ist jedoch auch ein Abführmittel. Der Stuhlgang bleibt im Normalfall regelmäßig, wenn nur wenige Esslöffel täglich eingenommen werden. Mehr als vier Dosen pro Tag können zu Durchfall führen. Da Magnesium in geringer Menge ins Blut aufgenommen wird, sollten Menschen mit Nierenschäden das Magnesiumhydroxid nur in geringen Dosen einnehmen. Um Durchfall vorzubeugen, enthalten viele Antazida sowohl Magnesium- als auch Aluminiumhydroxid.
- Aluminiumhydroxid ist ein relativ sicheres, häufig verwendetes Antazidum. Allerdings kann Aluminium im Verdauungstrakt Phosphat binden und so zu Kalziummangel im Körper führen und die Phosphatspiegel im Blut senken, was zu Schwächegefühl, Übelkeit und Appetitlosigkeit führt. Das Risiko dieser Nebenwirkungen ist bei Alkoholikern, unterernährten Menschen und Nierenkranken, einschließlich Dialysepatienten, höher. Aluminiumhydroxid kann außerdem Verstopfung verursachen.
Wie werden Antazida eingenommen?
Antazida sind unter anderem in Form von Lutschtabletten, Kautabletten, als Pulver und als Gele zum Einnehmen im Handel.
Antazida werden üblicherweise regelmäßig nach dem Essen oder nach Bedarf eingenommen. Die Suspensionen müssen vor der Anwendung geschüttelt werden. Antazida sollen von den Patienten in der Selbstmedikation nur maximal zwei Wochen eingenommen werden. Bei länger andauernden Beschwerden muss ein Arzt konsultiert werden, weil die Ursache wie beispielsweise ein Magen- oder Darmgeschwür oder eine Krebserkrankung abgeklärt werden muss.
Müssen bestimmte Personengruppen etwas bei der Einnahme von Antazida beachten?
Je nach Art des Antazidas dürfen Patienten, welche zum Beispiel eine Überempfindlichkeit gegen das Medikament, oder aber eine Niereninsuffizienz haben, das Medikament nicht einnehmen. Auch Personen mit einer Hyperkalzämie (betrifft die Calciumsalze) oder mit einer Hypermagnesämie (betrifft die Magnesiumsalze) oder Hypophosphatämie (betrifft die Aluminiumsalze) sollten beachten, ob und welche Antazida sie einnehmen dürfen.
Während der Schwangerschaft eignet sich vor allem Magaldrat. Studien haben gezeigt, dass durch die Anwendung von Antazida während der Schwangerschaft keine schädlichen Einflüsse auf das ungeborene Kind entstehen. Dennoch sollte eine Behandlung mit Antazida während der Schwangerschaft nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.
Die vollständigen Vorsichtsmaßnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation
Literatur:
- https://www.msdmanuals.com/de/heim/verdauungsst%C3%B6rungen/gastritis-und peptischesgeschw%C3%BCr/medikament%C3%B6se-behandlung-von-magens%C3%A4ure (abgerufen am 06.07.2022)
- https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/magaldrat/ (abgerufen am 10.07.2022).
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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