Gefahr Zecke: Leitfaden zu FSME und Lyme-Borreliose
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Von Dr. Birgit Witte, PTA bei mycare.de
Aktualisiert: 28.02.2025

Mit dem Frühling beginnt nicht nur die Zeit für längere Spaziergänge im Grünen, sondern auch die Zeckensaison. Die kleinen Parasiten sind nicht nur unangenehm, sondern können auch gefährliche Krankheiten wie FSME und Lyme-Borreliose übertragen. Während Zecken früher vor allem im Winter nicht aktiv waren, sorgt der milde Winter für eine nahezu ganzjährige Zeckenaktivität. Ein Zeckenstich kann verschiedene Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Daher ist es wichtig, sich vor Zecken zu schützen und zu wissen, wie man einen Stich richtig behandelt und die Zecke sicher entfernt.
Was sind Zecken?
Zecken sind blutsaugende Parasiten, die sowohl Tiere als auch Menschen als Wirte nutzen. Die in Deutschland häufigste Art ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), der gefährliche Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen kann.
Zecken sind äußerst widerstandsfähig: Sie überleben selbst lange Kälteperioden, indem sie sich in Bodennähe oder im Laub verstecken. Erst bei Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius über längere Zeit kann es zu einer deutlichen Dezimierung der Population kommen.
Mythos entlarvt: Zecken lauern nicht auf Bäumen und lassen sich nicht herabfallen. Stattdessen sitzen sie auf Grashalmen, Sträuchern und im Unterholz. Beim Vorbeigehen werden sie abgestreift und gelangen so auf ihre Wirte.
Schutzmaßnahmen gegen Zecken
Kleidung:
- Lange, geschlossene Kleidung tragen (lange Hosen, langärmlige Oberteile).
- Helle Kleidung hilft, Zecken schneller zu entdecken.
- Socken über die Hosenbeine ziehen, um Zecken den Zugang zur Haut zu erschweren.
Zeckenschutzmittel verwenden:
- Auf unbedeckte Hautstellen zeckenabweisende Mittel auftragen, z. B. Produkte mit Icaridin oder DEET (z. B. Anti Brumm, Autan, Nobite).
- Der Schutz hält je nach Präparat zwischen zwei und acht Stunden.
Nach dem Aufenthalt in der Natur:
- Den gesamten Körper gründlich absuchen, insbesondere Kniekehlen, Achseln, Leistengegend, Nacken und hinter den Ohren.
- Kleidung wechseln und waschen - Zecken können sich in Stoffen verstecken.
Was tun nach einem Zeckenstich?
- Ruhe bewahren - nicht jede Zecke überträgt Krankheiten.
- Zecke sofort und richtig entfernen - mit einer Zeckenpinzette, Zeckenkarte oder Zeckenzange. Dabei:
- Die Zecke nah an der Haut fassen und gerade herausziehen (nicht drehen!).
- Kein Öl, Klebstoff oder Alkohol verwenden - das kann die Zecke stressen und Krankheitserreger in die Wunde abgeben.
- Stichstelle desinfizieren und über mehrere Wochen beobachten.
- Zum Arzt gehen, wenn…
- Sich eine Wanderröte (kreisförmige Rötung) bildet - das kann ein Zeichen für Borreliose sein.
- Fieber, Müdigkeit oder grippeähnliche Symptome auftreten.
- Ein Arzt kann im Zweifelsfall eine Blutuntersuchung durchführen und bei Bedarf eine Antibiotika-Therapie gegen Borreliose einleiten.
Wie kann man Zecken richtig entfernen?
Im Internet kursieren viele falsche Tipps zur Zeckenentfernung - etwa mit Öl, Benzin oder Nagellackentferner. Solche Methoden sind gefährlich, weil sie die Zecke in Stress versetzen und dazu führen können, dass sie Krankheitserreger verstärkt in die Wunde abgibt.
Die richtige Methode:
- Zecke mit einer Zeckenpinzette, Zeckenzange oder Zeckenkarte greifen.
- Möglichst nah an der Haut fassen.
- Den Körper der Zecke nicht quetschen.
- Zecke langsam und gerade herausziehen.
- Keine Drehbewegung, da dies Mundwerkzeuge abbrechen kann.
- Wunde desinfizieren und beobachten.
Hilfsmittel zur Zeckenentfernung:
- Zeckenpinzette: Greift die Zecke präzise und ermöglicht ein sicheres Herausziehen.
- Zeckenzange: Besonders für größere Zecken geeignet.
- Zeckenkarte: Funktioniert ähnlich wie ein Kamm und ist ideal für unterwegs. Wir empfehlen hier die Mosquito Zeckenkarte
Wie versorgt man die Wunde nach einem Zeckenstich?
Nachdem eine Zecke entfernt wurde, sollte die Stichstelle gründlich desinfiziert werden. Am besten eignet sich dafür ein hautfreundliches Wunddesinfektionsmittel mit Octenidin oder Chlorhexidin, das als Spray oder Lösung erhältlich ist. Jodhaltige Präparate sind zwar wirksam, aber nicht mehr die erste Wahl, da moderne Mittel farblos und hautfreundlicher sind.
Die Einstichstelle sollte in den nächsten Tagen und Wochen genau beobachtet werden. Eine leichte Rötung oder Schwellung direkt nach dem Stich ist normal und verschwindet meist von selbst. Kritisch wird es, wenn sich ein roter Ring um die Einstichstelle bildet, die Rötung sich ausbreitet oder grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit und Kopfschmerzen auftreten. Da Borreliose-Symptome erst nach 3 bis 30 Tagen sichtbar werden können, ist es ratsam, auch nach Wochen noch auf Veränderungen zu achten.
Wenn nach der Entfernung der Zecke Teile der Mundwerkzeuge in der Haut stecken bleiben, ist das in der Regel unproblematisch. Die Haut stößt diese Fremdkörper meist von selbst ab. Falls jedoch eine Entzündung oder Eiterbildung auftritt, kann ein Arzt die Reste sicher entfernen und eine Behandlung einleiten.
Sobald starke Beschwerden, ungewöhnliche Hautreaktionen oder grippeähnliche Symptome auftreten, sollte man einen Arzt aufsuchen. Besonders bei Verdacht auf Borreliose oder FSME ist eine schnelle Abklärung wichtig.
Was macht Zecken so gefährlich?
Mit steigenden Temperaturen werden nicht nur Menschen und Tiere aktiver, sondern auch Zecken. Diese kleinen Spinnentiere sind an sich harmlos, doch sie können gefährliche Krankheitserreger übertragen. Besonders zwei Infektionen stehen im Fokus: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose.
Wie hoch ist das Risiko?
Nicht jede Zecke ist infiziert, doch das Risiko variiert je nach Region. Etwa 2 % der Zecken tragen das FSME-Virus, das vor allem in Süddeutschland (Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen) vorkommt, vereinzelt aber auch in anderen Bundesländern nachgewiesen wurde. Die Borreliose-Bakterien (Borrelia burgdorferi) sind deutlich weiter verbreitet - je nach Region sind 5-30 % der Zecken Träger.
Was passiert nach einem Zeckenstich?
Ein Zeckenstich selbst verursacht keine Schmerzen. Problematisch wird es, wenn Krankheitserreger übertragen werden. Die FSME äußert sich oft zunächst mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. In schweren Fällen kann es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einer Entzündung des Gehirns und Rückenmarks kommen. Für FSME gibt es keine spezifische Behandlung, aber eine Schutzimpfung kann vorbeugen.
Die Lyme-Borreliose zeigt sich häufig durch eine sich ausbreitende Rötung um die Einstichstelle („Wanderröte“) und kann unbehandelt zu Gelenk-, Nerven- oder Herzproblemen führen. Im Gegensatz zur FSME ist sie mit Antibiotika behandelbar.
Um das Infektionsrisiko zu minimieren, sollte jede Zecke so schnell wie möglich entfernt werden. Je früher sie entfernt wird, desto geringer ist das Risiko einer Krankheitsübertragung. Besonders bei grippeähnlichen Symptomen nach einem Zeckenstich sollte man einen Arzt aufsuchen.
FSME - Was Zecken damit zu tun haben
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine gefährliche Viruserkrankung, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Anders als bei der Borreliose, die durch Bakterien verursacht wird, gibt es gegen FSME keine medikamentöse Behandlung - nur die Symptome können gelindert werden.
Nach einer Infektion bemerken etwa 70 % der Betroffenen nichts, da ihr Immunsystem das Virus erfolgreich bekämpft. Bei rund 30 % treten Symptome auf, die an eine Sommergrippe erinnern:
- Leichtes Fieber
- Gliederschmerzen
- Kopfschmerzen
- Abgeschlagenheit
In vielen Fällen heilt die Infektion nach dieser Phase folgenlos aus. Bei einem Teil der Betroffenen - vor allem bei Erwachsenen und älteren Menschen - entwickelt sich jedoch eine zweite Krankheitsphase, in der das Virus das zentrale Nervensystem angreift. Mögliche Komplikationen sind:
- Hirnhautentzündung (Meningitis) - starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Fieber.
- Gehirnentzündung (Meningoenzephalitis) - zusätzlich neurologische Ausfälle, Schwindel, Sprach- oder Sehstörungen.
- Entzündung des Gehirns und Rückenmarks (Meningoenzephalomyelitis) - selten, aber schwerwiegend, mit Lähmungen und bleibenden Schäden.
Was hilft gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis?
Zeckenstiche vermeiden
Da FSME durch infizierte Zecken übertragen wird, ist der beste Schutz, Zeckenstiche zu vermeiden. Lange Kleidung, Insektenschutzmittel und das Absuchen des Körpers nach Aufenthalten in der Natur helfen, das Risiko zu senken.
FSME-Impfung als wirksamer Schutz
Die einzige sichere Möglichkeit, sich vor FSME zu schützen, ist die Impfung. Sie wird in drei Dosen verabreicht und schützt langfristig vor der Erkrankung. Besonders empfohlen wird sie für:
- Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen.
- Alle, die sich häufig in der Natur aufhalten (Wanderer, Jäger, Forstarbeiter).
- Kinder ab einem Jahr, da sie ebenfalls gestochen werden können.
Die FSME-Risikogebiete liegen hauptsächlich in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Teilen von Hessen, Thüringen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Einzelfälle gibt es inzwischen in fast allen Bundesländern. Die Impfung wird von den meisten Krankenkassen übernommen.
Was ist eine Lyme-Borreliose?
Die Lyme-Borreliose, auch als Borreliose oder Lyme-Krankheit bekannt, ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die vor allem durch Zeckenstiche übertragen wird. Der Erreger, das Bakterium Borrelia burgdorferi, wird über den Speichel infizierter Zecken beim Saugakt auf den Wirt übertragen.
Während die Erkrankung bei vielen Menschen zunächst keine Symptome zeigt, kann sie, wenn sie unbehandelt bleibt, zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Zu den häufigsten Symptomen gehören Hautveränderungen, Gelenkbeschwerden und, in fortgeschrittenen Fällen, neurologische Störungen.
Wie bekommt man die Borreliose?
Zecken bevorzugen bestimmte Lebensräume wie Hecken, hohes Gras und Büsche. Wer sich in solchen Gebieten aufhält - insbesondere beim Pilze sammeln oder Wildkräuter pflücken - läuft Gefahr, von Zecken befallen zu werden. Diese warten geduldig, bis sie ein passendes Opfer finden. Sobald sie auf der Haut landen, beginnen sie, sich in Richtung der warmen Körperstellen zu bewegen und stechen schließlich zu.
Wie erkennt man die Krankheit?
Die Lyme-Borreliose verläuft in der Regel in drei Stadien:
Erstes Stadium (Frühstadium):
Ein typisches Anzeichen ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Diese kreisförmige Hautrötung breitet sich langsam aus, mit einer weißlichen Verfärbung in der Mitte. Weitere Symptome können leichtes Fieber, Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellung und Kopfschmerzen sein.
Zweites Stadium (Fortgeschrittenes Stadium):
Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich können Nervenschmerzen, Herzrhythmusstörungen und Gefühlsstörungen auftreten. In dieser Phase kann sich die Infektion auf das Nervensystem ausweiten und zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Drittes Stadium (Spätstadium):
Im fortgeschrittenen Stadium können Gelenkentzündungen und Bläue der Haut an Armen und Beinen auftreten. Diese Entzündungen können wiederholt zurückkehren, auch wenn sie zwischenzeitlich abgeklungen sind.
Wie beugt man Borreliose vor?
Die beste Vorbeugung gegen Lyme-Borreliose ist, Zeckenstiche zu vermeiden. Dazu gehören:
- Kleidung: Tragen Sie körperenge, geschlossene Kleidung, die den Kontakt mit Zecken minimiert.
- Zeckenschutzmittel: Verwenden Sie Anti-Zecken-Mittel auf allen freiliegenden Hautstellen, besonders bei Spaziergängen durch Wald und Wiesen.
- Vermeidung von Zeckenhabitaten: Meiden Sie bei Wanderungen Hecken und dichte Gebüsche, da sich Zecken dort aufhalten.
- Körperkontrolle: Nach dem Aufenthalt in der Natur sollten Sie Ihre Haut gründlich auf Zecken absuchen, insbesondere an versteckten Stellen wie unter den Achselhöhlen und in der Leistengegend.
Wie wird Lyme-Borreliose behandelt?
Die Lyme-Borreliose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Der Behandlungszeitraum kann je nach Krankheitsstadium mehrere Wochen dauern. Eine frühzeitige Behandlung führt meist zu einer schnellen Heilung, während spätere Behandlungen schwieriger und langwieriger sein können.
Ein früher Diagnose ist entscheidend: Wenn die Krankheit in den ersten beiden Stadien erkannt wird, sind die Heilungschancen sehr gut, und Folgeschäden lassen sich weitgehend verhindern.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Über unsere Autorin:
Dr. Birgit Witte | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Als Pharmazeutisch-technische Assistentin mit über 20 jähriger Berufserfahrung interessiere ich mich nicht nur für die Geschichte der Pharmazie - vor allem liegt mein Fokus auch auf modernem Wissen und aktuellen Themen, um in allen Gebieten rund um die Gesundheit umfassend zu beraten. Mehr über B. Witte
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