Antibiotika - Wirkungsweise und Einsatzgebiete des antibakteriellen Medikaments

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 06.03.2023

Ein Arzt gibt einem Patienten einen Blister mit Antibiotika-Tabletten.

Antibiotika zählen zu den wichtigsten medizinischen Errungenschaften und sind in der modernen Medizin unverzichtbar. Sie sind Medikamente zur Behandlung von bakteriellen Infektionen und unwirksam gegen Virusinfektionen. Antibiotika töten die Bakterien entweder ab oder hindern sie an der Vermehrung. Sie können Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Durchfall und bei Frauen vaginale Pilzinfektionen verursachen. Manche Menschen sind allergisch gegen bestimmte Antibiotika.

Antibiotika werden anhand ihrer chemischen Struktur in verschiedene Gruppen eingeteilt. Dennoch wirken sich auch Antibiotika derselben Gruppe oft ganz unterschiedlich auf den Körper aus und können gegen verschiedene Bakterien eingesetzt werden.

 

Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind natürlich gebildete Stoffwechselprodukte von Pilzen und Bakterien, welche bereits in geringer Konzentration das Wachstum anderer Mikroorganismen hemmen oder diese abtöten. Antibiotika sind Wirkstoffe, die zum Einsatz kommen, wenn eine Infektion vorliegt, die von Bakterien verursacht wird. Die krankmachenden Bakterien werden durch das Antibiotikum unschädlich gemacht. Antibiotika wirken nur bei Infektionen, die durch Bakterien verursacht werden. Da Infektionen aber sehr häufig durch Viren (Grippe etc.) und Pilze verursacht werden, muss Ihr Arzt zunächst feststellen, ob Bakterien die Ursache Ihrer Erkrankung sind und ob eine Antibiotika-Behandlung erforderlich ist.

Bei einer Antibiotikabehandlung geht es also primär nicht darum, wo die Infektion ist (beispielsweise Hals-Nasen-Ohren-Bereich oder Urogenital-Bereich), sondern von welchen Bakterien die Infektion verursacht wurde.

Als Breitspektrumantibiotikum werden Antibiotika bezeichnet, die mit ihrer antibakteriellen Wirkung ein breites Spektrum an Bakterien erfassen. Ein bekanntes Antibiotikum ist das Co-Amoxicillin.

Infografik Antibiotika: Nebenwirkungen und Einnahme

Bei welchen Beschwerden werden Antibiotika eingesetzt?

Bei Infektionen, die durch Bakterien verursacht werden, kommen Antibiotika zum Einsatz. Entscheidend für die richtige Wahl ist die Art der Infektion. Nicht alle Antibiotika wirken gegen alle Bakterien gleich gut. Weiterhin muss das Alter des Patienten berücksichtigt werden und ob zusätzliche Erkrankungen oder Allergien vorliegen. Auch ob andere Medikamente eingenommen werden oder ob eine Schwangerschaft besteht, muss bei der Auswahl der richtigen Substanz beachtet werden.

 Info: Nicht alle bakteriellen Entzündungen müssen mit Antibiotika behandelt werden. So werden die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers beispielsweise mit vielen Infektionen fertig - auch ohne die Hilfe von Antibiotika.

Sind Antibiotika verschreibungspflichtig?

Ja, Antibiotika sind rezeptpflichtig. Wenn Sie nicht korrekterweise eingenommen werden, können Antibiotika mehr schaden als nützen. Antibiotika sind sehr starke Medikamente, die schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen können. Sie können zu Wechselwirkungen führen und die Wirksamkeit von anderen Arzneimitteln beeinflussen. Zudem ist die Antibiotikaresistenz als weiterer Grund zu nennen, die bei unnötiger Einnahme von Antibiotika entsteht.

In welchen Darreichungsformen gibt es Antibiotika?

Antibiotika gibt es als Tabletten,Brausetabletten, Infusionen, Pulver zur Herstellung einer Suspension und Saft.

Was sind die Risiken beim Einsatz von Antibiotika?

Alle Lebewesen verändern sich im Laufe der Zeit aufgrund von Umweltveränderungen und passen sich diesen an. Wegen des weit verbreiteten Gebrauchs von Antibiotika haben sich Bakterien angepasst und mutiert. Obwohl viele Bakterien durch die Behandlung mit Antibiotika abgetötet werden, können einige Bakterien überleben und eine Resistenz gegen die Wirkung der Medikamente entwickeln, wenn die Antibiotika nicht ordnungsgemäß eingenommen werden. Ein Beispiel dafür ist das Antibiotika Penicillin. Im Lauf der Zeit haben Stämme dieses Bakteriums jedoch ein Enzym entwickelt, das Penicillin abbauen und damit unwirksam machen kann. Forscher reagierten darauf mit der Entwicklung eines Penicillins, das durch das Enzym nicht abgebaut werden kann, doch nach ein paar Jahren passte sich das Bakterium erneut an und wurde gegen das modifizierte Penicillin resistent. Andere Bakterien haben ebenfalls eine Resistenz gegen Antibiotika entwickelt.

Auch wenn eine rasche Besserung eintritt und die Zeichen der Infektion nach Behandlungsbeginn schnell zurückgehen, muss das Antibiotikum weiterhin in der verschriebenen Menge eingenommen werden und darf erst dann abgesetzt werden, wenn die vom Arzt festgesetzte Behandlungsdauer vorbei ist. Eine Besserung während der ersten Tage deutet darauf hin, dass unter der Behandlung eine Wirkung auf die Bakterien zu verzeichnen ist. Damit alle Bakterien wirksam bekämpft werden können, muss das Antibiotikum aber noch länger eingenommen werden. Andernfalls vermehren sich insbesondere die Bakterien wieder, welche die ersten Tage der Antibiotika-Therapie überlebt haben (Resistenzbildung).

Wie werden Antibiotika eingesetzt?

Antibiotika sind Medikamente zur Behandlung von bakteriellen Infektionen. Sie sind unwirksam gegen Virusinfektionen und die meisten anderen Infektionen. Antibiotika töten die Bakterien entweder ab oder hindern sie an der Vermehrung und ermöglichen es der körpereigenen Abwehr so, diese zu eliminieren.

Antibiotika werden anhand ihrer chemischen Struktur in verschiedene Gruppen eingeteilt. Dennoch wirken sich auch Antibiotika derselben Gruppe oft ganz unterschiedlich auf den Körper aus und können gegen verschiedene Bakterien eingesetzt werden.

Es gibt unter anderem die folgenden Gruppen von Antibiotika:

  • Aminoglykoside
  • Carbapeneme
  • Cephalosporine
  • Fluorchinolone
  • Glykopeptide und Lipoglykopeptide
  • Makrolide
  • Monobactame
  • Oxazolidinone
  • Penicilline
  • Polypeptide
  • Rifamycine
  • Sulfonamide
  • Streptogramine
  • Tetracycline

Carbapeneme, Cephalosporine, Monobactame und Penicilline sind Untergruppen von Beta-Lactam-Antibiotika, einer Antibiotikagruppe, die sich durch ihre chemische Struktur mit einem sogenannten Beta-Lactam-Ring auszeichnet. Weitere Antibiotika, die nicht in die oben aufgeführten Klassen passen, sind Chloramphenicol, Clindamycin, Daptomycin, Fosfomycin, Lefamulin, Metronidazol, Mupirocin, Nitrofurantoin und Tigecyclin. Jedes Antibiotikum wirkt nur gegen bestimmte Typen von Bakterien.

Wann sollte ich kein Antibiotikum einnehmen?

Gegen virale Krankheiten wie die Grippe (Influenza) sind Antibiotika wirkungslos. Falls Sie weitere Medikamente nehmen, an einer anderen Krankheit leiden, schwanger sind oder stillen, sollten Sie dies vor der Antibiotikaeinnahme unbedingt mit Ihrem Arzt absprechen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Magen-Darm-Probleme, Durchfall, Übelkeit, Hautrötungen oder Störungen der Nierenfunktion. Welche Nebenwirkungen auftreten und wie stark, ist sehr individuell. Die Nebenwirkungen hängen auch von den verschiedenen Antibiotika-Klassen ab und davon, ob gleichzeitig auch noch weitere Medikamente eingenommen werden müssen oder Alkohol konsumiert wird.

Gibt es Wechselwirkungen von Antibiotika und anderen Medikamenten?

Die gleichzeitige Einnahme von Antibiotika mit anderen Arzneimitteln kann zu unerwünschten Wechselwirkungen führen. Wirkungen der einzelnen Medikamente können verstärkt, abgeschwächt oder sogar ganz aufgehoben werden.

Beispielsweise kann die Einnahme mancher Antibiotika dazu führen, dass die Zuverlässigkeit der Anti-Baby-Pille nicht mehr gewährleistet ist. Auch Magen-Darm-Probleme unter der Antibiotika-Therapie können die Sicherheit des Verhütungsmittels oder die Wirksamkeit anderer Arzneimittel einschränken.

Manche Antibiotika können die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten verstärken. Einige Mittel gegen zu viel Magensäure oder gegen erhöhte Blutfette können andere Arzneistoffe an sich binden und daher die Wirkung von Antibiotika verringern.

Manche Getränke verändern die Wirkung bestimmter Antibiotika, zum Beispiel Milch. Nehmen Sie das Mittel daher am besten mit Wasser ein.

Sollte die eigene Bakterienflora nach einer Antibiotika-Einnahme wieder aufgebaut werden?

Ja, Antibiotika bringen unsere eigene, gesunde Bakterienflora aus dem Gleichgewicht. Nehmen Sie daher neben Ihren verschriebenen Antibiotika Probiotika ein, um Schäden an Ihrem Darmmikrobiom zu reduzieren. Dafür eignet sich beispielsweise das Antibiotika ProbiotikaOmni Biotic metabolic Probiotikum.

 Info: Auch die Vaginalflora kann nach einer Antibiotikakur aus dem Gleichgewicht sein. Zur Herstellung und Aufrechterhaltung des physiologischen pH-Wertes der Vagina sind daher Vaginalzäpfchen, beispielsweise von Vagiflor, empfohlen.

Literatur:

  1. www.infektionsschutz.de (abgerufen am 02.01.2023).
  2. www.msdmanuals.com/de/heim/infektionen/antibiotika/%C3%BCbersicht-%C3%BCber-antibiotika (abgerufen am 02.01.2023).
  3. https://www.sciencedaily.com/releases/2022/11/221116090004.htm (abgerufen am 30.01.2023).

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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