Einführung in medizinisches Cannabis

Fotocollage von medizinischen Cannabis-Pflanzen

Cannabis, auch als medizinisches Hanf bekannt, ist das lateinische Wort für Hanf. Der Hauptwirkstoff von medizinischem Cannabis wird als Dronabinol, einer synthetischen Form des Delta-9-Tetrahydrocannabinols, bezeichnet. Cannabis zu Genusszwecken, wie "Joints" oder "Kekse" grenzen sich klar definiert vom medizinischen Cannabis ab. In Apotheken wird ausschließlich medizinisches Cannabis in Form von Cannabis-Arzneimitteln verarbeitet und abgegeben. Als Arzneimittel bekommen Patienten medizinisches Cannabis somit nur über ein Rezept aus der Apotheke.

Sie haben schon ein Rezept, dann geht es hier zur Einlösung:

Mit dem neuen Gesetz vom 1. April 2024 sind Besitz und Anbau bestimmter Mengen Cannabis für den privaten Konsum erlaubt. Auch erlaubt ist für Erwachsene das öffentliche Rauchen von Marihuana in bestimmten Bereichen. Wer 18 Jahre und älter ist, darf zu Hause bis zu 50 Gramm aufbewahren und maximal 25 Gramm mit sich führen. Es geht explizit um den Eigengebrauch.

Medizinisches Cannabis: Wirkstoffe und Wirkung

Wissenschaftlerin untersucht medizinisches Cannabis

Hanf, oder eben auch Cannabis, ist eine Droge: Drogen sind Substanzen, die beim Konsum die Psyche beeinflussen und so das Fühlen, Denken oder die Wahrnehmung verändern. Als Gras oder Marihuana bezeichnet man die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze. An den Drüsenhaaren dieser Blüten befindet sich das Harz der Pflanze - im Harz befinden sich hohe Konzentrationen von THC, CBD und anderen Cannabinoiden. Als Cannabinoide bezeichnet man die Wirkstoffe der Marihuanapflanze. Das wichtigste Cannabinoid der Pflanze ist das THC, das Delta-9- Tetrahydrocannabinol.
Übrigens: Unter Haschisch (Dope, Shit, Piece) versteht man das getrocknete Harz aus den Drüsenhaaren der weiblichen Pflanze.

Wenn man von Cannabisarzneimitteln spricht, versteht man die Gesamtheit der verwendeten Cannabisprodukte inklusive Blüten, unabhängig davon, wie sie rechtlich eingestuft werden. Der Cannabiskonsum kann positive Gefühle wie Gelassenheit, Entspanntheitsgefühl und Leichtigkeit hervorrufen, obwohl sich gleichzeitig der Herzschlag erhöht. Wahrnehmungen werden intensiver wahrgenommen. Oft ist das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt, neue Gedankenverläufe treten auf. Häufig ist auch eine Appetitsteigerung zu bemerken. Bei negativ erlebten Erfahrungen handelt es sich hauptsächlich um Angst und Panik. Erinnerungslücken, eingeschränktes Wahrnehmen der Umwelt und das Gefühl, sich nicht mehr mitteilen zu können, sind möglich. Auch Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen und Schwindel können auftreten.

Cannabinoide und ihre Wirkungen

Konsumiert man Cannabis, wird dies oft als rauschartiger Zustand beschrieben. Bei vielen Menschen steigert der Konsum von Cannabis die Euphorie. Die Wirkung von Cannabis kann aber auch sedierend sein. Bei gewissen Menschen kann es dazu führen, dass sie sich ängstlich-bedrückt, freudlos oder gereizt fühlen. Bei Langzeitgebrauch kann es zu einer psychischen Abhängigkeit kommen; es besteht jedoch nur eine sehr geringe körperliche Abhängigkeit. Der Entzug ist unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich.

Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sind beides Cannabinoide der Hanfpflanze. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer chemischen Struktur, weshalb sie auch unterschiedliche Effekte haben. Vor allem der Effekt auf die Psyche ist von großem Unterschied: THC wirkt psychoaktiv, also bewusstseinsverändernd, CBD ist hingegen nicht psychoaktiv, weshalb es auch nicht mit einem hohen Missbrauchspotenzial verbunden ist. THC erzeugt also einen Rausch, CBD nicht. Das liegt daran, dass CBD auf eine ganz andere Weise an die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren im Endocannabinoid System (ECS) des Körpers andockt als THC. CBD wirkt nur sehr schwach an den Rezeptoren des ECS.

Infografik Cannabis: Unterschied von THC und CBD, Anwendungsgebiete, Risiken

Unterschiede zu Freizeit-Cannabis

Es gibt einige Unterschiede von medizinischem vs. Freizeit-Cannabis:

  • Verwendungszweck
  • Rechtsstellung
  • Dosis und Wirksamkeit
  • Unterscheidet sich im Anbau
  • Chemische Zusammensetzung
  • Art des Konsums
  • Altersgrenze
  • Verschreibung vs. Selbstdosierung
  • Besteuerung
  • Forschung und Entwicklung

Vorteile von medizinischem Cannabis gegenüber Freizeit-Cannabis sind unter anderem:

  • individuelle Dosierung möglich
  • geprüfte und standardisierte Qualität
  • Therapieoption bei verschiedenen Erkrankungen
  • kann auf verschiedene Arten konsumiert werden
  • natürlich wirksam

Anwendungsgebiete von medizinischem Cannabis

In der Medizin wird medizinischer Cannabis vermehrt zur Behandlung von verschiedenen Erkrankungen eingesetzt.

Schmerzen

Es kann bei chronischen Schmerzzuständen, zum Beispiel bei neuropathischen oder durch Krebs verursachten Schmerzen verschrieben werden. Eine spezifisch abgestimmte Cannabis Therapie kann zum Beispiel einem Schmerzpatienten helfen, wenn eine andere standardisierte Schmerztherapie zu starke Nebenwirkungen hat.

Neurologische Erkrankungen

CBD ist für die Behandlung bestimmter seltener Formen von Epilepsien im Kindesalter zugelassen. Ferner wird es bei Spastiken und Krämpfen, die durch Multiple Sklerose oder andere neurologische Krankheiten ausgelöst werden, verordnet. Ebenso kann es gegen psychische Störungen eingesetzt werden.

Weitere Indikationen

Cannabis kann bei Übelkeit und Erbrechen oder aber Appetitverlust aufgrund einer Chemotherapie helfen. Auch bei AIDS-Patienten kann es zur Verbesserung des Appetits verschrieben werden. Cannabisprodukte werden außerdem auch als Beruhigungsmittel und gegen Schlafstörungen eingesetzt - die Produkte haben diesbezüglich jedoch keine entsprechende Indikation.

Verschreibung und Herstellung von medizinischem Cannabis in der Apotheke

Apotheken können auf Grundlage einer ärztlichen Verordnung entsprechende Arzneimittel mit Cannabis selbst herstellen und abgeben. Zudem können Ärzte medizinisches Cannabis verordnen.

Verschreibungsprozess

Seit April 2024 ist Medizinal-Cannabis ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Ärzte verordnen Cannabis zu medizinischen Zwecken über ein normales Rezept. Verordnung auf einem Betäubungsmittelrezept ist seitdem mehr nötig oder möglich, denn mit der Teil-Legalisierung von Cannabis unterliegt die Verordnung von medizinischem Cannabis nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

 Sie haben bereits ein Cannabis-Rezept: Die Einlösung Ihres Rezepts kann direkt bei uns erfolgen. Für Patienten, die ihre Cannabis-Medikation online verwalten möchten, bietet sich Telemedizin für Cannabis als bequeme Möglichkeit an. Über verschiedene Telemedizin-Plattformen können Sie uns als Apotheke direkt auswählen oder mycare.de für die Einlösung eintragen.

Herstellung und Qualitätssicherung

In unserer Apotheken-Rezeptur werden nach ärztlicher Verordnung entsprechende Cannabis-Rezepturen hergestellt und abgegeben. Im Detail bedeutet das: Nach dem kontrollierten und dokumentierten Bezug von Cannabisblüten oder -extrakt werden diese Ausgangsstoffe im Labor geprüft und zu Rezepturarzneimitteln gemäß Vorschrift weiterverarbeitet oder unverändert abgefüllt. Der Gehalt von THC und CBD im Extrakt richtet sich nach der auf dem Rezept angegebenen Konzentration.

Einnahmeformen und Dosierung

Aus unserer Rezeptur können, je nach Verschreibung, die Cannabisblüten, Extrakte oder Dronabinol beliefert werden. Der Gehalt und das Verhältnis von THC und CBD kann dabei individuell variieren. Die Zusammenstellung und Dosierung erfolgt durch den Arzt. Dronabinol erhalten Sie als Tropfen von uns.

Verschiedene Einnahmeformen

Cannabisblüten

Sie können von Apotheken auf Verordnung zur medizinischen Behandlung an Patienten abgegeben werden. Die Blüten unterscheiden sich in ihrem Gehalt an THC und CBD und sind schwieriger zu handhaben und zu dosieren. Demnach müssen die Anweisungen des Arztes genau eingehalten werden, um die benötigte Wirkung zu erzielen. Die Blüten können auf verschiedene Weise konsumiert werden. Die Methode wird je nach Vorlieben und Bedürfnissen des Patienten vom Arzt festgelegt. Ebenfalls sind die gewünschte Geschwindigkeit und Dauer der Wirkung sowie andere individuelle Faktoren bei der Auswahl entscheidend.


Cannabisextrakt

Cannabisextrakte sind Auszüge aus den Cannabisblüten und werden in unterschiedlichen Stärken als Tropfen zur Verfügung gestellt. Das Arzneimittel in seiner Zusammenstellung und Dosierung wird je nach Erkrankung vom Arzt verordnet.


Dronabinol

Dronabinol wird häufig in Apotheken hergestellt. Dann ist auch die abgebende Apotheke in der Regel auch der Hersteller des Produktes. Es hat kurze Verfallszeiten, daher wird häufig nur eine geringere Menge verordnet. Es kann als ölige Lösung, ethanolische Lösung und auch in Form von Kapseln hergestellt werden.

inkl. MwSt. Gratis-Versand innerhalb D.
Lieferbar 15.688,00 € / l
 Tipp: CBD-Produkte können auch lokal aufgetragen werden. Es gibt sie als CremeÖl, Gel und Mundspray

Dosierungsempfehlungen

Cannabisblüten: Die Blüten können - ähnlich wie beim Konsumcannabis - in verschiedenen Formen verwendet werden. Wir würden die Anwendung in einem Verdampfer empfehlen, da dort die Dosierung am genauesten stattfinden kann. Die Art der Anwendung, der Gehalt und die Dosis der Blüten werden vom Arzt festgelegt.

Cannabisextrakt: Die Einnahme kann unabhängig von der Mahlzeit erfolgen. Die Dosis legt der verordnende Arzt individuell fest und vermerkt diese auf dem Rezept. Die Tropfen können pur oder verdünnt mit einem Glas stillem Wasser eingenommen werden.

Dronabinol: Je nach Ausführung wird es z. B. als Kapseln einfach mit Wasser eingenommen. Tropfen und ölige Lösung müssen explizit nach Verordnung eingenommen werden. Diese können in Mahlzeiten untergemischt oder danach eingenommen werden. Nach den Mahlzeiten bietet sich auch die Einnahme mit Zucker an.

Allgemein zu beachten bei der Einnahme von medizinischem Cannabis: Die Dosis und Verträglichkeit sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Deswegen ist es wichtig, die Art der Anwendung sowie die Dosierung langsam und individuell in Absprache mit dem Arzt anzupassen, um die beste Verträglichkeit zu ermitteln.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

CBD lässt sich über ölige Lösungen und Tropfen inhalieren oder schlucken. Als Nebenwirkungen kann es zu Schwindel, Verwirrtheit, Müdigkeit, Benommenheit, Mundtrockenheit oder Blutdruckabfall kommen.

Betroffene, die Cannabis rauchen, können pulmonale Symptome (akute Bronchitis, Husten und Auswurf), entwickeln und die Lungenfunktion kann verändert sein. Wird Cannabis mit Tabak konsumiert, bestehen dieselben Folgen wie beim Zigarettenrauchen. Die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass schwerer Marihuanakonsum mit erheblichen kognitiven Beeinträchtigungen und anatomischen Veränderungen im Gehirn verbunden ist. Besonders schädlich ist der Cannabiskonsum in der frühen Jugend. Jede Substanz, die Euphorie erzeugt und Angst verringert, kann zu einer Abhängigkeit führen; Cannabis ist hier keine Ausnahme.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Cannabis und medizinischen Cannabis?

Kann medizinisches Cannabis süchtig machen?

Brauche ich ein Rezept für Cannabis aus der Apotheke?

Wie wirkt sich medizinisches Cannabis auf andere Medikamente aus?

Ist medizinisches Cannabis sicher für ältere Menschen?

Macht Cannabis unfruchtbar?

Kann ich medizinisches Cannabis selbst anbauen?

Wie bewahre ich medizinisches Cannabis richtig auf?

Welche Kosten entstehen für medizinisches Cannabis und werden diese von der Krankenkasse übernommen?

Was sind Trichome?

Was sind Terpene?

Was ist ein Kultivar?

Was versteht man unter Cannabinoidprofil?

Was ist ein Terpenprofil?

Was zeigt ein Wachstumsmuster auf?

Was ist der Unterschied zwischen Genetik und Genetikprofil?

Was ist ein Strain?

Apothekerin Carolin Schulze

Beratung aus der Apotheke zu medizinischem Cannabis

Carolin Schulze | Apothekerin
Bei Fragen zu medizinischem Cannabis wenden Sie sich gern direkt an uns. Ebenso können Sie Ihr Rezept bei uns einlösen

Autorin: Dr. Leonie Dolder, Ärztin & Medizinjournalistin
Aktualisiert: 12.06.2024

Quellenangaben:

  1. https://www.msdmanuals.com/de/heim/spezialthemen/ nahrungserg%C3%A4nzungsmittel-und-vitamine/cannabidiol-cbd#Empfehlungen_v61151028_de (abgerufen am 09.06.2024)
  2. https://link.springer.com/article/10.1007/s15006- 020-4611-5#:~:text=Was%20bei%20der%20Verordnung%20zu,vergessen %20werden%20darf%20die%20Risikoaufkl%C3%A4rung!(abgerufen am 09.06.2024
  3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9889530/(abgerufen am 09.06.2024)
  4. https://www.springermedizin.de/hodentumoren/hodentumoren/ mit-marihuana-und-tabak-steigt-das-risiko-fuer-hodenkrebs/18052814(abgerufen am 09.06.2024)