Was passiert im Körper, wenn wir verliebt sind?
Von Janet Baron, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 09.03.2022
Sich zu verlieben gehört zu den schönsten Gefühlen, die wir uns vorstellen können. Mit dem Gedanken an die neue Liebe kommen die Schmetterlinge im Bauch und die Glücksgefühle, als würde man auf Wolke Sieben schweben. Dabei kommen die Ausschüttung bestimmter Hormone und Aktivitäten im Gehirn zum Tragen, die für diese Gefühle verantwortlich sind.
Was nehmen wir bei Verliebtheit wahr?
Der individuelle Körpergeruch eines Menschen sorgt dafür, dass und wie sehr wir ihn attraktiv finden. Pheromone sind körpereigene Duftstoffe, die wir aussenden und empfangen und über die wir unbewusst unseren Partner wählen. Sie vermitteln Merkmale der genetischen Veranlagung und des Immunsystems. Je mehr sich diese Merkmale des Anderen von unseren unterscheiden, desto anziehender finden wir denjenigen. Über Rezeptoren in der Nasenschleimhaut werden diese Informationen an das Gehirn weiter gegeben. Bei einem Aufeinandertreffen mit dem geliebten Menschen und Wahrnehmung dessen Pheromone steigen Atemfrequenz, Puls und Lustempfinden.
Ebenso hat das Aussehen beim Kennenlernen eine entscheidende Wirkung. Unser Gehirn ist zu einem großen Teil damit beschäftigt Reize, die über das Sehen aufgenommen werden, zu verarbeiten. Hierbei unterscheidet man jedoch, dass Männer sich beim Aussehen der Frau auf Gesundheit und Fruchtbarkeit konzentrieren. Dagegen spielt das Aussehen bei der Partnerwahl für Frauen eine eher untergeordnete Rolle. Für sie ist es wichtig, dass Männer sie bei der Kindererziehung unterstützen und Sicherheit bieten. Jedoch spielt das Äußere insofern eine wichtige Rolle, dass wir uns von der Person sexuell angezogen fühlen.
Körperliche Reaktionen beim Verlieben
Die Verliebtheit, wie auch die Liebe, basiert auf einem Zusammenspiel von Aktivitäten in bestimmten Gehirnarealen und der Ausschüttung von Hormonen in unserem Körper. Für Schmetterlinge oder auch das Kribbeln im Bauch sorgt das Stresshormon Cortisol, indem es die Blutgefäße rund um den Magen und den Darm reizt. Verliebt sein, wie auch das Flirten bedeutet Stress für den Körper, der sich in folgenden körperlichen Symptomen äußert:
- Erhöhte Herzfrequenz
- Erhöhte Atemfrequenz
- Erweiterte Pupillen
- Schlaflosigkeit
- Appetitlosigkeit
Dennoch scheint es als hätten Verliebte sehr viel Energie. Dafür sorgt unter anderem Adrenalin, ein weiteres Stresshormon. Adrenalin wird, wie auch Cortisol, in großen Mengen ausgeschüttet, was den Menschen impulsiv macht, da es die Fähigkeit rational zu denken herab setzt. Ähnlich verhält es sich, wenn wir in Panik geraten. Für Glücksgefühle und Gefühlsschwankungen sorgen dagegen die Glückhormone und Endorphine, wie Dopamin und Serotonin. Beim Gedanken an die geliebte Person und Dinge, die glücklich machen, lässt Dopamin den Verliebten Glück und Freude empfinden.
Ist Liebe auf den ersten Blick möglich?
Mit der Verliebtheit verhält es ähnlich wie mit einer Sucht, zum Beispiel nach Drogen. Es wurde in verschiedenen Studien festgestellt, dass gleiche Hirnregionen beteiligt sind, unter anderem das Belohnungszentrum und andere wiederum sind inaktiv. Die inaktiven Hirnareale sind für die Bewertung und Beurteilung anderer Menschen zuständig. So werden negative Eigenschaften und Fehlverhalten nicht wahrgenommen. Auch werden die gleichen Glückshormone ausgeschüttet, sowohl bei der Verliebtheit wie auch beim Konsum von Drogen wie Kokain.
Diese Hochs und Tiefs der Gefühle lassen nach etwa 6 Monaten bis einem Jahr nach.
Diese Hormone lassen den Verliebten durch die sogenannte rosarote Brille sehen. Denn von seinem Gegenüber nimmt er vorwiegend das Positive wahr und stellt sich selbst nur von seiner besten Seite dar. Erst wenn die Phase der Verliebtheit abnimmt, werden auch die negativen Eigenschaften wahrgenommen. Diese erste Phase des Verliebt seins ist oftmals eine Voraussetzung sich auf eine nähere Beziehung zu diesem Menschen einzulassen. Dieses Verhalten ist evolutionär bedingt um das Fortbestehen des Menschen zu sichern. Im Sinne, dass man sich einen Partner sucht um die Kinder groß zu ziehen.
Ist Verliebtheit auch gleich Liebe?
Liebe und Verliebt sein sind nicht das Gleiche. Verliebtheit ist oftmals nur der Anfang einer glücklichen Beziehung aus der Liebe entsteht. Diese Anfangsphase ist ebenso eine Wachstumsphase und kann ein Fundament für die Bindung an einen Menschen sein. Vertrauen ist hier der Schlüssel. Auch hier spielen Hormone eine entscheidende Rolle: Oxytocin und Vasopressin. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass eine enge Bindung und Vertrauen zwischen 2 Menschen entsteht.
Ausgeschüttet wird Oxytocin, auch allgemein bezeichnet als Kuschelhormon, bei Berührungen der Haut, beim Sex, aber auch bei Geburt und Stillen eines Kindes. Es sorgt dafür, dass man sich beim Partner entspannen kann und geborgen fühlt. Man beginnt sich auf denjenigen einzulassen und eine emotionale Bindung entstehen zu lassen. Es entsteht Vertrauen und die Liebe verankert sich im Gehirn.
Vasopressin ist ähnlich wie Oxytocin und trägt ebenfalls zu Bindung an den Partner bei und wird auch als Treuehormon bezeichnet. Zudem reguliert Vasopressin den Druck in den Gefäßen zur optimalen Blutversorgung der Geschlechtsorgane und hilft nach dem Orgasmus beim Einschlafen.
Verliebt sein und Liebe sind aus evolutionsbiologischer Sicht essentiell. Hormone sorgen dafür, dass wir uns verlieben. Verbunden mit der sexuellen Anziehung ist die Fortpflanzung gesichert. Nach einiger Zeit normalisiert sich der Hormonspiegel wieder, wodurch wir in der Lage sind im Laufe des Lebens uns bewusst für Beziehungen entscheiden.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Janet Baron | Stellvertretende Leitung Heimversorgung
Seit 2013 bin ich Apothekerin und startete 2014 bei mycare in der Heimversorgung. Mit der Fachweiterbildung „Pharmazie in der Geriatrie“ erlangte ich die Voraussetzung für ein qualifiziertes Medikationsmanagement für unsere geriatrischen Patienten sowie die tägliche praktische Anwendung in der Heimversorgung. Zudem führe ich Schulungen zu aktuellen Themen für Laien und Fachpersonal durch. Mehr über J. Baron
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