Der vollständige Leitfaden zu Hodenkrebs und seiner Behandlung
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten
Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 09.01.2023
Hodenkrebs ist eine bösartige Erkrankung, die in einem der beiden Hoden beginnt und im weiteren Verlauf auch Nebenhoden und Samenleiter befallen kann. Je früher der Hodenkrebs entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Hodenkrebs tritt meist bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren auf. Bei den meisten Patienten kann Hodenkrebs geheilt werden. Mit einem Anteil von etwa 1,6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen ist Hodenkrebs eine eher seltene Tumorerkrankung. Eine frühe Diagnose erhöht die insgesamt sehr guten Heilungs- und Überlebenschancen von Hodenkrebspatienten.
Wie entsteht Hodenkrebs?
Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern. Hodenkrebs entsteht zumeist aus den sogenannten Keimzellen, aus denen sich Spermien bilden. Daher werden Hodentumoren oft auch Keimzelltumoren genannt.
Etwa bei fünf Prozent aller Männer mit Hodenkrebs entsteht ein zweiter Tumor im anderen Hoden, dieser wird Gegenhoden genannt. Meist liegen zwischen der ersten und der zweiten Diagnose weniger als fünf Jahre, sehr selten können aber auch bis zu zehn Jahre vergehen.
Welche Arten von Hodenkrebs gibt es?
Es wird zwischen Seminom (Keimzelltumor) und Nicht-Seminom unterschieden. Nicht-Seminom ist der Sammelbegriff für alle Hodenkrebsarten, die nicht von den Keimzellen ausgehen. Die Unterscheidung ist wichtig, weil diese beiden Tumorarten unterschiedlich behandelt werden. Nicht-Seminome werden nicht bestrahlt, da sie wenig strahlensensitiv sind.
Hodentumoren aus anderen Zellen (nicht-germinale Tumoren) sind bei Erwachsenen sehr selten und kommen dann überwiegend bei älteren Männern vor. Bei Kindern dagegen machen diese Tumoren rund 40 % aller Hodentumoren aus. Sie sind meistens gutartig.
Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es für Krebs am Hoden?
Die Ursachen von Hodenkrebs sind nach wie vor nicht bekannt. Es zeigt sich eine Anhäufung von Hodenkrebsfällen bei Männern, die als Kinder unter einem sogenannten Hodenhochstand litten, zeugungsunfähig sind und bei Männern, die früh in die Pubertät kamen. Männer, bei denen Familienangehörige Hodenkrebs haben, scheinen ebenfalls ein größeres Risiko zu haben. Es wird vermutet, dass der Einsatz von chemischen Mitteln zur Insektenvernichtung und im Pflanzenschutz eine Rolle spielen könnte. Aber auch der Kontakt mit gewissen Schwermetallen und Lösungsmitteln wird mit Hodenkrebs in Zusammenhang gebracht. Ferner werden Viruserkrankungen als Ursache für Hodenkrebs vermutet.
Wichtig ist die regelmäßige Selbstuntersuchung des Hodens. Das Abtasten gelingt am besten im Stehen und unter warmem Wasser, damit sich die Haut des Hodensacks entspannt und die Hoden gut zu greifen sind. Sollte sich eine Vergrösserung, Verhärtung oder ein harter Knoten im Hoden feststellen lassen, kann dies ein Warnzeichen sein, um für weitere Abklärungen frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Das routinemäßige Abtasten der Hoden wird jungen Männern zwischen 14 und 45 Jahren empfohlen.
Welche Symptome löst Hodenkrebs aus?
Am Anfang sind oft keine Beschwerden vorhanden. Patienten berichten über ein leichtes Ziehen in der Leistengegend oder eine einseitige, schmerzlose, langsam zunehmende Hodenschwellung. Manchmal ist ein Knoten im Hoden tastbar. Später kommt es häufig zu einer Lymphknotenschwellung im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule - diese können sich als unspezifische Rückenschmerzen äußern. Im Verlauf der Krankheit wird der Hoden größer und zunehmend schmerzhaft. Die uncharakteristischen Schmerzen im Hoden entstehen durch Einblutungen innerhalb des Tumors. Durch die in Qualität und Quantität je nach Gewebeursprung unterschiedlich ausgeprägte Hormonproduktion des Tumors kann gegebenenfalls eine Gynäkomastie, also eine durch Östrogeneinfluss ausgelöste Vergrößerung der Brustdrüsen, auftreten. In fortgeschrittenem Stadium bilden sich dann Metastasen, dies sind Ableger/Tochtergeschwülste, die sich in anderen Körperregionen gebildet haben. Unbehandelt führt der Hodenkrebs zum Tod. Bei rechtzeitiger Behandlung sind die Heilungschancen jedoch gut.
Wie wird Hodenkrebs behandelt?
Bei Bestätigung des Hodenkrebses wird der betroffene Hoden entfernt und je nach Krebsart und Stadium mit einer Chemotherapie und/oder einer Strahlentherapie behandelt. Je nach Befall und Stadium müssen auch Lymphknoten entfernt werden.
Der weitere Therapieplan richtet sich nach der Tumorart und dem Tumorstadium, wobei das primäre Ziel der Behandlung in den meisten Fällen die komplette Entfernung des Tumorgewebes ist. Da die meisten Hodenkrebspatienten eine gute Prognose haben und ihre Erkrankung langfristig überleben, sollte die Auswahl der Therapie auch mit Blick auf die spätere Lebensqualität getroffen werden.
Mögliche Begleiterscheinungen der Chemotherapie sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Haarausfall, eine erhöhte Infektanfälligkeit und Blutarmut. Je nach Art und Dauer der Therapie können weitere Nebenwirkungen auftreten. Die Nebenwirkungen lassen sich zum Teil durch Medikamente abfangen oder lindern.
Mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie können vorübergehende Störungen im Magen-Darm-Trakt, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfall, körperliche Schwäche, Abgeschlagenheit, eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, Haarausfall sowie Entzündungen der Harnblase und der Haut sein. Auch diese Symptome sind medikamentös behandelbar und klingen mit dem Ende der Therapie wieder ab. Gegen Durchfall empfiehlt sich Imodium.
Wie sieht die Prognose bei Hodenkrebs aus?
Die Heilungsrate unabhängig vom Tumorstadium bei Hodenkrebs ist mit mehr als 90 Prozent sehr hoch. Wie bei anderen Krebsarten auch, ist die Prognose besonders günstig, wenn der Krebs frühzeitig erkannt wird, also bevor er Metastasen gebildet hat. Eine Heilung kann jedoch auch in vielen Fällen erzielt werden, wenn der Tumor bereits gestreut hat.
Referenzen:
Deutsche Krebsgesellschaft DKG. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/weitere-krebsarten/hodenkrebs/hodenkrebs-fruehes-erkrankungsalter-aber-.html (abgerufen am 01.12.2022).
Universitätsspital Zürich. https://www.usz.ch/krankheit/hodenkrebs/ (Abgerufen am 02.12.2022).
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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