Der Leitfaden zum Reizdarm
✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten
Von Marcus Schulze,
Apotheker bei mycare.de
Aktualisiert: 27.11.2023
Kennen Sie das: Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung oder Blähungen – wieder und wieder? Viele Menschen leiden an Verdauungsproblemen. Eine der häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen ist das Reizdarmsyndrom. Zur Behandlung eines nervösen Darms gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben dem Einsatz von Medikamenten können auch homöopathische Mittel oder eine Ernährungsumstellung eine Linderung der Symptome bringen.
Was ist das Reizdarmsyndrom?
Das Reizdarmsyndrom, auch Irritables Darmsyndrom, Colon irritabile oder nervöser Darm genannt, verursacht ähnliche Beschwerden wie verschiedene Darmerkrankungen. Es ist jedoch weitgehend harmlos. Das Reizdarmsyndrom ist keine organische, sondern eine funktionelle Störung. Unter anderem sind die Darmbewegungen im Vergleich zum gesunden Darm schneller oder langsamer, während die Schmerzsensibilität stärker ausgeprägt ist.
Welche Ursachen sind möglich?
Die Ursachen eines nervösen Darms sind nach wie vor unbekannt. Eine Differenzialdiagnose zu Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa und Darmkrebs sowie Zöliakie) und diversen Nahrungsmittelunverträglichkeiten steht daher im Vordergrund. Sind diese Grunderkrankungen ausgeschlossen, richtet sich die Therapie nach den individuellen Beschwerden.
Wo ist der Ursprung der Erkrankung?
Früher herrschte die Ansicht vor, dass das Reizdarmsyndrom rein psychische Ursachen hat. Heute sind die Ursachen für das Reizdarmsyndrom immer noch nicht genau erforscht. Folgende begünstigende Faktoren für einen Reizdarm sind bisher bekannt:
- Patienten mit Reizdarm haben einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt.
- Die Darmbarriere ist geschädigt. Demnach können Schadstoffe und Erreger in die Darmwand eindringen.
- die Darmflora ist gestört.
- Stress und psychische Belastungen sind für das Reizdarmsyndrom mit verantwortlich.
Studien belegen mittlerweile, dass Magen-Darm-Infektionen Auslöser für ein Reizdarmsyndrom sein können. Denn jeder Vierte entwickelt nach einer von diesen hervorgerufenen Durchfallerkrankungen ein Reizdarmsyndrom. Begünstigend wirken sich auch bestimmte Medikamente (z.B. Antibiotika) aus. Nicht zu unterschätzen ist zudem die persönliche Ernährung. Fett und Zucker setzen dem Darm zusätzlich zu. Besser geeignet sind Vollkornprodukte, Nüsse oder Gemüse.
Wie wird das Reizdarmsyndrom diagnostiziert?
Eine eindeutige Diagnose ist oft schwierig, denn die Symptome ähneln denen eines Magen-Darm-Infekts. Um ein Reizdarmsyndrom festzustellen, muss der Arzt zunächst alle anderen Ursachen ausschließen, die für die Beschwerden verantwortlich sein könnten. Dazu gehören Nahrungsmittelunverträglichkeiten genauso wie entzündliche Darmerkrankungen oder Tumore. Für einige Betroffene kann es ein langer (Leidens-)Weg sein. Denn es existiert kein einfacher Test, mit dem sich das Reizdarmsyndrom nachweisen lässt. Dazu sind vielmehr zahlreiche körperliche Untersuchungen erforderlich, wie zum Beispiel
- Ultraschall,
- Computertomografie (CT),
- diverse Laboruntersuchungen (u.a. Blutbild, Stuhl, Urin),
- Darmspiegelung.
Neben dem Abklären organischer Ursachen sollte auch die emotionale Situation des Betroffenen berücksichtigt werden. Denn auch dauerhafter Stress kann zu einem Reizdarmsyndrom führen.
Was sind typische Symptome?
Der Krankheitsverlauf ist sehr individuell. Betroffene leiden neben stechenden Bauchschmerzen entweder unter Durchfall oder Verstopfung oder beidem im Wechsel. Häufig bessern sich die Beschwerden nach dem Stuhlgang. Überdies können Rücken-, Gelenk- und Kopfschmerzen, Blähungen sowie allgemeines Unwohlsein auf einen Reizdarm hinweisen. Bei einigen Betroffenen treten die Symptome einzeln, bei anderen gleichzeitig auf. Die Intensität der Beschwerden ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Gut doppelt so viele Frauen wie Männer sind von der Krankheit betroffen. Die Beschwerden beginnen meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Während der Reizdarm für einige eine vorübergehende Erkrankung ist, leiden manche Menschen sogar ihr ganzes Leben an einer Funktionsstörung des Darms.
Wie lange dauern die Beschwerden an?
Die Dauer variiert von Patient zu Patient. Bauchkrämpfe, Durchfall & Co. können Tage, Wochen oder auch mehrere Monate andauern. Beschwerden, die länger als drei Monate bestehen, gelten als chronisch. Ob ein Reizdarm vorübergehend ist oder chronisch bleibt, lässt sich auf dem derzeitigen medizinischen Stand nicht vorhersagen. Daher wäre eine entsprechende Änderung des Essverhaltens empfehlenswert. Dadurch lässt sich in den meisten Fällen Lebensqualität und Bewegungsfreiheit zurückerobern.
Wie wichtig ist die Ernährung?
Zentral in der Behandlung des Reizdarm-Syndroms ist eine individuell angepasste Ernährung. Eine bewusste und ausgewogene Ernährung ist wichtig, um die unangenehmen Symptome langfristig zu lindern. Bei Durchfall oder Verstopfung sollten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung achten. Die Verträglichkeit bestimmter Nahrungsmittel können Sie im Bedarfsfall vorab mit einem Arzt abklären.
Gibt es Medikamente gegen den Reizdarm?
Die Behandlung des Reizdarmsyndroms erfolgt im Wesentlichen symptomatisch. Medikamente gegen Durchfall oder Verstopfung, je nachdem welche Beschwerden Sie haben, kommen unter anderem zum Einsatz. Natürliche Arzneimittel wie Myrrhinil-Intest oder Nahrungsergänzungsmittel wie Probio-Cult mit speziellen nützlichen Bakterienkulturen helfen, das Mikrobiom des gereizten Darms positiv zu beeinflussen. Arzneimittel mit natürlichem Multi-Target Prinzip und 7fachem Wirkspektrum wie Iberogast Advance sind ebenfalls geeignet, den gereizten Darm zu entspannen und Beschwerden zu lindern.
Welche Hausmittel gibt es gegen den nervösen Darm?
Es können auch natürliche Substanzen abführend wirken oder die Darmbewegungen beeinflussen. Pfefferminzöl, Flohsamen-Schalen, Leinsamen und Melisse wirken ausgleichend auf die Darmtätigkeit, während Kümmel, Fenchel und Anis als krampflösend gelten. Bewährte Hausmittel bei Magen-Darm-Beschwerden sind zudem:
- Bei Durchfall: schwarzer Tee und Bananen.
- Bei krampfartigen Bauchschmerzen: Wärmflasche und heiße Umschläge.
- Bei Verstopfung: Verdauungsspaziergänge.
- Bei Blähungen: Bauchmassagen mit Kümmelöl und Probiotika.
Grundsätzlich sollten Sie Ihrem Körper ausreichend Ruhe gönnen. Wenn sich die Beschwerden nicht bessern oder sogar verschlimmern, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Alternative Therapieansätze
Zur Linderung der Schmerzen und als Vorbeugung sollten Sie regelmäßig Sport treiben. Ausdauersport (z.B. Joggen und Schwimmen) eignet sich bei Verstopfung. Denn durch die Bewegung wird die Verdauung angeregt. Wenn sich die Beschwerden bei Stress verstärken, kann auch das Erlernen einer Entspannungstechnik nützlich sein. Um Stress dauerhaft abzubauen, sollten Sie regelmäßige Zeiten der Entspannung in Ihren Alltag einbauen.
Weitere Tipps gegen den nervösen Darm
Mit einfachen Maßnahmen können Sie einem nervösen Magen oder Darm vorbeugen. Bei wiederkehrenden Magen-Darm-Beschwerden sollten Sie jedoch Ihren Lebensstil überdenken. Darauf sollten Sie achten (Do's):
- Essen Sie mehrere kleine Portionen. Diese sind verträglicher als große Mahlzeiten.
- Kauen Sie gründlich und lassen Sie sich Zeit beim Essen.
- Obst und Gemüse sollte ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Ernährung sein.
- Ganz wichtig: Viel trinken. Empfohlen werden anderthalb bis zwei Liter Flüssigkeit.
- Treiben Sie regelmäßig Sport und trainieren Sie Ihre Bauchmuskeln.
Das sollten Sie vermeiden (Don'ts):
- Trinken Sie keine kohlensäurehaltigen Getränke. Greifen Sie eher zu stillem Mineralwasser oder Kräutertee.
- Verzehren Sie am Abend keine großen Mahlzeiten.
- Verzichten Sie weitgehend auf Genussmittel (z.B. Alkohol, Kaffee und Zigaretten).
- Meiden Sie blähende Lebensmittel (z.B. Zwiebel, Lauch und Hülsenfrüchte).
Hinweis: Der Genuss von Süßigkeiten sollte nur in Maßen erfolgen. Sie können das Wachstum schädlicher Bakterien im Darm begünstigen.
Alle Infos zum Reizdarm kurz zusammengefasst
- Das Reizdarmsyndrom verursacht ähnliche Beschwerden wie verschiedene Darmerkrankungen.
- Es ist weitgehend harmlos.
- Das Syndrom ist keine organische, sondern eine funktionelle Störung.
- Die Ursachen sind bisher nicht vollständig geklärt - ein empfindlicher Magen-Darm-Trakt, Stress oder eine geschädigte Darmbarriere können Auslöser sein.
- Die Diagnose wird durch unterschiedliche Untersuchungen gestellt, unter anderem: Ultraschall, CT oder Darmspiegelung.
- Symptome des Reizdarmsyndroms sind unter anderem: stechende Bauchschmerzen, Durchfall, Rücken- und Gelenkschmerzen, Blähungen.
- Eine ausgewogene Ernährung kann die Beschwerden lindern.
- Die Behandlung des Reizdarmsyndroms erfolgt symptomatisch mit Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln oder verschiedenen Hausmitteln.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unseren Autor:
Marcus Schulze | Apotheker in der Kreisel-Apotheke
Ich bin seit 2016 Apotheker und seit Mitte 2017 bei mycare in der Kreisel-Apotheke tätig. Ich berate gerne umfassend zu allen Gesundheitsfragen. Durch ständiges Lernen nach dem Studium erweitere ich meine Beratungskompetenzen abseits der üblichen Medikamente, um so dem Kunden ein breites Wissen anbieten zu können. Mehr über M. Schulze
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