Alle Fakten zu Probiotika und wie sie unserem Darm helfen können

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 28.02.2023

Eine dunkelhaarige Frau zeigt ihr T-Shirt, auf dem ein gezeichneter Darm zu sehen ist.

Als Probiotika werden in der Regel lebende Bakterien und Pilze bezeichnet, die sich im Darm vermehren - sie sind bekannt dafür, dass sie einen gesundheitlichen Nutzen vermitteln. Bekannte Probiotika sind Lactobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken und Hefepilze. Sie werden unter anderem bei Durchfallerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, bei Reizdarmsyndrom und zur Stimulierung des Immunsystems eingesetzt. Unerwünschte Wirkungen gelten als selten.

Warum werden Probiotika eingesetzt?

Wir alle wissen: Antibiotika können die Darmflora schädigen. Die Folge sind Durchfälle. Probiotika, die lebende Milchsäurebakterien enthalten, haben eine schützende Wirkung auf das Gleichgewicht der Darmflora und helfen diese zu regenerieren und somit den Schaden, welcher eine Antibiotikabehandlung angerichtet hat, abzufangen. Auch bei infektiösen Darmerkrankungen sowie beim Reizdarmsyndrom vermindern Probiotika die typischen Beschwerden.

Was sind Probiotika?

Probiotika enthalten eine oder mehrere Kulturen eines lebenden Organismus. Typischerweise sind dies Bakterien oder Hefepilze. Sie haben einen positiven Effekt auf den Darm. Nicht zu verwechseln sind Präbiotika: Präbiotika hingegen bestehen aus nichtverdauten Nahrungsbestandteilen, sie stimulieren das selektive Wachstum von Bakterien. Dazu gehören zum Beispiel Inulin, Oligosaccharide und die Aminosäure Glutamin, welche für die Darmzellen wichtig ist. Die Kombination von Probiotika und Präbiotika wird als Synbiotika bezeichnet.

Probiotika erbringen einen gesundheitlichen Nutzen, falls sie in ausreichender Menge verabreicht werden. Echte Probiotika enthalten lebende Bakterien, die in den Darm gelangen und sich dort vermehren und ansiedeln können. Es sind aber auch Produkte mit abgetöteten Mikroorganismen im Handel.

Infografik Probiotika - Anwendungsgebiete und Nebenwirkungen

Welche Bakterien gibt es im Darm?

Derzeit schätzt man, dass rund 100 Billionen Bakterien im Darm leben, die ungefähr 500 verschiedenen Arten angehören. Die bekanntesten Darmbakterien sind Escherichia coli. Die Darmflora wird auch als Mikrobiom bezeichnet und ist bei jedem Menschen einzigartig. So hat ein Vegetarier eine andere Darmflora als ein Mensch, der Fleisch isst. Auch Bewegung soll sich auf die Zusammensetzung der Magen-Darm-Bakterien auswirken. Das Mikrobiom reagiert blitzschnell: Isst ein vegetarisch lebender Mensch auf einmal Fleisch, sieht die Besiedlung seines Darms schon nach 24 Stunden anders aus.

Wofür brauche ich Darmbakterien?

Darmbakterien sind essentiell, sie unterstützen beispielsweise Stoffwechselvorgänge und stellen Vitamine her. Ferner helfen sie bei der Verdauung von Nahrung. Die Darmbakterien verhindern zum Beispiel, dass sich krankmachende Keime ausbreiten können.

Probiotika wachsen im Darm und haben unter anderem antibakterielle Eigenschaften gegen Krankheitserreger. Damit sie in den Darm gelangen, müssen sie resistent gegen die Magensäure und Gallensäuren sein.

Mögliche Symptome für eine gestörte Darmflora sind:

  • Aufstoßen
  • Blähungen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeit
  • Chronische Infekte
  • Krämpfe
  • Übelriechender Stuhl
  • Verdauungsbeschwerden
  • Müdigkeit
  • Kraftlosigkeit

Wann sollte ich Probiotika einnehmen?

  • Zur Vorbeugung und Behandlung von Durchfallerkrankungen
  • Beim Reizdarmsyndrom, entzündlichen Darmerkrankungen, weiteren Erkrankungen des Verdauungssystems wie Blähungen
  • Zur Stärkung des Immunsystems
  • Bei einer allergischen Erkrankung
  • Bei atopischer Dermatitis
  • Lactoseintoleranz
  • Probleme mit den Zähnen, dem Zahnfleisch und der Mundschleimhaut
 Info: Probiotika sind unter anderem in Form von Tropfen wie die von Bigaia oder Suspensionen wie von Mutaflor im Handel. Probiotika werden auch als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben.

Probiotische Keime in Lebensmitteln wie Milchprodukten sind keine Probiotika, weil keine genauen Angaben über die Menge der lebenden Zellen und die Identifizierung ihrer Stämme existieren. Ferner gibt es keine klinischen Daten, auch die wirksame Dosis ist unbekannt.

Wichtig bei der Einnahme: Häufig sterben die eingenommenen Bakterien wegen der zum Teil aggressiven Magensäure bereits auf dem Weg durch Magen und Darm. Erreichen sie den Darm dennoch lebend, können sie sich dort oft nicht wie gewünscht ansiedeln, sondern werden schon nach wenigen Tagen wieder ausgeschieden. Daher müssen Probiotika sehr viele lebende Bakterien enthalten (ca. 10 Millionen pro Gramm) und über einen langen Zeitraum (vier Wochen bis einige Monate) eingenommen werden.

Nach oder während einer Antibiotikatherapie Probiotika zu nehmen, ist in der Forschung momentan umstritten. Dem Patienten bei der Abgabe eines Antibiotikums gleich ein Probiotikum mitzugeben, kann basierend auf dem aktuellen Kenntnisstand also nicht empfohlen werden.

Gibt es Nebenwirkungen?

Als Probiotika werden Bakterienstämme verwendet, die keine Krankheiten verursachen und gut verträglich sind. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden und Überempfindlichkeitsreaktionen.

Die Arzneimittel sollten bei Überempfindlichkeit und Immunschwäche nicht gegeben werden. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Wann sollte ich keine Probiotika einnehmen?

Bei stark geschwächtem Immunsystem, wenn zum Beispiel nach einer Organtransplantation Immunsuppressiva nötig werden, sollten keine probiotischen Bakterienstämme eingenommen werden. Personen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, sollten generell keine Probiotika einnehmen, bevor sie dies nicht mit ihrem Arzt besprochen haben. Wer an einem Kurzdarmsyndrom leidet, verträgt Probiotika häufig nicht sehr gut. Personen mit Kurzdarmsyndrom haben einen verkürzten Darm aufgrund einer Operation - zum Beispiel aufgrund einer Morbus-Crohn-Erkrankung.

Sind Probiotika auch für Babys und Kinder sinnvoll?

Forscher vermuten, dass die in den ersten Lebensmonaten häufigen Schreistörungen, auch Dreimonatskoliken genannt, ihre Ursache in der Entwicklung der Darmflora haben könnten. Momentan gehen Fachleute davon aus, dass Probiotika bei weitgehend gesunden Kindern und Erwachsenen bis auf eventuelle Blähungen keine Nebenwirkungen haben.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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