Alle wichtigen Fakten zu Aids und HIV

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 7 Minuten

Von Marcus Schulze, Apotheker bei mycare.de
Aktualisiert: 30.11.2022

Ein Arzt zeigt eine rote Aids-Schleife

Aids ist eine Immunschwächekrankheit, die nicht angeboren, sondern erworben wird. Der Auslöser ist das HI-Virus, das bestimmte Zellen des Immunsystems befällt. Oft werden Aids und HIV synonym gebraucht – zwischen den beiden besteht aber ein Unterschied: Aids ist das Endstadium einer Infektion mit HIV. Das bedeutet, dass ein Mensch, der das HI-Virus in sich trägt, nicht zwangsläufig schon an Aids erkrankt sein muss. Manchmal braucht es mehrere Jahre, ehe die ersten Symptome der Immunschwächekrankheit auftreten.

Wie wurde Aids entdeckt?

Im Sommer 1981 traten fünf Fälle der Lungenerkrankung Pneumocystis-Pneumonie in den USA auf. Das Besondere: Die Erkrankten waren allesamt vorher gesunde, homosexuelle Männer – diese Lungenkrankheit trifft aber eigentlich nur Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Beinahe zeitgleich trat zudem in New York City das Kaposi-Sarkom, eine Krebserkrankung, ungewöhnlich häufig auf. Mediziner vermuteten sogleich eine neue Krankheit – es dauerte aber bis Sommer 1982, bis sich der Name acquired immune deficiency syndrome, kurz Aids, etablierte. Zu Deutsch bedeutet das: erworbenes Immunschwächesyndrom. Zu diesem Zeitpunkt war die Krankheit schon in 14 Ländern aufgetreten, die Ursache für den Immundefekt war aber noch nicht bekannt. Es war aber mittlerweile festgestellt worden, dass Vorlieben beim Liebesleben keine Rolle bei der Infektion spielen – hetero- sowie homosexuelle Menschen können an Aids erkranken. Das Aids auslösende HI-Virus wurde erst 1983 entdeckt.

Was ist das HI-Virus?

Man nimmt an, dass es sich bei dem HI-Virus wohl um einen Erreger handelt, der seinen ursprünglichen Wirtsorganismus bei Affen fand. Dieser siedelte durch Mutation und Anpassung später auf den Menschen über. Man geht davon aus, dass die Übertragung des HI-Virus bei der Jagd oder bei rituellen Handlungen ihren Anfang nahm.

Es gibt zudem nicht nur ein HI-Virus, sondern, wie bei fast allen Viren, verschiedene Varianten. Eine davon ist beispielsweise die sogenannte VB-Variante von HIV-1, die erst Anfang 2022 entdeckt wurde. Diese Variante soll das Ansteckungsrisiko erhöhen und auch größere Schäden am Immunsystem anrichten können. Umso wichtiger ist es laut den Forschern, dass Menschen mit einem gewissen HIV-Risiko regelmäßig Zugang zu Tests haben, damit die Behandlung frühzeitig beginnen kann. Um sein HIV-Risiko zu kennen, ist es wichtig, zu wissen, wie das Virus übertragen wird.

Infografik HIV: Übertragung, Risikofaktoren, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten im Überblick.

Wie wird HIV übertragen?

Die Ansteckung mit dem HI-Virus findet über Körpersäfte statt. Dazu gehören Blut, Spermien und vaginale Sekretionen. Eine Direktübertragung kann auch über verunreinigte Spritzen oder belastete Blutkonserven erfolgen. Entscheidend ist, dass infektiöse Körpersäfte den Blutkreislauf erreichen, beispielsweise über offene Wunden. Als relativ unwahrscheinlich gilt die Übertragung von HIV über Speichel. Wechselnde Partnerschaften erhöhen hingegen das Risiko, an Aids zu erkranken.

Früher, als man auf den Virus kaum vorbereitet war, fand der HI-Virus seinen Wirt auch über Bluttransfusionen. Niemand kam auf die Idee, Blutkonserven auf HI-Viren zu überprüfen. Grund für die Transfusionen waren zum Beispiel Unfälle, bei denen Fremdblut zugeführt werden musste. Auch Menschen mit hoher Blutungsneigung fielen dem Virus zum Opfer.

Heutzutage ist die Chance, aufgrund einer Bluttransfusion an Aids zu erkranken, äußerst gering. Eine große Gefahr geht jedoch mit Drogenkonsum über Spritzen einher.

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr mit HIV?

Die gute Nachricht: Wer sich an die Schutzmaßnahmen hält, trifft die für ihn beste Prophylaxe. Eine Ansteckung mit HIV über Händeschütteln, Umarmungen und Küssen ist ausgeschlossen. Ebenso unwahrscheinlich ist, dass man sich durch den gemeinsamen Gebrauch von Handtüchern und Bettwäsche mit dem gefährlichen Virus infizieren kann. Hier läuft die Gefahr einer Infektion ebenfalls gegen Null.

Leichtsinn und Unachtsamkeit sollten jedoch in allen Lebensbereichen vermieden werden. Die Wahrscheinlichkeit sich über eine blutende Wunde eines Verletzten mit HIV zu infizieren ist relativ gering, aber dennoch möglich. Nämlich genau dann, wenn man ohne Handschuhe agiert und selbst eine offene Wunde hat. Die Einhaltung aller Hygienemaßnahmen sollte definitiv gegeben sein, denn nur so kann man sich gut gegen Aids schützen. Übrigens: Außerhalb des Körpers überleben HI-Viren nur sehr kurz.

Wie kann man sich vor dem HI-Virus schützen?

Einen gewisses Maß an Schutz erreichen Sie mit der Verwendung von Kondomen bei wechselnden sexuellen Kontakten und der Nutzung von Handschuhen, wenn Sie die Verletzungen von Ihnen unbekannten Menschen versorgen.

 Info: Wenn Sie Ihre Kondomgröße nicht kennen, kann ein Probierpaket wie das Mister Size Probierset helfen.

Bis es Impfungen zur Vorbeugung einer etwaigen HIV-Infektion oder Arznei zur Heilung von Aids gibt, wird noch eine ganze Weile vergehen. Jedoch existieren bereits jetzt gute Medikamente, welche den Ausbruch der Krankheit hinauszögern können und das Leben mit HIV für Betroffene erträglicher machen.

Wie verhält sich der HI-Virus?

Bei dem HI-Virus handelt es sich um einen Retrovirus. Er zwingt der Wirtzelle sein Erbgut auf und bringt sie dazu, es zu vermehren. Der Virus greift verschiedene Körperzellen an. Darunter befinden sich auch wichtige Zellen des Immunsystems, wie zum Beispiel die T-Helferzellen und die Fresszellen. Der Angriff des Virus bewirkt, dass die T-Helferzellen absterben. Bei unzureichender Versorgung der Infektion verringert sich die Zahl der T-Helferzellen. Die Krankheit Aids bricht aus.

Welche Symptome sind möglich bei Aids?

Aids ist das Endstadium einer HIV-Infektion und damit das Stadium C. Die Stadien A und B der HIV-Infektion weisen ebenfalls spezifische Symptome auf. Im Stadium A treten beispielsweise unter anderem Fieber und Kopfschmerzen auf. Auch ein Hautausschlag kann möglich sein. Nach Abklingen der Symptome folgt eine mitunter lange Zeit der Symptomfreiheit, ehe das Virus dem Körper so zugesetzt hat, dass Stadium B erreicht wird. Bezeichnet wird dieses Stadium meist als „Aids related complex“ von Medizinern. Symptome können unter anderem lange anhaltender Durchfall, Nachtschweiß, oder verschiedene Pilzinfektionen sein. Nach Stadium B folgt Stadium C: Aids. Das Immunsystem ist jetzt so geschwächt, dass verschiedene Infektionen auftreten können, die bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem selten sind und meist gut von diesem pariert werden können. Dazu zählen unter anderem:

  • Lungenentzündungen
  • Candida-Pilz-Infektionen der Speiseröhre und tieferen Atemwege
  • Gehirnentzündungen durch Toxoplasmose-Erreger
  • Eine bösartige Neubildung von Blutgefäßen, das Kaposi-Sarkom
  • Aktive Tuberkulose
  • Netzhautentzündung

Mediziner sprechen bei diesen Infektionen von Aids-definierenden Erkrankungen.

Wie wird Aids behandelt?

Aids an sich kann nicht behandelt werden. Es werden eher die Krankheiten behandelt, die durch die Immunschwäche ausgelöst werden. Allerdings ist die Infektion mit HIV behandelbar. Durch bestimmte Medikamente kann die Viruslast im Körper sehr gering gehalten werden. Dadurch wird der Ausbruch von Aids teilweise über Jahre nach hinten geschoben und die HIV-positiv getesteten Menschen können ein weitaus normales Leben führen – auch eigene Kinder sind möglich.

Falls sich der Patient schon in Stadium B oder C der HIV-Infektion befindet, kann eine hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) eingesetzt werden. Bei dieser werden verschiedene, individuell angepasste Kombinationen von Medikamenten eingesetzt. Die Kombination ist entscheidend, da damit einer Resistenzentwicklung des HI-Virus vorgebeugt wird. Generell kann jeder HIV-Positive diese Therapie in Anspruch nehmen. In welchem Umfang diese sinnvoll ist, wird für jeden Patienten einzeln entschieden. Unter anderem fließen die aktuellen Symptome und die eventuellen Nebenwirkungen der Medikamente in die Überlegung mit ein.

Was kann ich selbst gegen Aids tun?

Die Diagnose HIV oder Aids kann erschreckend sein. Auch wenn es sich so anfühlen kann, als würde man selbst nichts mehr tun können, gibt es einige Möglichkeiten, Ihren Körper beim Kampf gegen das Virus zu unterstützen. Wichtig ist allerdings, dass die medikamentöse Therapie die Basis der Behandlung ist. Alle Änderungen in der Einnahme oder den Präparaten sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, damit die Therapie so erfolgreich wie möglich ist.

Darüber hinaus können Sie Ihren Körper mit anderen Maßnahmen unterstützen, gesund zu bleiben. Unter anderem gehört dazu das Impfen gegen Krankheiten, die Sie zusätzlich schwächen oder wegen der HIV-Infektion schwerer verlaufen könnten – unter anderem zählt die Grippeimpfung dazu. Rauchen und Drogen schwächen außerdem zusätzlich das Immunsystem.

Ab wann ist HIV nachweisbar?

Anzuraten ist ein Labortest frühestens sechs Wochen nach der Risikosituation. In dem Labortest können Antigene sowie Antikörper gegen HIV nachgewiesen werden. Nach sechs Wochen kann der Test zuverlässig eine HIV-Infektion ausschließen.

Eine weitere Möglichkeit, sich auf eine mögliche Ansteckung testen zu lassen, ist der HIV-Selbsttest. Der Abstand zum etwaigen Ansteckungstag beträgt hier drei Monate. Diese Schnelltests verzichten auf den Nachweis von Antigenen und testen nur auf Antikörper. Der Grund ist: Bei manchen Patienten müssen tatsächlich bis zu drei Monate vergehen, bis ein positives Resultat belegbar ist.

Warum sollte ich einen HIV Test machen?

Der HIV-Test hilft, die Ansteckung rechtzeitig zu erkennen und ihr mit wirksamen Mitteln entgegenzusteuern. Menschen mit wechselnden Geschlechtspartnern sollten sich zu ihrer eigenen Sicherheit von Zeit zu Zeit testen lassen. Generell kann bei begründeter Unsicherheit ein solcher Test durchgeführt werden. Je früher erkannt, desto größer ist die Chance, den Virus in seinem Tun zu stören.

Mit Hilfe eines Labortests kann man sich frühestens 6 Wochen nach einer möglichen Infektion testen lassen. Durchgeführt wird dieser Test zum Beispiel anonym beim Gesundheitsamt oder beim Hausarzt.

 Info: Als Alternative gibt es inzwischen HIV-Selbsttests, beispielsweise den Exacto HIV Selbsttest oder den Autotest VIH HIV-Selbsttest ratiopharm

Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Freigabe des HIV-Tests für den Heimbedarf erfolgte bereits 2016. Die endgültige Freigabe für Deutschland wurde jedoch erst Jahre später vom Bundesrat beschlossen. In einigen anderen Ländern konnten HIV-Selbsttest schon länger erworben werden. Der Vorteil dieser Test ist, dass man sie bequem zu Hause durchführen kann. Jedoch sollten mindestens 12 Wochen nach der möglichen Infektion vergangen sein, bevor der Test gemacht wird.

Wie funktioniert der HIV-Bluttest beim Arzt?

Bei der gängigen Vorgehensweise eines Bluttests beim Gesundheitsamt oder Arzt kommen indirekte Testverfahren in Frage. Um ganz sicher zu gehen, dass das Ergebnis auch stimmt, werden zwei Tests durchgeführt.

Der erste Test sucht das Blut nach Antikörpern gegen das HI-Virus ab. Können Antikörper festgestellt werden, gilt dieser Test als positiv.

Zur Bestätigung des positiven Testergebnisses wird ein zweiter Test als Untermauerung des Ersten gemacht. Hier geht es um die Feststellung von Antigenen des Virus im Blut. Endet auch dieser positiv, wird der Patient als HIV-positiv eingestuft. Das Ergebnis liegt in aller Regel in wenigen Tagen vor.

Wie funktioniert der HIV-Heimtest?

Die schnelle und risikolose Methode des HIV-Heimtests umfasst einen kleinen Bluttest. Die Testapparatur ist auf die Erkennung der Antikörper gegen das Virus ausgerichtet. Hierzu muss der Betroffene etwas Blut aus der Fingerkuppe in das Testgerät abgeben. Je nach Test kann bereits nach wenigen Minuten das Ergebnis abgelesen werden. Die Genauigkeit der Heimtests liegt bei ca. 99%. Bitte beachten: Ein Test ist kein zweites Mal verwendbar.

Für wen ist der HIV-Selbsttest für zu Hause geeignet?

Der Selbsttest aus der Apotheke bringt schnelle Gewissheit.Allerdings dient der Test nur als Anhaltspunkt. Ein positives Ergebnis sollte stets noch einmal vom behandelnden Arzt auf seine Richtigkeit überprüft werden. Der Selbsttest richtet sich an alle, die den Arztbesuch fürchten. Wenn Sie Fragen zum Umgang mit dem Heimtest haben, beraten wir Sie gern.

Was passiert wenn der Test HIV-positiv ist?

Diagnose HIV: Trauer, Wut und Fragen sind die häufigsten Reaktionen auf einen positiven HIV Test. Verständlich, schließlich ist das positive Ergebnis ein harter Brocken, der erst einmal verdaut werden will. Wie soll es nun weitergehen? Der Traum von einer erfüllten Partnerschaft, nach Kindern und nach Sexualität scheint in weite Ferne zu rücken.

An dieser Stelle brauchen Patienten ein verständnisvolles Umfeld,eine gute psychologische Beratung und den Mut, nach vorne schauen zu können.

Tatsächlich ist ein positiver HIV-Test weder ein vernichtendes Urteil noch das Ende vom Leben. Ganz im Gegenteil, gute Medikamente und eine gesunde Ernährung können den Ausbruch der Krankheit AIDS sehr lange hinausschieben. Viele Betroffene leben fast unbeschwert mit dem Virus und dies über Jahre, manchmal sogar über Jahrzehnte. Die Lebenserwartung einer HIV positiven Person ist heutzutage kaum geringer als die gesunder Menschen.

Wie lange sollte man mit dem HIV Test warten?

Wie bei allen Testverfahren kann es auch beim Selbsttest für zu Hause zu Fehlern kommen. Diese beruhen bei mehr alsüber 90 Prozent auf falsche Bedienung oder unsachgemäßen Umgang mit dem Gerät. Vor dem Test: Reinigen Sie Ihre Hände. Achten Sie darauf, dass die Fläche um das Testgerät sauber ist. Beachten Sie bitte: Schlechte hygienische Bedingungen können das Testergebnis unter Umständen verfälschen. Der HIV-Heimtest ist ein Einmal-Test und nicht zur Wiederbenutzung bestimmt. Ein unklares Testergebnis spricht für eine Fehlbedienung oder einen Produktfehler. In diesem Fall wenden Sie sich bitte zeitnah an Ihre Apotheke oder Ihren Hausarzt.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autor Apotheker Marcus Schulze

Über unseren Autor:

Marcus Schulze | Apotheker in der Kreisel-Apotheke
Ich bin seit 2016 Apotheker und seit Mitte 2017 bei mycare in der Kreisel-Apotheke tätig. Ich berate gerne umfassend zu allen Gesundheitsfragen. Durch ständiges Lernen nach dem Studium erweitere ich meine Beratungskompetenzen abseits der üblichen Medikamente, um so dem Kunden ein breites Wissen anbieten zu können. Mehr über M. Schulze

Produkte zum Thema HIV Weitere passende Produkte

inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
Lieferbar
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
Lieferbar
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
Lieferbar

Weitere zum Thema passende BeiträgeWeitere Themen

Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
Melden Sie sich jetzt zum Newsletter an und sichern sich Vorteile!

Wir informieren Sie regelmäßig über:

  • checkmark Top-Angebote
  • checkmark Neuheiten
  • checkmark Gewinnspiele
  • checkmark Gratis-Zugaben
  • checkmark Gutscheine
  • checkmark Tipps & Beratung
Jetzt abonnieren