Der Leitfaden zum diabetischen Fuß
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Von Janet Baron,
Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 13.11.2023
Mit der Diagnose Diabetes müssen Betroffene nicht nur ihre Ernährung umstellen. Es ist auch wichtig, seinen Körper zu beobachten, um eventuelle Folgeerkrankungen rechtzeitig zu merken. Eine dieser Folgeerkrankungen ist das diabetische Fußsyndrom. Um dieses rechtzeitig zu erkennen und weitere Folgeschäden zu verhindern, ist es wichtig, die Füße selbst genau zu beobachten und sie auch vom Arzt oder Podologen untersuchen zu lassen.
Was ist der diabetische Fuß?
Wenn der Blutzucker über einen längeren Zeitraum zu hoch ist, kann das diabetische Fußsyndrom entstehen. Gefäße und Nerven werden geschädigt, die Füße werden schlechter durchblutet und die Empfindungsfähigkeit geht zurück. Kleine Verletzungen bleiben oft unbemerkt und Infektionen haben dann freie Bahn. Infolge der Nerven- und Durchblutungsstörungen kann es außerdem sein, dass der Fuß falsch belastet wird. Dadurch können Druckstellen und Hornhaut auftreten, wodurch wiederum Wunden entstehen können. Durch die Zuckerkrankheit kann zudem die Immunabwehr beeinträchtigt sein. Dadurch können schon banale Hautschäden zu schwierigen Wunden werden, weil sie sich unbemerkt infizieren und ausbreiten können. Infizierte Wunden heilen bei Zuckerkranken schlechter.
Welche Risiken birgt der Krankheitsverlauf?
Wunden sowie bekannte Nerven- oder Gefäßveränderungen sollten engmaschig beim Hausarzt, Diabetologen oder in einer Fußambulanz beobachtet werden. Wer unter dem diabetischen Fußsyndrom leidet, sollte sich daher in die Behandlung von Spezialisten begeben. Diese versuchen, den Krankheitsverlauf so abzuschwächen, dass die schlimmste Folge nicht auftritt. Unbehandelt könnten im äußersten Fall Amputationen von einzelnen Zehen, Füßen oder sogar Beinen notwendig sein. Dank der modernen Therapiemöglichkeiten muss es nicht dazu kommen.
Welche Symptome löst der diabetische Fuß aus?
Diabetiker sollten ihre Füße gut im Auge behalten und regelmäßig selbst auf bestimmte Symptome untersuchen. Dazu gehören unter anderem
- Unempfindlichkeit gegen Schmerzen und Temperaturunterschieden
- Trockene Haut und vermehrte Hornhaut an den Füßen
- Stechen und Brennen oder Taubheit
- Fehlstellungen der Zehen
- Schwellungen, Rötungen und Wunden
- Schlecht durchblutete Stellen am Fuß, sichtbar durch blasse bis bläuliche Verfärbungen
Wie wird das diabetische Fußsyndrom behandelt?
Der diabetische Fuß wird je nach Stadium behandelt. Im Frühstadium reicht meist eine regelmäßige Kontrolle aus, um Veränderungen rechtzeitig zu bemerken und gegebenenfalls entgegensteuern zu können. Wenn schon Wunden vorhanden sind, ist es wichtig, diese zu behandeln und außerdem für Druckentlastung beim Fuß zu sorgen. Sie geschieht beispielsweise durch spezielle Schuhe für Diabetiker. Wenn eine Infektion im Fuß vorhanden ist, wird diese meist mit Antibiotika behandelt, damit sich die Infektion nicht weiter ausbreitet. Erst wenn die Infektion allerdings nicht mehr aufzuhalten sein sollte, wird eine Amputation in Erwägung gezogen.
Wie kann eine Kann eine Fußpflege beim Podologen helfen?
Die Fußpflege mit diabetischem Fußsyndrom ist nicht immer einfach selbst zu bewerkstelligen. Vor allem, wenn schon Wunden vorhanden sind oder die Fußnägel zum Einwachsen neigen, kann der Gang zum Podologen sinnvoll sein. Wichtig zu wissen ist, dass die Begriffe "Podologe" und "medizinischer Fußpfleger" gesetzlich geschützte Berufsbezeichnungen sind. Wer sich so bezeichnet, hat eine mehrjährige Ausbildung unter anderem für die diabetische Fußpflege absolviert.
Wenn Sie zum medizinischen Fußpfleger gehen, wird dieser zum einen Ihre Füße nicht nur pflegen, sondern auch genauestens nach Druckstellen, Hühneraugen und kleinen Verletzungen absuchen. Stellt er etwas fest, wird er die Erstversorgung übernehmen und Sie danach zum Arzt verweisen. Außerdem hält der Podologe in einem Anamnesebogen ihren Gesundheitszustand, Vorerkrankungen und ihre Allergien fest.
Welche weiteren Ansprechpartner für die Behandlung gibt es?
Ihr Hausarzt oder Ihr Diabetologe ist der erste Ansprechpartner bei Fußproblemen. Im Bedarfsfall entscheidet dieser, ob noch weitere Spezialisten in die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms einbezogen werden.
Dies sind zum Beispiel:
- Ein Orthopädie-Schuhmacher, der druckentlastende Einlagen fertigen kann.
- Der oben beschriebene Podologe.
- Ein Gefäßspezialist kann oft außerdem die gestörte Durchblutung wiederherstellen.
Zeichnen sich schwerwiegendere Probleme bei Ihrem diabetischen Fuß ab, überweist Sie Ihr Arzt im Idealfall an eine Fußambulanz. In dieser arbeiten viele Spezialisten für das diabetische Fußsyndrom strukturiert und abgestimmt zusammen. Für ein Ziel: Ihre Wunden heilen zu lassen und so Ihre Füße zu retten.
Wie kann ich dem diabetischen Fußsyndrom vorbeugen?
Wenn bei Ihnen Diabetes diagnostiziert wurde, sollten Sie Ihre Füße täglich kontrollieren. Sobald Sie Druckstellen, Wunden, Verfärbungen oder Infektionszeichen feststellen, müssen Sie Ihren Arzt konsultieren. Diabetiker-Füße brauchen aber nicht nur Kontrolle, sondern auch Pflege. Folgendes ist zu beachten:
- Fußbäder, nicht länger als 5 Minuten bei höchstens 37 Grad. Für die Reinigung verwenden Sie am besten einen milden und pflegenden Badezusatz wie Allgäuer Latschenkiefer Sole Fußbad. Füße nach dem Baden gründlich abtrocknen, auch die Zehenzwischenräume. Tupfen ist besser als reiben.
- Um Hornhaut und Druckstellen vorzubeugen, sollte die Füße nach dem Baden sorgfältig eingecremt werden, zum Beispiel mit einer harnstoffhaltigen Creme oder Schaum – verwenden Sie keine Scheren, Messer, Rasierklingen oder Hornhautraspeln.
- Zum Kürzen der Nägel eine Nagelzange oder Sandpapierfeile verwenden, Hornhaut schonend mit einem Bimsstein entfernen.
- Achten Sie bei der Fußpflege besonders darauf, weder Nagelbett noch Haut zu verletzen.
- Um Verletzungen am Fuß zu vermeiden, sollten Sie außerdem am besten auf das Barfußlaufen verzichten.
Welche Schuhe brauche ich bei diabetischen Füßen?
Gesunde Füße verzeihen es einem, wenn der Schuh mal drückt. Bei einem diabetischen Fuß kann dies allerdings zu schwerwiegenden Problemen führen. Hier ist es daher besonders wichtig, eine Fußbekleidung zu finden, die den Fuß nicht einengt und nirgendwo drückt oder Haut aufreibt. Ein Trick beim Schuhkauf ist, seinen Fußumriss auf Pappe zu zeichnen, auszuschneiden und mitzunehmen. Vor dem Anprobieren wird die Pappe in den Schuh gelegt und wieder herausgeholt: Ist sie geknickt oder hat sich verbogen, wird die Fußbekleidung eher nicht passen.
Wenn Sie schon an diabetesbedingten Nerven- und Gefäßschäden leiden, lassen Sie sich vor dem Schuhkauf am besten von Ihrem Arzt beraten. Dieser kann Ihnen auch spezielle Diabetes-Schutzschuhe verordnen, wenn dies sinnvoll ist. Diese Fußbekleidungen schützen Ihre Füße durch ihre spezielle Konstruktion vor Druckstellen und Schäden.
Welche Rolle spielen die Socken?
Neben Schuhen sind auch die Socken wichtig, damit keine Reibung und damit Wunden am Fuß entstehen. Hier sollten Sie vor allem darauf achten, dass der Socken keine Falten am Fuß wirft, sondern wie eine zweite Haut passt. Die bei vielen Socken übliche Naht am Übergang zu den Zehen sollten Sie wenn möglich vermeiden – dort kann sich die Haut aufscheuern. Da ein diabetischer Fuß generell nicht gut durchblutet ist, sollten die Socken außerdem einen breiten Bund haben, damit sie möglichst nicht einschneiden und die Blutzufuhr dadurch noch mehr verringern. Um Pilzinfektionen vorzubeugen, sollten Sie die Socken zudem täglich wechseln.
Alle Fakten zum diabetischen Fußsyndrom kurz zusammengefasst
- Das diabetische Fußsyndrom kann entstehen, wenn der Blutzucker über einen längeren Zeitraum zu hoch ist.
- Ein unbemerkter oder unbehandelter Verlauf kann eine so schwere Infektion zur Folge haben, dass der Fuß amputiert werden muss. Auch behandelt ist diese Folge möglich.
- An den Füßen treten unter anderem folgende Symptome auf: Schmerzunempfindlichkeit, Brennen, Taubheit, Schwellungen oder Fehlstellungen der Zehen.
- Die Behandlung richtet sich je nach der Schwere des diabetischen Fußsyndroms. Ziel ist es immer, den Fuß zu erhalten.
- Ein Podologe kann bei der Fußpflege unterstützen.
- Der Hausarzt oder Diabetologie sind Ansprechpartner für weitere Behandlungsschritte
- Durch eine sorgsame Fußpflege und passendes Schuhwerk kann dem diabetischen Fuß vorgebeugt werden.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Janet Baron | Stellvertretende Leitung Heimversorgung
Seit 2013 bin ich Apothekerin und startete 2014 bei mycare in der Heimversorgung. Mit der Fachweiterbildung „Pharmazie in der Geriatrie“ erlangte ich die Voraussetzung für ein qualifiziertes Medikationsmanagement für unsere geriatrischen Patienten sowie die tägliche praktische Anwendung in der Heimversorgung. Zudem führe ich Schulungen zu aktuellen Themen für Laien und Fachpersonal durch. Mehr über J. Baron
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