Alles Wissenswerte zu Niacinamiden
✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Von Grit Ritter, Pharmazieökonomin
Aktualisiert: 05.09.2023
Niacin (Vitamin B3) ist in Lebensmitteln enthalten und wird vom menschlichen Organismus in der Leber aus der Aminosäure Tryptophan geringfügig selbst produziert. Als Niacinamid ist es unter den Inhaltsstoffen als Wirkstoff in Kosmetika sehr häufig enthalten. Englisch als Niacinamide bezeichnet gilt der Stoff als Allrounder unter den Pflege-Inhaltsstoffen. Dank des umfangreichen Wirkspektrums auf der Haut ist Vitamin B3 bei verschiedenen Hautproblemen sinnvoll.
Was sind Niacinamide?
Im Detail ist Niacinamid eine Form von Vitamin B3. Als natürliches Vorkommen findet man den Stoff in Getreide, in Früchten oder auch im Fleisch. Niacinamid ist ein robuster Stoff, der sich in Wasser löst und relativ beständig bei Wärme oder Luftkontakt (Sauerstoff) ist. Niacinamid sollte bedarfsdeckend über die Nahrung aufgenommen werden, zu einem geringen Teil produziert es unserer Körper jedoch auch selbst. In unserem Stoffwechsel ist Niacinamid an vielen wichtigen Prozessen als Coenzym beteiligt, beispielsweise an der Regeneration der Zellen.
In welchen Bereichen werden sie eingesetzt?
Den Wirkstoff Niacinamid findet man häufig in Hautpflegeprodukten zur täglichen Pflegeroutine. Besonders trockene Haut profitiert im Rahmen der Anti-Aging-Vorsorge vom Wirkstoff, aber auch für die Behandlung von Akne hat sich Vitamin B3 inzwischen etabliert.
Vereinfacht werden folgende Wirkungen und infolgedessen Anwendungsbereiche von Niacinamid auf der Haut genutzt:
- Die natürliche Produktion von Ceramiden wird angeregt. In der Folge stabilisiert sich die Hautbarriere und wirkt trockener und schuppiger Haut entgegen.
- Niacinamid wirkt hautberuhigend und hemmt Entzündungen. Hautrötungen werden deutlich gelindert.
- Bei Pigmentflecken oder Verfärbungen wird der aufhellende Effekt von Vitamin B3 genutzt. Es ergibt sich ebenfalls ein ebenmäßigerer Teint.
- Bei Hautunreinheiten und Pickel kann Vitamin B3 mild die Talgproduktion reduzieren. In der Folge verfeinern sich sichtbar vergrößerte Poren und erneuten Aknebeschwerden wird entgegengewirkt.
- Dank der antioxidativen Wirkung hilft Niacinamid dabei, die Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen.
Wie wirken Niacinamide auf die Haut?
Niacinamid wirkt auf der Haut natürlich reinigend, entzündungshemmend und antibakteriell. Der besondere Vorteil dabei ist, dass im Gegensatz zu anderen Wirkstoffen, die bei Akne eingesetzt werden, die Haut nicht austrocknet. Mild und natürlich reduziert Vitamin B3 die Talgproduktion auf der Haut, reinigt gleichzeitig die Poren und lindert so Entzündungen. Pickel können demnach schneller abheilen, der Bildung von neuen Mitessern wird vorgebeugt. Vitamin B3 wirkt gleichzeitig als Antioxidans auf der Haut. Es wirkt natürlich den schädlichen freien Radikalen in der Haut entgegen und kann sich in der Konsequenz zur Vorbeugung feiner Fältchen und anderer früher Anzeichen der Hautalterung als wertvoll erweisen. Niacinamid regt die hauteigene Produktion von Kollagen an und unterstützt sie. Kollagen ist unter anderem dafür verantwortlich, dass unser Erscheinungsbild der Haut möglichst lange frisch und jung bleibt.
Bei welchen Hautproblemen können Niacinamide helfen?
Vitamin B3 hat auf der Haut einen feuchtigkeitsspendenden Effekt, weswegen es für trockene Haut sehr wertvoll und pflegend mild ist. Gleichzeitig vermag Niacinamid bei fettiger oder öliger Haut die Talgproduktion positiv zu regulieren. Außerdem können sich die Hautzellen schneller regenerieren und schützende Lipide und Ceramide bilden. Bei einer Akne-Haut kann schon die geringe Konzentration Niacinamid ab ca. 2 Prozent ausreichen, um einen positiven Effekt auf das Hautbild zu erzielen. Einige höher konzentrierte Präparate enthalten 10 Prozent, hoch-konzentrierte Präparate können bis zu 20 Prozent Niacinamid enthalten. Die Therapie von Akne sollte mit einem Hautarzt vor Beginn besprochen werden.
Sind Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten bekannt?
Niacinamid gilt als sehr gut verträglich, es lässt sich bei allen Hauttypen anwenden. Wirkliche Unverträglichkeiten gibt es sehr selten. Sollten nach der ersten Anwendung leichte Rötungen, ein Brennen oder Kribbeln auf der Haut bemerkt werden, könnten dies Anzeichen einer Erstverschlimmerung sein. Die Blutgefäße erweitern sich durch den Wirkstoff und können im Einzelfall diese vorübergehenden Symptome auslösen. Alternativ könnten für die Haut ungewohnt hohe Dosierungen des Wirkstoffes zu Irritationen führen. Eine Konzentration von 1 bis 5 % wird für den ersten Kontakt oder empfindliche Haut allgemein empfohlen. Diesen Wirkstoffgehalt haben auch Cremes beispielsweise für die tägliche Pflegeroutine. Höhere Konzentration mit bis zu 10 % Niacinamid finden sich besonders in Seren wie dem La Roche Posay Pure Niacinamide 10 Serum oder in Pflegeprodukten für etwas reifere Haut. Produkte mit höheren Konzentrationen sollten erst dann verwendet werden, wenn erste Erfahrungen mit Niacinamid schon gemacht wurden und die Reaktion der eigenen Haut einzuordnen ist.
Wie wirken Niacinamide innerlich?
Das Vitamin B3 ist als Bestandteil der Coenzyme NADH und NAD an der Aktivität von mehr als 200 Enzymen in unserem Körper beteiligt, unter anderem an der Bildung von Botenstoffen in unserem Gehirn. Niacin ist an der Verdauung beteiligt, kann bei entsprechender Dosierung sogar bei erhöhten Cholesterinwerten unterstützend wirken und damit positiv präventiv für das Herz und Gefäßablagerungen sein. Es unterstützt die Muskel-, Haut-, Darm- und Nervenregeneration und trägt damit zur Erholung unseres Körpers bei. Wieviel Niacinamid täglich benötigt wird, um den Bedarf zu decken, verändert sich mit steigendem Alter, der Lebensphase und dem damit variablen Energiebedarf. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) gibt 11 bis 17 mg als Referenzwerte an. Männer benötigen im Durchschnitt mehr als Frauen. Stillende, Schwangere Frauen oder Jugendliche haben ebenfalls einen erhöhten Bedarf. Wir leben nicht in einer Niacin-Mangel Region. Mit einer gesunden ausgewogenen Ernährung kann man einem Mangel in der Regel gut vorbeugen. Chronische Erkrankungen (zum Beispiel Stoffwechsel-Verwertungsstörungen, Alkoholismus, Leberzirrhose, Magersucht oder chronischer Durchfall) können langfristig Ursache für einen Mangel werden.
Typische Mangelerscheinungen im Anfangsstadium sind
- der Verlust von Appetit,
- allgemeine körperliche Schwäche,
- Verdauungsstörungen
Im Falle eines festgestellten Mangels ist es relativ einfach, mittels Ernährungsumstellung oder gegebenenfalls Niacin-Substitution diesen zu beheben (Vitamin B-Komplex ratiopharm Kapseln). Im äußersten Fall kann ein Mangel zu Pellagra führen, der sogenannten Vitamin B3-Mangelkrankheit. Diese gehört nicht in die Eigenbehandlung, sondern in ärztliche Hand. Aufsuchen sollte man den Arzt spätestens, wenn Anzeichen wie Durchfall, depressive Veränderungen, Demenz oder Schleimhautveränderungen im Verdauungstrakt bemerkt werden.
Können Nebenwirkungen auftreten?
Bei der unsachgerechten Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel, Arzneimitteln oder mit Vitamin B3 als Nicotinsäure angereicherten Nahrungsmitteln kann es zu Nebenwirkungen kommen, bei Vitamin B3 als Nicotinamid ist dieses Risiko deutlich geringer. Die Überdosierung könnte einen sogenannten Niacin-Flush provozieren. Damit gemeint sind erweiterte Blutgefäße, die eine starke Rötung, ein Hitzegefühl und Juckreiz auslösen können. Bei längerfristiger starker Überdosierung werden Leber und der Magen-Darm-Trakt überbeansprucht und können im Extremfall dauerhafte Schäden erleiden. Mit Verzehr von Vitamin B3-reichen Lebensmitteln allein ohne Supplementierung hat man in der Regel kein Risikopotential für die genannten möglichen Nebenwirkungen.
Kurz zusammengefasst: Die wichtigsten Infos zu Niacinamid
- Niacinamid (oder engl. Niacinamide) ist eine aktive Form von Vitamin B3.
- Als Bestandteil wichtiger Coenzyme ist es an Reaktionen in allen Körperzellen beteiligt
- Deutschland ist im Allgemeinen keine Vitamin B3-Mangelregion. Eine Unterversorgung ist meistens umfassender Art und Begleiterscheinung von chronischen Vorerkrankungen.
- Sollte dennoch ein Mangel festgestellt werden, ist dieser durch bedarfsgerechte Dosierung von Präparaten mit Vitamin B3 relativ einfach zu beheben.
- Als Inhaltsstoff in Kosmetika wird das vielfältige Wirkspektrum von Niacinamid genutzt
- Niacinamid als Wirkstoff in Pflegeprodukten eignet sich für jeden Hauttyp, selbst bei Rosazea oder Akne.
- Bei empfindlicher Haut sollte in Kosmetika mit einer schwächeren Konzentration begonnen und bedarfsweise gesteigert werden.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Grit Ritter | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Seit über 20 Jahren bin ich im Pharmateam des Unternehmens verwurzelt. Grundlegend dafür ist die Leidenschaft für Gesundheitsthemen incl. Prävention. Regelmäßige Fortbildungen sind da essenziell. Neben Kundenberatung sind Betriebl. Gesundheitsmanagement, Haus- und Reiseapothekenchecks und pharmazeutisches Marketing Schwerpunkte meiner Tätigkeit bei mycare.de. Mehr über G. Ritter
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