Alle Fakten zu Windpocken

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 5 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 27.03.23

Ein dunkelhaariges Mädchen mit Windpocken hält sich eine Decke vor das Gesicht.

Am häufigsten stecken sich Kinder im Kindergartenalter mit Windpocken an, sofern sie nicht geimpft sind. Erkranken Erwachsene, ist der Verlauf meistens schwerer. Nach einer Windpockenerkrankung ist man üblicherweise lebenslang immun, aber in seltenen Fällen erkranken Menschen ein zweites Mal daran. Das kann der Fall sein, wenn die Erkrankung sehr früh im Leben auftrat oder sehr mild verlief. Der Name Windpocken kommt daher, weil die Erkrankung unter Umständen noch über mehrere Meter Abstand zu Infizierten ansteckend ist - die Erreger verbreiten sich ”mit dem Wind”.

 

Was sind Windpocken?

Die Windpocken, auch Varizellen genannt, sind eine hochansteckende Viruserkrankung. Sie werden meist durch Tröpfcheninfektion übertragen - am häufigsten sind Kinder im Vorschulalter betroffen. Neben den allgemeinen Krankheitssymptomen wie Glieder- oder Kopfschmerzen zeichnen sich die Windpocken durch einen flecken- und bläschenbildenden, teils heftig juckenden Ausschlag aus. Windpocken-Viren gehören zur gleichen Familie wie die Gürtelrose-Viren, weshalb die Krankheiten in Zusammenhang stehen.

Als klassische Windpockenzeit gelten Winter und Frühling. Mit einer Impfung kann eine Windpocken-Erkrankung verhindert werden. Der Zeitraum zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome beträgt in der Regel zwei Wochen. Sind die Windpocken ausgebrochen, dauert es rund zehn Tage, bis die Bläschen abgeheilt sind und die erkrankte Person weitere Menschen nicht mehr anstecken kann. Bei einer Windpockenerkrankung im Kindesalter werden meist nur die Symptome behandelt, indem aufgetragene Lotionen den Juckreiz lindern. Die Windpocken-Bläschen sollten nicht aufgekratzt werden, da dies eine Infektion mit Bakterien fördert. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung häufig schwerer als bei Kindern und kann zum Beispiel zu einer Lungenentzündung führen.

Infografik Windpocken: Symptome, Verlauf, Behandlung

Wie werden die Windpocken-Viren übertragen?

Windpocken sind hochansteckend und können selbst über einen großen Abstand übertragen werden. Die Viren werden meistens durch das Einatmen von winzigen Tröpfchen aufgenommen. Kranke Personen stoßen diese Tröpfchen beim Atmen, Husten, Niesen oder Sprechen aus. Fast jeder Kontakt zwischen einer ungeschützten Person und einem an Windpocken Erkrankten führt zu einer Ansteckung.

Besonders ansteckend ist auch die Flüssigkeit der Bläschen: So können die Viren beim Kratzen des Ausschlags an Hände gelangen und dann weitergegeben werden.

Anders als bei Windpocken wird die Gürtelrose nicht durch Kontakt zu Erkrankten ausgelöst, sondern durch ein Wiedererwachen der im Körper verbliebenen Viren reaktiviert. Die Viren werden nicht durch Tröpfchen übertragen, nur die Flüssigkeit der Gürtelrose-Bläschen ist ansteckend. Daher ist der Hauptübertragungsweg hier die Schmierinfektion, vor allem über die Hände. Wer noch keine Windpocken-Erkrankung durchgemacht hat und nicht dagegen geimpft ist, kann sich durch den Kontakt zu Gürtelrose-Bläschen mit dem Varizella-Zoster-Virus anstecken und zunächst an Windpocken erkranken.

Auch außerhalb des Körpers können die Viren einige Stunden bis wenige Tage ansteckend bleiben. Es kann zu einer Übertragung durch Anfassen von Türgriffen oder Spielzeug, das kontaminiert ist, kommen.

Eine Übertragung auf das ungeborene Kind über die Blutbahn in der Schwangerschaft ist auch möglich, wenn die Mutter in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft an Windpocken erkrankt ist. Das kann gefährlich für das ungeborene Kind sein, es kann zu Fehlbildungen, Organstörungen und neurologischen Erkrankungen des Kindes führen. Erkrankt eine Schwangere hingegen kurz vor oder nach der Geburt an Windpocken, besteht für das Neugeborene eine hohe Ansteckungsgefahr. Bei einer Ansteckung kurz vor der Geburt besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Infektion des Kindes. Von einer Gürtelrose-Erkrankung der Mutter geht dagegen keine Gefahr für das ungeborene Kind aus.

Wer ist besonders gefährdet, an Windpocken zu erkranken?

Windpocken sind keine reine Kinderkrankheit. Auch bei Erwachsenen kann die Infektion ausbrechen - dann ist ein schwererer Verlauf zu befürchten. Besonders, wenn Immungeschwächte, chronisch Kranke oder schwangere Frauen betroffen sind. Auch das ungeborene Kind kann in diesem Fall, wie schon erwähnt, schwer an Windpocken erkranken.

Welche Symptome lösen Windpocken aus?

Etwa 2 Wochen nach der Ansteckung treten die Symptome auf. Die Windpocken verursachen allgemeine Krankheitssymptome wie Kopf- oder Gliederschmerzen oder leichtes Fieber. Es kommt zu Bläschen, die oft heftig jucken: Diese sind klein, rötlich, rund und über den gesamten Körper sowie die Schleimhäute verteilt. Der Ausschlag tritt in unterschiedlicher Stärke und in verschiedenen Stadien gleichzeitig auf. Im Verlaufe der Erkrankung erheben sich die Flecken zu Knötchen, werden zu Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind: Diese Bläschen platzen auf, verkrusten und heilen anschließend ab. Die Symptome halten in der Regel fünf bis zehn Tage an. Erkrankte bilden Antikörper gegen die Erreger, weshalb man im Normalfall lebenslang immun gegen die Krankheit wird.

Wie verläuft die Windpocken-Erkrankung?

Nach der Ansteckung dauert es etwa zwei Wochen, bis die Windpocken bei den Infizierten erscheinen. Die große Mehrheit der Betroffenen hat die Erkrankung nach fünf bis zehn Tagen überstanden. Wer Windpocken durchgemacht hat, ist danach normalerweise lebenslang immun gegen die Erreger und geschützt vor erneuten Erkrankungen. Allerdings bleiben die Erreger im Körper zurück und „erwachen“ bei ehemals Erkrankten Jahre oder Jahrzehnte später wieder: Dann tritt als sogenannte Zweiterkrankung eine Gürtelrose auf.

Bei einigen Erkrankten, vor allem bei Erwachsenen, kann es zu Komplikationen kommen. Zu den Gruppen mit erhöhtem Risiko gehören schwangere Frauen, Neugeborene, chronisch Kranke und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

  • Bakterielle Entzündung: Es kann zu bakteriellen Infektionen der Knötchen mit möglicher Narbenbildung und Blutvergiftung kommen: Die häufigste Komplikation ist, dass Bakterien die Hautveränderungen infizieren. Es kommt zu eitrigen Entzündungen bis hin zu Abszessen. Als Folge können Narben zurückbleiben. Wichtig ist ein Aufkratzen der Hautknötchen zu verhindern.
  • Lungenentzündung (Varizellenpneumonie): Besonders gefährdet durch Lungenentzündungen sind schwangere Frauen. Die Lungenentzündung entwickelt sich üblicherweise während der ersten drei bis fünf Tage der Erkrankung. Bei erschwerter Atmung, Schleimbildung oder Auswurf sollte ein Arzt aufgesucht werden.
  • Entzündungen der Hirnhaut (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) oder das lebensbedrohliche Reye-Syndrom: Es kommt zu Bewusstseinsstörungen, hohes Fieber, Erbrechen und Schmerzen bei bestimmten Bewegungen des Kopfes.

Gibt es Unterschiede im Verlauf bei Kindern und Erwachsenen?

Die Erkrankung nimmt bei Erwachsenen häufig einen schwereren Verlauf als bei Kindern, auch oben genannte Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung sind bei Erwachsenen häufiger. Bei Erwachsenen sind die Symptome oft schwerer, es kommt zu mehr Fieber und Gliederschmerzen und zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl.

Wie können Windpocken behandelt werden?

Bei Kindern haben die Windpocken häufig einen gutartigen Verlauf. Der Juckreiz kann jedoch quälend sein und Kratzen birgt das Risiko einer bakteriellen Entzündung und Narbenbildung. Eine symptomlindernde Behandlung ist deshalb wichtig. Zur Therapie der Bläschen werden austrocknende Maßnahmen angewendet. Es gibt verschiedene Lotionen und Suspensionen, die lokal aufgetragen werden können. Im Krustenstadium können antiseptische Mittel sinnvoll sein. Bei kleinen Kindern empfiehlt sich das Tragen von Handschuhen als Schutz gegen das Kratzen. Ist die Mundhöhle betroffen, helfen Mundspülungen mit Dexpanthenol.

 Achtung: Bei Fieber kann auf fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol zurückgegriffen werden. Aspirin darf nicht eingenommen werden, da es bei fieberhaften Infekten bei Kindern ein lebensgefährliches Reye-Syndrom auslösen kann.

Virushemmende Medikamente werden nur bei Erwachsenen, Schwangeren und immungeschwächten Personen eingesetzt, um den Verlauf abzumildern und Komplikationen zu verhindern.

Kann ich Windpocken vorbeugen?

Der beste Schutz vor Windpocken bietet die Impfung. Bei noch nicht erkrankten Kindern und Erwachsenen kann die Impfung auch nachgeholt werden.

Wie hängen Windpocken und Gürtelrose zusammen?

Wer noch keine Windpocken-Erkrankung durchgemacht hat und nicht dagegen geimpft ist, kann sich durch den Kontakt zu Gürtelrose-Bläschen mit dem Varizella-Zoster-Virus anstecken und zunächst an Windpocken erkranken. Eine Gürtelrose entsteht lange nach einer Windpockeninfektion, wenn das Immunsystem das eigene Varicella-Zoster-Virus nicht länger unterdrücken kann. Meist betrifft dies Menschen, die gerade ein geschwächtes Immunsystem haben. Dann wandert es entlang des Nervenstrangs, an dem es im Rückenmark eingenistet war, an die Hautoberfläche. Dabei entzündet sich der Nerv, wodurch sehr starke Schmerzen ausgelöst werden können. Diese Schmerzen sind oftmals die ersten Symptome, die eine Gürtelrose ankündigen. Oftmals werden diese Schmerzen, je nachdem welcher Nerv sich entzündet, mit Magenschmerzen oder sogar einem Herzinfarkt verwechselt, da der Ausschlag am Anfang fehlt. Zwei bis drei Tage nach dem Beginn der Schmerzen treten dann die charakteristischen, juckenden Bläschen auf der betroffenen Haut auf. Die Gürtelrose betrifft immer nur eine Seite der Körperhälfte. Der Hautausschlag tritt dann an dem gesamten, von diesem Nervenstrang versorgten Hautareal auf und äußert sich in einer halbseitigen, bandförmigen Anordnung der Bläschen am Oberkörper.

Kurz und knapp: Die wichtigsten Infos zu Windpocken

  • Am häufigsten erkranken Kinder an Windpocken, es gibt aber auch Erwachsene, die daran erkranken.
  • Gefährlich ist die Krankheit für Schwangere und Immungeschwächte.
  • Windpocken sind hochansteckend und übertragen sich durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion.
  • Es gibt eine Impfung gegen Windpocken.
  • Typisch ist ein stark juckender Hautausschlag mit roten Bläschen und leichtem Fieber.
  • Da mittlerweile die meisten Kinder geimpft werden, treten Windpocken (Varizellen) heute viel seltener auf als früher.
  • Wer die Erkrankung überstanden hat, ist in der Regel lebenslang gegen Windpocken immun.
  • Windpocken und Gürtelrose gehören zur gleichen Virus-Familie.
  • Hat man einmal Windpocken gehabt, kann man später an Gürtelrose erkranken.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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