Der vollständige Leitfaden zu RSV und wie gefährlich es für Kinder ist

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 30.11.2021

Ein Kind putzt sich die Nase.

Von etwa November bis April ist die Saison des RS-Virus. Im Normalfall löst dieses Virus nur eine banale Erkältung aus, die meist von alleine ausheilt. Es kann aber auch schwere Verläufe gehen, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machen und teilweise bis zum Tod führen. Bestimmte Risikogruppen, wie Neugeborene, haben ein hohes Risiko eines schweren Verlaufs.

Was ist RSV?

RSV steht für Respiratory Syncytial Virus – diese Krankheit sorgt im Atemtrakt (Respirationstrakt) für eine Verschmelzung von Zellen (Synzytien). Kurz gesagt, kann das Virus erkältungsähnliche Symptome auslösen. Die Verläufe können harmlos bis tödlich sein – vor allem Kleinkinder und Babys haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. In den meisten Fällen klingen die Symptome allerdings nach ein paar Tagen ab und es sind keine weiteren Folgen zu erwarten. Übertragen wird das Virus per Tröpfcheninfektion – beim Husten, Niesen oder Sprechen können diese an die Umgebung abgegeben werden. Treffen die infizierten Tröpfchen auf Schleimhäute anderer Menschen, beispielsweise die Nasenschleimhaut oder Augenbindehaut, können diese ebenfalls erkranken. Eine Schmierinfektion über kontaminiertes Spielzeug oder Kleidung ist ebenfalls möglich. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit können zwei bis acht Tage vergehen.

Infografik RSV: Symptome, Behandlung und Vorbeugung

Welche Symptome können auf RSV hinweisen?

RSV kann mit unterschiedlichen Symptomen auftreten, teilweise unterscheiden sie sich stark von Patient zu Patient. Eine Infektion kann auch gänzlich symptomlos ablaufen – ansteckend sind die Infizierten aber trotzdem. Bei einer milden Infektion können bei Kindern wie Erwachsenen folgende Symptome auftreten:

  • Schnupfen
  • Husten
  • Niesen
  • Halsschmerzen

Der Virus äußert sich daher ähnlich wie eine Erkältung. Die Schwierigkeit bei kleinen Kindern liegt darin, dass die Atemwege noch so eng beieinander liegen – dadurch kann die Infektion neben den oberen Atemwegen auch auf die unteren Atemwege übergreifen und dort schwerwiegendere Symptome auslösen. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer RSV-Bronchiolitis, deren Krankheitsbild dem Keuchhusten ähneln kann. Etwa ein bis drei Tage nach Beginn der Erkrankung können daher folgende Symptome dazukommen:

  • Fieber
  • Rasselgeräusche oder Giemen beim Atmen
  • Beschleunigtes Atmen
  • Produktiver Husten
  • Schweres Atmen, teils mit Aufstützen der Arme
  • Trockene, blasse und kalte Haut

Außerdem sind allgemeine Krankheitsanzeichen möglich. Zu diesen gehören unter anderem Kraftlosigkeit, Krankheitsgefühl, Appetitmangel oder Trinkverweigerung. Bei einer RSV-Infektion können sich die Symptome innerhalb weniger Stunden verschlimmern. Besonders bei kleinen Kindern ist es daher wichtig, den Allgemeinzustand im Blick zu behalten. Sollten Sie pfeifende Atemgeräusche oder eine unregelmäßige Atmung bei Ihrem Nachwuchs bemerken, sollten Sie dringend eine ärztliche Meinung einholen.

Wie wird die RSV-Infektion nachgewiesen?

Neben einer ausführlichen Anamnese beim Arzt gibt es noch andere Möglichkeiten, den RS-Virus nachzuweisen. Bei einer körperlichen Untersuchung wird beispielsweise nach möglichen Rötungen im Bereich des Rachens oder der Ohren gesucht. Auch die Lymphknoten könnten vergrößert sein. Sollte eine RSV-Bronchiolitis vorliegen, sind mit dem Stethoskop meist Knistern oder Giemen in der Lunge zu hören. Bläulich verfärbte Fingernägel oder Lippen weisen außerdem auf zu wenig Sauerstoff im Blut hin – eine weitere mögliche Folge einer schwerwiegenden RSV-Infektion. Um ganz sicher zu sein, können die RS-Viren mittels eines Abstrichs vom Nasenrachensekret im Labor nachgewiesen werden.

Wie wird die Infektion mit RS-Viren behandelt?

In der Therapie ist nur eine symptomatische Behandlung möglich, da es keine Medikamente direkt gegen die RS-Viren gibt. Um den Körper bei der Abwehr der Viren zu unterstützen, sind verschiedene Maßnahmen hilfreich:

  • Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
  • Dampfbäder und ähnliche, schleimlösende Maßnahmen
  • Fiebersenkende Mittel – entweder als Medikament wie Ibuprofen (je nach Alter) oder als Wadenwickel
  • Mit Spülungen oder Nasentropfen den Nasenrachenraum freihalten

Außerdem kann es sinnvoll sein, die Atmung zu unterstützen. Babys und Kinder können dafür am besten mit dem Oberkörper auf ein Kissen gelagert werden, sodass sie aufrechter liegen. Auch eine Inhalation mit Kochsalzlösung kann die Atmung erleichtern. Im Krankenhaus kann Patienten mit Atemnot außerdem Sauerstoff über eine Atemmaske gegeben werden. In schweren Fällen kann auch eine Beatmung notwendig sein. Säuglinge könnten Atemstillstände (Apnoen) haben – tritt dies auf, müssen sie stationär überwacht werden.

Virostatika wurden vor einigen Jahren noch eingesetzt zur Behandlung bei Kindern mit schweren Verläufen. Studien haben jedoch gezeigt, dass diese gegen die RS-Viren eher nicht wirksam sind. Systemische Kortisonpräparate hingegen können helfen, die akuten Symptome zu verbessern und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Falls zusätzlich zur Virusinfektion auch noch eine bakterielle Infektion auftritt, werden zumeist Antibiotika zur Behandlung eingesetzt.

Welche Gruppen haben ein Risiko eines schweren Verlaufs bei einer RSV-Infektion?

Im Normalfall heilt eine Infektion mit den RS-Viren gut aus, bei ansonsten gesunden Patienten ist der Verlauf meist kurz und mild. Es gibt aber Personengruppen, die schwere Verläufe haben, teilweise führen diese bis zum Tod. Diese schweren Verläufe betreffen vor allem Kleinkinder. Eine Infektion mit RSV ist die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte für Säuglinge mit einer Atemwegserkrankung. Etwa 50 bis 70 Prozent aller Kinder infizieren sich während ihres ersten Lebensjahres mindestens einmal mit dem RS Virus. Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle – allerdings neigen Jungen häufiger zu einem schweren Verlauf. Bis zum zweiten Lebensjahr haben sich nahezu alle Kinder schon einmal mit den RS Viren infiziert. Das Risiko bei Kindern, schwer zu erkranken, steigt durch bestimmte Faktoren, unter anderem:

  • Alter unter sechs Monaten
  • Mehrlingsgeburt
  • Männliches Geschlecht
  • Geschwisterkinder im Kleinkindalter
  • Krippenbesuch
  • Raucher-Haushalt
  • Unterernährung
  • Atopische Erkrankungen oder Asthma in der Familie

Außerdem gibt es bestimmte Situationen, in denen das Risiko einer schwer verlaufenden RSV-Infektion besonders hoch ist. Dazu zählen:

  • Frühgeburt
  • Chronische Lungenerkrankungen
  • Angeborene Herzfehler
  • Neuromuskuläre Erkrankungen
  • Immundefekte
  • Immunsystemunterdrückende Therapien
  • Chromosomenabweichungen wie Trisomie 21

Wie kann ich einer RSV-Infektion vorbeugen?

Erkrankte Kinder sowie auch Erwachsene sollten keine Gemeinschaftseinrichtungen besuchen. Falls ein RSV-Fall im Krankenhaus auftritt, werden die entsprechenden Patienten isoliert, um eine Ausbreitung zu verhindern. Die Krankheit gilt als hochinfektiös, eine Ansteckung bei Erkrankten ist sehr leicht möglich. Daher ist hier, wie auch bei anderen Krankheiten, vor allem eine gründliche Hygiene wichtig, um die Ansteckung zu verhindern. Diese besteht unter anderem aus

  • regelmäßigem Händewaschen,
  • Niesen und Husten in die Armbeuge sowie
  • dem regelmäßigen Reinigen des Kinderspielzeugs.

Eine Infektion mit diesem Virus bietet keinen langfristigen Schutz. Menschen können sich daher immer wieder damit infizieren – Folgeerkrankungen verlaufen im Normalfall aber weniger schlimm als die Erstinfektion mit RS-Viren.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Lisa Stenschke

Über unsere Autorin:

Lisa Stenschke | Apothekerin in der Robert-Koch-Apotheke
Seit 6 Jahren bin ich Apothekerin und von Anfang an mit Herzblut hauptsächlich in den Vor-Ort-Apotheken von myCare e.K. im Einsatz. Eine kompetente, umfassende und vertrauensvolle Beratung der Patienten ist mir sehr wichtig. Auch bei Instagram und Facebook freue ich mich bei "Frag Lisa" auf das Interesse an unseren Produkten. Mehr über L. Stenschke

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