Chlamydien einfach erklärt

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 2 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 02.06.2023

Reagenzglas mit Schleimhautabstrich

Chlamydien sind die häufigste Ursache von sexuell übertragbaren Krankheiten. Wird eine Infektion mit Chlamydien nicht entdeckt oder nicht behandelt, kann dies ernsthafte Folgen haben. Infektionen mit Chlamydien verlaufen oft symptomlos, was die Diagnose erschwert. Die Fälle von Chlamydien bei Erwachsenen haben in über die letzten Jahrzehnte deutlich zugenommen.

Was sind Chlamydien?

Chlamydien sind Bakterien, welche Entzündungen in der Harnröhre, in der Scheide, im Analbereich oder Rachen verursachen. Sie werden durch ungeschützten Sexualkontakt übertragen und zählen somit zu den Geschlechtskrankheiten. Zur Therapie werden Antibiotika eingesetzt.

Infografik Chlamydien: Symptome, Behandlung, Folgen bei Nichtbehandlung

Wie kann ich mich mit Chlamydien anstecken?

Chlamydien werden hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Die Ansteckung erfolgt über die besiedelten Schleimhäute und Körperflüssigkeiten der Geschlechtsteile. Je nach Art der sexuellen Praktik können die Erreger dabei aber auch in die Schleimhäute des Rachens und der Atemwege sowie der Augen und des Analbereiches eindringen. Zudem ist bei der Geburt eine Übertragung auf das Neugeborene möglich, wenn die Mutter infiziert ist.

Vor allem jüngere, sexuell aktive Menschen sind von Chlamydien betroffen.

Welche Symptome lösen Chlamydien aus?

Eine Infektion verläuft oft ohne Symptome, vor allem bei Männern. Liegen Symptome vor, zeigen sich diese erst zwei bis sechs Wochen nach Ansteckung. Typisch sind Schmerzen oder Juckreiz beim Wasserlassen - Chlamydieninfektionen werden daher oft mit einer Blasenentzündung verwechselt, weil die Symptome sehr ähnlich sind. Bei Frauen kann es als weiteres Symptom zu Zwischenblutungen in der periodenfreien Zeit oder zu Bauchschmerzen kommen.

Welche ernsthaften Folgen kann eine Chlamydien-Infektion haben?

Ohne Behandlung besteht die Möglichkeit, dass sich die Infektion weiter ausbreitet: Bei Frauen können die Erreger aufsteigen und es kann zu eitrigen Entzündungen am Gebärmutterhals und an den Eileitern sowie den Eierstöcken kommen. Dadurch kann die Frau unfruchtbar werden, da dann die Eileiter verkleben. Auch das Risiko, dass sich ein befruchtetes Ei nicht in der Gebärmutter, sondern im Eileiter oder in der Bauchhöhle einnistet, ist durch eine Infektion mit Chlamydien erhöht.

Bei Männern kann es zu einer Entzündung der Prostata oder Nebenhoden kommen.

Schwangere mit einer Chlamydieninfektion erleiden häufiger eine Frühgeburt und können den Erreger bei der Geburt auf ihr Kind übertragen (siehe “Sollte auch in der Schwangerschaft auf Chlamydien untersucht werden?”).

Wie werden Chlamydien nachgewiesen?

Die Diagnose wird bei Männern mittels Urintestes oder einem Harnröhrenabstrich festgestellt. Bei Frauen wird ein Vaginalabstrich durchgeführt. Je nach sexueller Praktik wird auch ein Abstrich vom Rachen oder Enddarm durchgeführt.

Mithilfe einer Blutprobe kann festgestellt werden, ob sich Antikörper gegen Chlamydien gebildet haben. Dabei können aber falsch negative Befunde entstehen: Denn bei einer akuten Infektion dauert es einige Wochen, bis das Immunsystem Antikörper produziert. Auch ein positiver Befund kann nicht beweisen, ob die Infektion akut ist oder bereits einige Zeit zurückliegt. Ein Test auf Antikörper kann helfen, die Ursachen für eine mögliche Unfruchtbarkeit einzugrenzen.

Eine Untersuchung auf Chlamydien empfiehlt sich bei oben genannten Beschwerden und bei häufig wechselnden Sexualpartnern/Sexualpartnerinnen. Auch bei einer Diagnose einer anderen sexuell übertragbaren Erkrankung (zum Beispiel bei Gonokokken) sollte man sich auf Chlamydien testen lassen.

Es gibt Selbsttests, welche man zu Hause durchführen kann (Urintest für Männer und Vaginalabstrich für Frauen).

Sollte auch in der Schwangerschaft auf Chlamydien untersucht werden?

Ja, dies gehört in der Schwangerschaft zur Routineuntersuchung. Denn: Wird eine Infektion mit Chlamydien nicht in der Schwangerschaft erkannt und behandelt, kann dies zu einer Fehlgeburt oder zu einer Frühgeburt führen. Zusätzlich kann es bei Neugeborenen, die durch die Geburt mit Chlamydien infiziert wurden, zu einer Entzündung der Lunge oder der Bindehaut kommen.

Manche Gynäkologen bieten einen Chlamydien-Test im Rahmen der jährlichen Kontrolluntersuchung an. Zudem erfolgt ein Test oft vor Eingriffen im Urogenitalbereich, vor einem Schwangerschaftsabbruch oder vor dem Einsetzen einer Spirale.

Wie sieht die Behandlung von Chlamydien aus?

Infektionen mit Chlamydien werden mit Antibiotika behandelt. Normalerweise erfolgt die Behandlung in Form von Tabletten. Aufgrund der möglichen Komplikationen und wegen einer eventuellen Übertragung werden auch asymptomatische Patienten/Patientinnen behandelt.

Es sollten alle sexuellen Partner/Partnerinnen der letzten sechs Monate, mindestens aber der letzten vier Wochen, ebenfalls mitbehandelt werden. Auch feste Partner/Partnerinnen sollten gleichzeitig behandelt werden, um eine erneute gegenseitige Infektion zu verhindern (sogenannter Ping-Pong-Effekt).

 Prophylaxe: Chlamydien werden vor allem beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, daher sind Kondome die beste Möglichkeit, einer Infektion mit Chlamydien vorzubeugen.

Empfehlenswert ist ein erneuter Test nach erfolgter Behandlung, da in relativ vielen Fällen erneut Chlamydien gefunden werden. Diese sollte aber erst nach drei bis sechs Monaten durchgeführt werden.

Bei schwangeren Patientinnen oder komplizierten Entzündungen ist die Kontrolle des Therapieansprechens immer angezeigt. Diese sollte aber frühestens vier Wochen nach Beendigung der Therapie erfolgen, da der Test vorher falsch positiv sein kann.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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