Alles Wissenswerte zum Alpha-Gal-Syndrom
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Von Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 26.01.2024
Das Alpha-Gal-Syndrom, auch AGS genannt, ist eine Nahrungsmittelallergie. Fleisch von Säugetieren wie Rind, Schwein und Schaf enthält Alpha-Gal, ebenso wie einige Milchprodukte und Medikamente. Die typischen Symptome sind Hautausschläge, Juckreiz und Atemnot. Die Bewältigung erfordert den Verzicht auf alpha-Gal-haltige Lebensmittel, medikamentöse Behandlung und Maßnahmen zur Vermeidung von Zeckenbissen. In den USA wird die Krankheit vor allem mit dem Biss einer bestimmten Zeckenart in Verbindung gebracht: der Lone-Star-Zecke, die vor allem im Nordosten und im Süden der USA verbreitet ist.
Was ist das Alpha-Gal-Syndrom?
Das Alpha-Gal-Syndrom ist eine immunologische Reaktion des Körpers auf das Zuckermolekül Galactose-alpha-1,3-galactose, auch als Alpha-Gal bekannt. Dieses Molekül kommt in einigen Fleischsorten vor, insbesondere im Fleisch von Säugetieren wie Rindern, Schweinen und Schafen. Die Reaktion des Immunsystems auf Alpha-Gal kann zu verschiedenen Symptomen führen und wird häufig durch den Biss von Lone-Star-Zecken verursacht. Die Symptome des Alpha-Gal-Syndroms können vielfältig sein und reichen von milden bis zu schweren allergischen Reaktionen. Die allergische Reaktion setzt mit zeitlicher Verzögerung (3-6 Stunden) und regelmäßig nachts ein.
Was ist die Ursache des Syndroms?
Die Ursachen für das zeitlich verzögerte Einsetzen der allergischen Reaktion sind noch nicht ausreichend verstanden. Die Hauptursache des Alpha-Gal-Syndroms ist der Biss von Zecken, insbesondere der Lone Star Zecke (Amblyomma americanum). Diese Zecken tragen das Alpha-Gal-Molekül von einem Wirt auf den Menschen über. Nach dem Zeckenbiss kann das Immunsystem des Menschen Antikörper gegen Alpha-Gal entwickeln, was zu allergischen Reaktionen führen kann.
Welche Symptome weisen auf das Alpha-Gal-Syndrom hin?
Die Symptome des Alpha-Gal-Syndroms können vielfältig sein und reichen von milden bis zu schweren allergischen Reaktionen. Zu den häufigsten gehören:
- Hautausschläge
- Juckreiz
- Magen-Darm-Beschwerden
- Atemnot
- In schweren Fällen der anaphylaktische Schock
Sind Komplikationen möglich?
Ja, Komplikationen sind möglich, insbesondere wenn das Syndrom nicht richtig diagnostiziert oder behandelt wird. Anaphylaktische Reaktionen können lebensbedrohlich sein. Es ist wichtig, bei Verdacht auf das Alpha-Gal-Syndrom sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wie gehe ich mit dem Alpha-Gal-Syndrom im Alltag um?
Die Bewältigung des Alpha-Gal-Syndroms erfordert eine sorgfältige Planung und gegebenenfalls Umstellung der Ernährung und Lebensgewohnheiten.
Welche Lebensmittel enthalten Alpha-Gal?
Lebensmittel tierischen Ursprungs enthalten Alpha-Gal. Darunter gehören Fleisch und Innereien, aber auch Nahrungsmittel wie Brüh-/Suppenwürfel, Fertigsoßen, Aromastoffe in Fertiggerichten, Fleischextrakte als Aromastoffe, Milchprodukte (Milch, Käse, Joghurt, Butter). Auch Gelatine kann Alpha-Gal enthalten.
Wichtig: Auch Arzneimittel und Medizinprodukte aus Säugetiergewebe können allergen sein. Dazu gehören einige Formen monoklonaler Antikörper, Impfstoffe, Gelatine als Plasmaexpander, Enzymersatzstoffe, Herzklappen aus Materialien von Rind oder Schwein, Antivenine, Heparin (meist aus dem Dünndarm vom Schwein extrahierte Glykosaminoglykane) und Stearinsäure und/oder Magnesiumstearat (in verschiedenen Tabletten wie Paracetamol, Oxycodon, Lisopril, Oxycotin enthalten) (1).
Gibt es eine Behandlung?
Die Behandlung des Alpha-Gal-Syndroms besteht hauptsächlich darin, den Kontakt mit Alpha-Gal zu vermeiden. Antihistaminika wie Cetirizin Hexal können zur Linderung von Symptomen eingesetzt werden. Im Falle schwerwiegender Reaktionen kann ein Notfall-Kit mit einem Adrenalin-Autoinjektor erforderlich sein.
Wie kann ich dem Alpha-Gal-Syndrom vorbeugen?
Die Vorbeugung des Alpha-Gal-Syndroms beinhaltet vor allem Maßnahmen zur Vermeidung von Zeckenbissen. Dies kann das Tragen von langärmliger Kleidung, die Verwendung von Repellentien und das Meiden von zeckenreichen Gebieten einschließen. Eine bewusste Ernährung, die auf den Verzicht von Alpha-Gal-haltigen Lebensmitteln basiert, ist ebenfalls entscheidend. Die Zubereitungsform bzw. der Grad der Erhitzung von Fleisch scheint zu keiner Reduktion der Allergenität zu führen.
Tipps:
- Schützen Sie sich vor Zeckenbissen (tragen Sie in Wiesen und Wäldern lange Kleidung).
- Tragen Sie Insektenschutzmittel auf, wenn Sie in die Natur gehen. Zecken können sich auch im Garten, im Rasen und in kniehohen Wiesen befinden.
- Untersuchen Sie sich und Ihre Familienmitglieder gut auf Zecken. Zecken mögen es warm, weshalb sie oft in der Leistengegend, im Genitalbereich, in den Achselhöhlen und hinter den Ohren verstecken.
- Entfernen Sie alle auf der Haut entdeckten Zecken so bald wie möglich. Erfassen Sie die Zecke mit einer Pinzette vorsichtig nahe am Kopf, und ziehen Sie die Zecke vorsichtig und gleichmäßig aus der Haut. Die Zecke darf dabei auf keinen Fall gequetscht werden. Entsorgen Sie die Zecke und tragen Sie ein Antiseptikum auf die betroffene Stelle auf.
Zecken können viele Krankheiten übertragen, weshalb ein guter Schutz sowie eine Impfung, falls diese gegen eine Krankheit existiert, sehr wichtig sind.
Ob Sie gänzlich auf den Verzehr von rotem Fleisch, Innereien und Gelatine verzichten wollen, ist eine persönliche Entscheidung. Falls Sie sich dafür entscheiden, überprüfen Sie anhand der Zutatenliste, dass gekaufte Lebensmittel kein rotes Fleisch oder fleischhaltige Zutaten wie Innereien, Gelatine, Rind-, Schweine- und Lammfleisch enthalten. Auch Brühe oder Fertigsoße, Milchprodukte und sogar Kosmetika können Alpha-Gal enthalten.
Alle Fakten zum Alpha-Gal-Syndrom im Überblick
- Alpha-Gal-Syndrom ist nicht heilbar; die Hauptbehandlung ist Vermeidung von Alpha-Gal.
- Alpha-Gal ist nicht nur in Fleisch, sondern auch in Produkten tierischen Ursprungs wie Milchprodukten und Medikamenten enthalten.
- Ein Zeckenbiss kann zur Sensibilisierung und Entwicklung der Alpha-Gal-Allergie führen.
- Symptome des Alpha-Gal-Syndroms umfassen Hautausschläge, Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden, Atemnot und anaphylaktischer Schock.
- Die Behandlung beinhaltet Verzicht auf Alpha-Gal-haltige Lebensmittel, Einsatz von Antihistaminika und im Notfall den Adrenalin-Autoinjektor.
- Die Vorbeugung beinhaltet Maßnahmen gegen Zeckenbisse und sorgfältiges Lesen von Produktetiketten.
Literatur:
1. Platts-Mills TAE, Li RC, Keshavarz B, Smith AR, Wilson JM. Diagnosis and Management of Patients with the α-Gal Syndrome. J Allergy Clin Immunol Pract. 2020 Jan;8(1):15-23.e1. doi: 10.1016/j.jaip.2019.09.017. Epub 2019 Sep 28. PMID: 31568928; PMCID: PMC6980324. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6980324/pdf/nihms-1060828.pdf.
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.
Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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