Der Leitfaden zu Ashwagandha und wie es wirkt

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 03.04.2023

Eine Person hält einen Ashwagandhastrauch in der Hand.

Ashwagandha ist ein kleiner Strauch, der in Indien, im Nahen Osten und in Teilen Afrikas wächst. Die Pflanze wird auch als Schlafbeere, indischer Ginseng und Winterkirsche bezeichnet. Die Wurzeln und Beeren des Strauchs werden zur Herstellung eines ayurvedischen Heilmittels verwendet. Ayurveda ist eine traditionelle indische Heilkunst. Einige Nahrungsergänzungsmittel, die zur Verbesserung des Schlafes oder zur Behandlung von Stress verwendet werden, enthalten neben anderen Inhaltsstoffen mittlerweile auch Ashwagandha. Es gibt Studien, die die Wirkung der Pflanze aus schulmedizinischer Sichtweise belegen - vor allem zur Verringerung von Stresssymptomen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Verdauungsstörungen. Schwangere und stillende Frauen sollten Ashwagandha nicht einnehmen.

 

Was ist Ashwagandha?

Ashwagandha ist ein Nachtschattengewächs, das unter anderem in Afrika, Indien und im Mittelmeerraum beheimatet ist. Der Name ist vom pferdeartigen Geruch (ashwa) der Wurzel abgeleitet - ferner soll Ashwagandha auch die Vitalität und Kraft eines Pferdes vermitteln. Ashwagandha enthält viele aktive sekundäre Pflanzeninhaltsstoffen. Dazu gehören Steroidlactone, Flavonoide, Gerbstoffe, Alkaloide sowie Glykoside. Zubereitungen aus der Wurzel von Ashwagandha werden seit Jahrtausenden in der traditionellen indischen Medizin eingesetzt. Die Pflanze wird unter anderem zur Stressreduktion, für die Behandlung von Schlafstörungen, als Stärkungsmittel, zur Förderung der Fruchtbarkeit und bei Vergesslichkeit eingesetzt. Ashwagandha darf nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden. Zu den unerwünschten Wirkungen gehören eine Dämpfung und Verdauungsstörungen.

Infografik Ashwagandha: Wirkung, EInsatz und Nebenwirkungen

Welche Bedeutung hat die Schlafbeere in der ayurvedischen Medizin?

Ashwagandha wird in der ayurvedischen Medizin als sogenanntes Stärkungsmittel betrachtet - für alte Menschen und Kinder. Von jungen Menschen hingegen wird es als Aphrodisiakum eingesetzt. Die ayurvedische Medizin sieht es als eines der besten Nervenstärkungsmittel. Ferner wird die Pflanze in der ayurvedischen Medizin eingesetzt gegen Stress, Angststörungen, Schlafstörungen, männliche Unfruchtbarkeit, Diabetes mellitus, Stärkung der Muskulatur und Gedächtnisstörungen.

Die lange Liste von Wirkungen, die Ashwagandha in der ayurvedischen Medizin zugeschrieben werden, umfasst Folgendes:

  • Verringerung von Stresssymptomen, die zu Angstzuständen und Depressionen führen können
  • Erhöhte Fruchtbarkeit bei Männern
  • Hilfe für Menschen mit Schlaflosigkeit
  • Erhöhung von Muskelmasse, Kraft, Ausdauer und Energie
  • Verringerung von Entzündungen (z. B. zur Verhinderung von Knorpelschäden bei Osteoarthrose)
  • Senkung des Cholesterin- und Triglyzeridspiegels
  • Senkung des Blutdrucks
  • Verbesserung der Gehirnfunktion (einschließlich Gedächtnis)
  • Reduzierung der Blutzuckerwerte bei Diabetikern
  • Abtöten von Krebszellen
  • Reduzierung der mit Kortisol (ein Hormon, das als Reaktion auf Stress freigesetzt wird) assoziierten Gewichtszunahme

Welche Wirkung wird Ashwagandha nachgesagt?

Ashwagandha soll vitalisierende, immunmodulierende, entzündungshemmende, antidiabetische, antimikrobielle, angstlösende, schlaffördernde, dämpfende, neuroregenerative, antidepressive und antioxidative Eigenschaften haben. Die verfügbaren wissenschaftlichen Daten stützen die Schlussfolgerung, dass Ashwagandha aufgrund seiner vielfältigen pharmakologischen Wirkungen wie Anti-Stress, Neuroprotektivum, und Entzündungshemmer ein starkes ayurvedisches Stärkungsmittel ist (2). In den Jahren 2020 und 2021 begannen einige Menschen mit der Anwendung von Ashwagandha, um die schädlichen Auswirkungen von COVID-19 zu verringern, allerdings gibt es keine Belege für diese Anwendung.

Welchen Einfluss hat Ashwagandha auf Stress und Schlafstörungen?

Die Ergebnisse einer Studie deuten darauf hin, dass hochkonzentrierter Ashwagandha-Wurzelextrakt effektiv die Stressresistenz einer Person und dadurch die selbst eingeschätzte Lebensqualität verbessert (3). Aus schulmedizinischer Sicht ist es jedoch höchst unwahrscheinlich, dass ein einzelnes Mittel wie Ashwagandha einen so großen gesundheitlichen Nutzen bietet. Laborexperimente haben gezeigt, dass Ashwagandha Entzündungen reduziert und das zentrale Nervensystem entspannt. Studien an Mäusen deuten auch darauf hin, dass diese Pflanze einen hohen Blutzuckerspiegel senken, das Immunsystem stärken und Krebszellen abtöten kann. Die Ergebnisse der Laborexperimente und der Studien an Mäusen wurden jedoch nicht in Studien am Menschen bestätigt. Studien mit Menschen im kleinen Umfang deuten darauf hin, dass Ashwagandha möglicherweise dazu beiträgt, Stress, Angst und Müdigkeit zu reduzieren, die Schlafqualität bei Menschen mit Schlaflosigkeit verbessert, die Gehirnfunktion verbessert und Angstgefühle bei Menschen mit bipolarer Störung lindert. Größere Studien mit Menschen sind notwendig, um die Vorteile von Ashwagandha zu bestätigen.

Kann Ashwagandha bei Angst helfen?

Studien mit Menschen im kleinen Umfang deuten darauf hin, dass Ashwagandha möglicherweise dazu beiträgt, Angst zu reduzieren und die Gehirnfunktion zu verbessern und Angstgefühle bei Menschen mit bipolarer Störung zu lindern.

Unterstützt Ashwagandha das Immunsystem?

Es wird vermutet, dass Ashwagandha das Immunsystem unterstützen könnte. In Laboruntersuchungen mit Mäusen haben Präparate immunstimulierende Eigenschaften gezeigt. Es gibt jedoch (noch) keine genügend große, placebokontrollierte, randomisierte Studie mit Menschen, die die Wirkung von Ashwagandha auf das Immunsystem beweisten.

Gibt es Wirkungen, die besonders positiv für Mann oder Frau sind?

Ashwagandha wird in der ayuredischen Medizin bei männlicher Unfruchtbarkeit eingesetzt. In zwei kleineren Studien, an der Männer mit diagnostizierter Unfruchtbarkeit beteiligt waren, behandelte man sie entweder mit Placebo oder täglich 3 Monate lang mit 225mg Extrakt aus Ashwagandhawurzel. Die Ergebnisse veranschaulichen, dass Ashwagandha positive Effekte auf die Spermienkonzentration, die Beweglichkeit der Spermien und die Spermienanzahl hat (4, 5). Eine andere Studie zeigte, dass sexuelle Funktionen bei Frauen, die Aswagandha eingenommen haben, sich wesentlich erhöht haben (6).

Wie wird Ashwagandha eingenommen?

Ashwagandha ist als Nahrungsergänzungsmittel unter anderem in Form von Kapseln und Sprays im Handel.

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Gibt es eine empfohlene Dosierung?

Die Dosierung ist je nach Produkt unterschiedlich. Es sollte gemäß der Packungsbeilage vorgegangen werden. Häufig ist dies zweimal täglich jeweils 2 bis 4 g.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsstörungen. Es gibt Hinweise auf blutzuckersenkende und dämpfende Eigenschaften. Ashwagandha hat möglicherweise Effekte auf die Schilddrüsenhormone.

Wer sollte Ashwagandha nicht einnehmen?

Schwangere und stillende Frauen sollten keine Produkte mit Ashwagandha einnehmen.Andere Beruhigungsmittel (Zoldipem, Eszopiclon, Clonazepam, Quetiapin und Lorazepam etc.) und Alkohol können die Wirkungen von Ashwagandha verstärken. Es gibt zudem weitere Hinweise, wann Ashwagandha nicht eingenommen werden sollte (7):

  • Ashwagandha könnte den Blutzuckerspiegel senken und daher bei der gleichzeitigen Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten nicht sicher sein, da der Blutzuckerspiegel zu stark gesenkt wird
  • Möglicherweise ist Ashwagandha bei Personen, die Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck einnehmen, nicht sicher.
  • Da Ashwagandha das Immunsystem aktiver zu machen scheint, könnten auch Wechselwirkungen mit Medikamenten auftreten, die das Immunsystem unterdrücken. Beispiele für diese Medikamente sind Cyclosporin, Mycophenolat, Tacrolimus, Prednison und Kortikosteroide.
  • Ashwagandha könnte den Schilddrüsenhormonspiegel erhöhen

Gibt es Alternativen zu Ashwagandha?

Ein ähnliches Mittel zu Ashwagandha ist Ginseng und Guarana oder Reishi. Entspannend wirken können auch Präparate mit Baldrian oder Magnesium.

Die wichtigsten Fakten zu Ashwagandha

Ashwagandha ist ein Nachtschattengewächs aus Afrika, Indien und dem Mittelmeerraum. Es enthält viele sekundäre Pflanzenstoffe. Unter anderem wird Ashwagandha zur Stressreduktion, für die Behandlung von Schlafstörungen, als Stärkungsmittel, zur Förderung der Fruchtbarkeit und bei Vergesslichkeit eingesetzt, vor allem in der ayurvedischen Medizin. Auch Studien deuten auf eine Wirksamkeit unter anderem im Bereich der Stressreduktion und Erhöhung der Schlafqualität hin. Es fehlen in einigen Bereichen aber größere Studien an Menschen. Verdauungsstörungen gehören zu den unerwünschten Nebenwirkungen. Schwangere, Stillende und Personen, die Beruhigungsmittel einnehmen, sollten keine Ashwagandha-Präparate zu sich nehmen.

Literatur: 1.https://www.msdmanuals.com/de/heim/spezialthemen/nahrungserg%C3%A4nzungsmittel-und-vitamine/astragalus-tragant (abgerufen am 11.02.2023). 2.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3252722/ (abgerufen am 11.02.2023). 3.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3573577/ (abgerufen am 11.02.2023). 4.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3863556/ (abgerufen am 11.02.2023). 5.https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26504795/ (abgerufen am 11.02.2023). 6.https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26504795/ (abgerufen am 11.02.2023).

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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