Lebensmittelallergien: Häufig gestellte Fragen und Antworten aus Ihrer Apotheke

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 16.08.2024

Eine Frau, mit brünetten Haaren und türkisgrünem Pullover, untersucht mit einer Lupe ihr Essen.

Eine Lebensmittelallergie ist eine Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Proteine in Nahrungsmitteln. Typische Symptome sind Hautausschläge, Atembeschwerden, Schwellungen und lebensgefährliche Schocks. Zu den häufigsten Auslösern gehören Nüsse, Milch, Eier, Fisch, Schalentiere, Soja und Weizen. Die Diagnose erfolgt meist durch Hauttests, Bluttests und Ausschlussdiäten unter ärztlicher Aufsicht. Die primäre Behandlung besteht in der strikten Vermeidung der allergieauslösenden Lebensmittel und im Mitführen von Notfallmedikamenten.

Was ist Lebensmittelallergie?

Eine Lebensmittelallergie ist eine abnormale Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Proteine in Lebensmitteln. Das Immunsystem identifiziert diese Proteine fälschlicherweise als schädlich und löst eine Immunantwort aus, die zu verschiedenen Symptomen führen kann.

Infografik Lebensmittelallergie: Erkennen, Unterschied zu einer Unverträglichkeit & schnelle Hilfe

Wie unterscheidet sie sich von einer Unverträglichkeit?

Eine Lebensmittelallergie unterscheidet sich von einer Lebensmittelunverträglichkeit dadurch, dass sie das Immunsystem einbezieht. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem übermäßig auf ein bestimmtes Lebensmittel, was zu Symptomen wie Hautausschlag, Atemproblemen oder sogar einem anaphylaktischen Schock führen kann.

Eine Unverträglichkeit hingegen betrifft das Verdauungssystem und führt oft zu Symptomen wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen. Beispiele für Unverträglichkeiten sind Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption.

Was sind die häufigsten Auslöser?

Zu den häufigsten Auslösern von Lebensmittelallergien gehören:

  • Erdnüsse: Eine der häufigsten und schwersten Allergien.
  • Baumnüsse: Dazu gehören Walnüsse, Mandeln, Haselnüsse und andere.
  • Soja: Besonders bei Kindern, kann jedoch auch im Erwachsenenalter fortbestehen.
  • Weizen: Kann Zöliakie oder eine Weizenallergie auslösen.
  • Milch: Besonders bei Kindern häufig. Dies ist nicht dasselbe wie eine Laktoseintoleranz: Bei der Milchallergie reagiert der Körper allergisch auf Eiweiße der Milch. Bei der Laktoseintoleranz wird der Milchzucker fehlerhaft verdaut.
  • Eier: Ebenfalls bei Kindern verbreitet, oft in der frühen Kindheit.
  • Fisch: Häufig im Erwachsenenalter auftretend.
  • Schalentiere: Dazu gehören Krabben, Hummer und Garnelen.

Welche seltenen Lebensmittelallergene gibt es?

  • Anis: In Gewürzmischungen und Backwaren enthalten.
  • Sesam: In vielen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten.
  • Senf: Häufig in Gewürzen und Dressings.
  • Sellerie: Besonders in der europäischen Küche verbreitet.
  • Lupinen: Oft in glutenfreien Produkten verwendet.
  • Kreuzreaktionen: Manchmal reagieren Menschen, die gegen Pollen allergisch sind, auch auf bestimmte Früchte und Gemüse (z.B. Birkenpollen-Allergiker auf Äpfel).

Was sind Kreuzreaktionen?

Bei einer Kreuzallergie oder Kreuzreaktion reagiert das Immunsystem überempfindlich auf gleiche oder ähnliche allergieauslösende Stoffe (Allergene) aus verschiedenen Quellen: Zunächst entwickelt der Betroffene eine erste Allergie, zum Beispiel gegen Birkenpollen. Später kann als Kreuzreaktion beispielsweise eine Apfel- oder Haselnussallergie hinzukommen weil diese Nahrungsmittel Eiweiße enthalten, die jenen in Birkenpollen ähneln.

Welche Symptome gibt es?

Die Symptome einer Lebensmittelallergie können variieren und beinhalten:

  • Hautreaktionen wie Ausschlag, Juckreiz, Ekzeme
  • Kratzen/Juckreiz im Hals
  • Schwellungen von Lippen, Gesicht, Zunge, Rachen oder anderen Körperteilen
  • Atembeschwerden wie Keuchen oder Atemnot
  • Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall
  • Anaphylaktischer Schock: Eine schwere, potenziell lebensbedrohliche Reaktion, die schnelle Herzfrequenz, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und Atemnot umfassen kann.

Wie wird eine Lebensmittelallergie diagnostiziert?

Der Arzt führt ein ausführliches Gespräch über die Krankengeschichte und die Symptome. Der Patient soll dafür ein Tagebuch über die verzehrten Lebensmittel und auftretenden Symptome führen. Der Arzt führt dann einen Hauttest (Pricktest) durch: Kleine Mengen von verdächtigen Allergenen werden auf die Haut aufgetragen und die Reaktion beobachtet. Im Blut können spezifische IgE-Antikörpern gegen bestimmte Lebensmittel getestet werden. Anschließend werden verdächtige Lebensmittel aus der Ernährung entfernt und nach einer gewissen Zeit wieder eingeführt, um die Reaktion zu beobachten. Unter ärztlicher Aufsicht kann dann das verdächtige Allergen verabreicht werden, um eine Reaktion zu bestätigen.

Welche Komplikationen können auftreten?

Eine schwere, schnell einsetzende Reaktion, die sogenannte Anaphylaxie, die lebensbedrohlich sein kann, kann auftreten. Diese erfordert sofortige notfallmäßige ärztliche Hilfe. Ferner können Lebensmittelallergien Asthmaanfälle verschlimmern. Des Weiteren kann es zu einer Entzündung der Speiseröhre durch eine allergische Reaktion auf Lebensmittel kommen. Auch chronische Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit können auftreten. Bei strenger Vermeidung bestimmter Lebensmittel kann es zu Mangelerscheinungen kommen.

Was hilft bei einer allergischen Reaktion?

Antihistaminika sind Medikamente, die die Wirkung von Histamin blockieren und so die Symptome lindern. Bei schweren Reaktionen zur Verringerung der Entzündung können Kortikosteroide gegeben werden. Bei anaphylaktischen Reaktionen wird Adrenalin (Epinephrin) oft in Form eines Autoinjektors verabreicht, um die Symptome schnell zu behandeln. Ein Notfall-Set, das Adrenalin, Antihistaminika und Kortikosteroide enthält, sollte immer griffbereit sein.

Wie kann ich mich unterwegs schützen?

Es ist wichtig, Ihre Allergien genau zu kennen und zu verstehen. Dies bedeutet, dass Sie wissen sollten, welche Substanzen bei Ihnen allergische Reaktionen auslösen können, ob es sich um Nahrungsmittel, Pollen, Insektengifte, Medikamente oder andere Allergene handelt.

  • Ein Allergieausweis oder medizinisches Identifikationsarmband kann lebensrettend sein. Dieser Ausweis sollte Informationen über Ihre Allergien und gegebenenfalls notwendige Medikamente enthalten. Im Notfall kann es Rettungskräften helfen, schnell und richtig zu reagieren.
  • Wenn Sie wissen, dass Sie schwere allergische Reaktionen haben können, sollten Sie stets Notfallmedikamente bei sich tragen. Dazu gehören Antihistaminika, Kortikosteroide und ein Adrenalin-Autoinjektor. Stellen Sie sicher, dass Sie und Ihre Begleiter wissen, wie diese Medikamente anzuwenden sind.
  • Informieren Sie sich über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln, bevor Sie sie konsumieren. Wenn Sie in Restaurants essen, teilen Sie dem Personal Ihre Allergien mit und fragen Sie nach den Zutaten.
  • Vermeiden Sie den direkten Kontakt mit bekannten Allergenen. Dies kann den Einsatz von hypoallergenen Pflegeprodukten und das Vermeiden bestimmter Materialien umfassen.
  • Teilen Sie Freunden, Familie und Kollegen Ihre Allergien mit und schulen Sie sie im Umgang mit möglichen Reaktionen. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie mit Menschen unterwegs sind, die im Notfall helfen können.

Welche vorbeugenden Maßnahmen können ergriffen werden?

Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Notfallmedikamente, wie Antihistaminika und Adrenalin-Autoinjektoren, dabei haben und wissen, wie sie verwendet werden. Schulen Sie Freunde, Familie und Kollegen über Ihre Allergien und wie diese im Notfall reagieren sollten. Achten Sie immer auf die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Lesen Sie Etiketten sorgfältig und achten Sie auf versteckte Allergene, die unter verschiedenen Namen aufgeführt sein können. Sagen Sie dem Restaurantpersonal immer, dass Sie eine Lebensmittelallergie haben. Bereiten Sie Mahlzeiten so oft wie möglich selbst zu, damit Sie die Kontrolle über die Zutaten haben. Suchen Sie nach sicheren Alternativen und Rezepten, die keine Allergene enthalten. Wenn Sie neue Lebensmittel ausprobieren, tun Sie dies in kleinen Mengen und an einem sicheren Ort, wo Sie im Notfall schnell Hilfe erhalten können. Fragen Sie immer nach den Zutaten, wenn Sie neue Lebensmittel probieren, sei es in einem Restaurant oder bei Freunden.

Gibt es langfristige Behandlungsmaßnahmen?

  • Vermeiden Sie strikt Dinge, auf die Sie allergisch sind.
  • Unter ärztlicher Aufsicht kann eine Desensibilisierung gegen bestimmte Allergene versucht werden.
  • Lassen Sie sich allergologisch abklären und nehmen Sie verschriebene Antihistaminika oder andere Medikamente zur Kontrolle der Symptome ein.

Gibt es Tipps für sicheres Essen außer Haus und auf Reisen?

Prüfen Sie die Menüs (meistens auch online verfügbar) von Restaurants im Voraus, um festzustellen, ob es sichere Optionen für Sie gibt. Wenn Sie in einem Restaurant essen, informieren Sie das Personal immer über Ihre Lebensmittelallergien. Seien Sie spezifisch und erklären Sie, wie ernst Ihre Allergien sind. Tragen Sie stets Ihre Notfallmedikamente, wie Antihistaminika und einen Adrenalin-Autoinjektor (Epipen), bei sich. Stellen Sie sicher, dass Sie und Ihre Begleiter wissen, wie diese Medikamente anzuwenden sind. Es ist auch ratsam, eine Liste mit Ihren Medikamenten und Allergien auf der Landessprache des Reiseziels bei sich zu tragen, um im Notfall wertvolle Zeit zu sparen.

Alle Fakten zur Lebensmittelallergie zusammengefasst.

  • Lebensmittelallergien entstehen, wenn das Immunsystem bestimmte Proteine in Nahrungsmitteln als schädlich erkennt und darauf reagiert.
  • Typische Symptome umfassen Hautreaktionen wie Ausschlag oder Juckreiz, Magen-Darm-Probleme, Atembeschwerden und in schweren Fällen anaphylaktischer Schock.
  • Zu den häufigsten Auslösern gehören Erdnüsse, Baumnüsse, Milch, Eier, Soja, Weizen, Fisch und Schalentiere.
  • Lebensmittelallergien werden durch Anamnese, Hauttests, Bluttests und orale Provokationstests diagnostiziert.
  • Die primäre Behandlung besteht in der vollständigen Vermeidung des auslösenden Allergens. Notfallmedikamente wie Antihistaminika und Adrenalin-Autoinjektoren sind für akute Reaktionen wichtig.
  • Selbst geringste Spuren von Allergenen können Reaktionen auslösen, daher ist es wichtig, Kreuzkontamination zu vermeiden, besonders bei der Zubereitung von Speisen.
  • Regelmäßige Besuche beim Allergologen, Schulung des Umfelds und ständige Wachsamkeit sind entscheidend für das langfristige Management von Lebensmittelallergien.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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