Bakuchiol und Retinol: Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Anti-Aging-Wirkstoffe

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Von Grit Ritter, Pharmazieökonomin
Aktualisiert: 13.03.2023

Eine ältere Frau mit grauen Haaren trägt eine weiße Anti-Aging-Creme auf ihr Gesicht auf, während sie einen runden Spiegel vor sich hält.

Ein makelloses Hautbild, eine Ausstrahlung von äußerer Schönheit, Vitalität und Leichtigkeit, das gilt es bestenfalls ein ganzes Leben zu erhalten und trägt zu einem erfüllten Leben bei. Anti-Aging-Wirkstoffe in Kosmetika können helfen, die natürliche Schönheit länger zu bewahren und die Zeichen der Hautalterung zu reduzieren. Bakuchiol und Retinol gehören zu den bedeutendsten Beauty-Inhaltsstoffen. Aufgrund ihres ähnlichen Wirkspektrums werden sie aktuell vermehrt verglichen.

Was ist Bakuchiol?

Der Anti-Aging Inhaltsstoff Bakuchiol stammt aus den Samen und Blättern der in Asien heimischen Babchi-Pflanze (Botanischer Name: Psoralea corylifolia). Im Deutschen ist die Pflanze als Harzklee bekannt. Auffallend sind ihre besonderen lila Blüten. Anbaugebiete sind üblicherweise in Indien, China und Sri Lanka. Als einjährige Pflanze, die eine Höhe von 50 bis 90 Zentimetern erreicht, verbreitet sie in ihrer Umgebung einen angenehmen Duft. Bakuchiol wird als hochkonzentrierter Booster, Serum oder als pflanzlicher Zellrestrukturierer in Cremes angeboten.

Wie wirkt Bakuchiol auf die Haut?

Das natürliche Heilmittel Bakuchiol wird in der traditionellen chinesischen Medizin und bei ayurvedischen Hautbehandlungen für seine antioxidative und entzündungshemmende Wirkweise geschätzt. Bakuchiol soll die Kollagenbildung um bis zu 150 Prozent steigern. Jüngere Forschungsergebnisse sollen belegen, dass durch Bakuchiol die Zellaktivität deutlich angeregt wird. Dadurch ist es möglich, Pigmentflecke und Pickelmale zu reduzieren.

Für welche Hauttypen ist Bakuchiol geeginet?

Bakuchiol gilt als es sehr gut verträglich. Als Inhaltsstoff in Anti-Aging Kosmetika kann er für alle Hauttypen eingesetzt werden. Bei ersten Anzeichen von schlaffer Haut und abnehmender Dichte der Haut und damit sichtbarem Wohlbefinden ist es spätestens angesagt, mit Anti-Aging Präparaten den Zeichen der Zeit entgegenzuwirken. Bakuchiol ist für alle Hauttypen eine gute Variante.

 Info: Die Avene-Pflegeprodukte der DermAbsolu–Pflegeserie enthalten unter anderem auch Bakuchiol, wie die Gesichtscreme DermAbsolu Tag

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Aus grundsätzlichen Erwägungen ist es nicht empfehlenswert, den Wirkstoff pur direkt auf die Haut aufzutragen. Bei empfindlicher Haut wären Rötungen oder allergische Reaktionen nicht ausgeschlossen. Dies ist nicht zu befürchten, wenn eine dem Hauttyp entsprechende Hautpflege mit Bakuchiol verwendet wird.

Was ist Retinol?

Der Arzneistoff Retinol gehört zu den Vitamin-A-Abkömmlingen. Das insbesondere für Haut und Augen wichtige Vitamin A aktiviert die Regeneration von Hautzellen und unterstützt das Zellwachstum. Es erschließt sich somit von selbst, dass der Wirkstoff wichtig für Aufbau und Aussehen der Hautstruktur ist. Retinol gehört im Bereich Anti-Aging zu den beliebtesten Beauty-Stoffen. Im Gegensatz zu anderen Wirkstoffen ist die Wirkweise wissenschaftlich belegt.

 Info: Die Pflegereihe Redermic von La Roche-Posay setzt auf Retinol zur Anti-Falten-Pflege, beispielsweise das Redermic Retinol Konzentrat oder die Redermic Retinol Augen Creme

Wie wirkt Retinol auf die Haut?

Retinol dringt durch die oberste Hautschicht ein, wirkt aber auch in den tieferen Hautschichten. Es sorgt für eine geringere Faltentiefe, indem es die Kollagenproduktion der Haut fördert. In der Folge wirkt die Haut straffer und fester, feine Linien und Fältchen werden gemindert. Da die Zellteilung der Haut beschleunigt wird, sorgt Retinol für einen mild peelenden Effekt und somit für ein ebenmäßigeres Hautbild. Pigment- oder Altersflecken können gezielt aufgehellt werden, der Feuchtigkeitshaushalt bleibt in Balance. Retinol trägt durch die Anregung der Hautregeneration zur Verdickung der Haut bei und hilft damit, die natürliche Hautschutzbarriere zu stabilisieren. Dank der zusätzlich antientzündlich wirkenden Eigenschaften wird es auch bei zu Akne neigender Haut oder Unreinheiten eingesetzt.

Für welche Hauttypen ist Retinol geeignet?

Retinol kann grundlegend für jeden Hauttyp eingesetzt werden. Bei trockener und empfindlicher Haut ist es sinnvoll und notwendig, medizinische Hautpflegepräparate mit einer Kombination aus Retinol und weiteren feuchtigkeitsspendenden Wirkstoffen zu verwenden. In der Praxis findet man zum Beispiel in der Rezeptur zusätzlich zum Retinol häufig die Vitamine E und C, Hyaluronsäure, Peptide und Ceramide sowie Niacinamid. Bei Rosacea oder Couperose kann Retinol auch verwendet werden, sollte aber anfangs sehr vorsichtig eingesetzt und getestet werden.

 

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Durch seine Eigenschaften ist es möglich, dass es besonders in den ersten beiden Wochen der neuen und regelmäßigen Anwendung von Retinol zu einer scheinbaren Erstverschlimmerung kommen kann. Diese kann sich in leichten Hautirritationen wie geröteter, trockener, juckender Haut oder Abschuppen der Haut äußern. Auf eine schwächere Konzentration zu achten oder auszuweichen, kann helfen, diese anfänglichen Nebenwirkungen zu minimieren. In der Regel gewöhnt sich innerhalb weniger Wochen die Haut an das Retinol und entfaltet bei sachgerechter Anwendung seine positiven Effekte. Wichtig zu wissen ist, dass Retinol die Haut lichtempfindlicher macht. Ein hoher Lichtschutzfaktor ist also mit Retinol noch wichtiger, als generell üblich.

Infografik Bakuchiol und Retinol: Bedeutung und Wirkung

Fazit: Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Obwohl die Labaoranalyse hinsichtlich der chemischen Struktur beider Stoffe keinerlei Gemeinsamkeiten zulässt, ist die ähnliche Wirkweise von Bakuchiol und Retinol auffallend. Retinol ist als Arzneistoff in Deutschland in der Dermatologie und Dermokosmetik seit Jahrzehnten hinreichend untersucht und die Wirkung wissenschaftlich belegt. Bakuchiol ist erst nach der Jahrtausendwende zunehmend in den Fokus gelangt. Im Volksmund wird Bakuchiol deshalb häufig nicht korrekt als pflanzliches Retinol bezeichnet. Bakuchiol trocknet im Gegensatz zu Retinol die Haut nicht aus. Die Lichtempfindlichkeit der Haut wird durch Bakuchiol nicht erhöht, was ein wesentlicher Vorteil gegenüber synthetischem Retinol ist. Retinol lässt sich industriell durch chemische Prozesse ohne regionale Bindung an einen bestimmten Ort herstellen. Von einem veganen Naturprodukt kann demzufolge nicht ausgegangen werden. Die Babchi-Pflanze ist nicht in Europa heimisch. Das heißt, um Bakuchiol als Rohstoff in Europa zu verwenden, sind weite Transportwege notwendig. Da es sich vorwiegend um Pflanzen aus wildwachsenden Beständen handeln soll, ist auch fraglich, inwieweit die zunehmende Samen-Nachfrage der Kosmetikbranche die Vermehrung und den Fortbestand der Babchi-Pflanze gefährden würde.

Retinol nimmt wissenschaftlich belegt eine Führungsposition im Anti-Aging-Bereich ein. Bakuchiol ist für Menschen, die Naturkosmetik oder eine vegane Lebensweise bevorzugen, eine gute Alternative.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Pharmazieökonomin Grit Ritter

Über unsere Autorin:

Grit Ritter | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Seit über 20 Jahren bin ich im Pharmateam des Unternehmens verwurzelt. Grundlegend dafür ist die Leidenschaft für Gesundheitsthemen incl. Prävention. Regelmäßige Fortbildungen sind da essenziell. Neben Kundenberatung sind Betriebl. Gesundheitsmanagement, Haus- und Reiseapothekenchecks und pharmazeutisches Marketing Schwerpunkte meiner Tätigkeit bei mycare.de. Mehr über G. Ritter

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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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