Zoonosen: Alle Fakten zu den von Tieren übertragenen Krankheiten

✓ Medizinsch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 02.05.23

Eine Hand in welcher der Kopf eines Fuchses liegt.

Zoonosen sind Krankheiten, die von Tieren auf Menschen und von Menschen auf Tiere übertragen werden. Bekannte Beispiele sind Vogelgrippe, Schweinepest, Borreliose und COVID-19. Schuld an ihrer Verbreitung sind Umweltschäden und die zunehmende Globalisierung: Der Mensch dringt immer weiter in die Lebensräume der Tiere vor. Durch den engen Kontakt mit ihnen, sei es als Nutz- oder Haustier, können Zoonosen leicht übertragen werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Zoonosen eine enorme Gefahr für den Menschen darstellen.

Was ist eine Zoonose?

Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Sie werden durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, durch Zecken und Mücken sowie über kontaminierte Lebensmittel (z.B. Milch, Eier, Fleisch) übertragen. Um Zoonosen vorzubeugen, hilft eine gute Hygiene im Umgang mit Lebensmitteln und Tieren. Bekannte Beispiele für Zoonosen sind Salmonellen, Affenpocken, Tollwut, Q-Fieber, Marburg-Fieber oder Milzbrand. Auch das Coronavirus, das vermutlich von Fledermäusen übertragen wurde, ist eine Zoonose. Zoonosen können sowohl von Viren, als auch von Bakterien, Pilzen, Parasiten oder Prionen verursacht werden.

Infografik Zoonosen: Entstehung, Beispiele und Schutz

Wie entsteht eine Zoonose?

Da die Weltbevölkerung ständig wächst, wandeln Menschen natürliche Lebensräume der Tiere in landwirtschaftliche Flächen und Siedlungsgebiete um. Der Mensch nimmt auf der Erde immer mehr Raum ein und verdrängt die Lebensräume der Tiere. Der Kontakt zwischen Mensch und Tier wird stetig enger, weshalb sich Zoonosen immer schneller verbreiten.

Gibt es verschiedene Arten von Zoonosen?

Zoonosen kommen bei Mensch und Tier vor und sind von Tier zu Mensch und/oder von Mensch zu Tier übertragbar. Zoonosen werden wir folgt unterteilt (1):

  • Bei Direktzoonosen (Orthozoonosen) erfolgt die Übertragung von Wirbeltier zu Wirbeltier durch direkten Kontakt oder durch einen mechanischen Vektor, z. B. Wind.
  • Eine latente Zoonose wird durch einen symptomlos infizierten Zwischenwirt übertragen.
  • Bei einer Metazoonose fungieren wirbellose Tiere wie Mücken oder Zecken als Zwischenwirt. In diesem Fall wird der Zwischenwirt auch als Vektor bezeichnet. Handelt es sich bei den Wirten um verschiedene Arten, wird der Zwischenwirt als „Brückenvektor“ bezeichnet.
  • Handelt es sich um eine Saprozoonose, ist das Erregerreservoir oder bestimmte Entwicklungsphasen des Erregers außerhalb des Tierreichs (nichtanimalisch), z. B. im Wasser oder im Boden, zu finden.
  • Zyklozoonosen müssen während ihres Entwicklungszyklus zwischen verschiedenen Wirten wechseln, wobei Zwischen- und Endwirte immer Wirbeltiere sind. Die Anzahl der verschiedenen Wirte ist variabel.

Die Zoonosen können aber auch unterteilt werden, indem man die Richtung der Übertragung beschreibt:

  • Zooanthroponosen, deren Erreger überwiegend aus dem Tierreich auf den Menschen übertragen werden,
  • Anthropozoonosen, bei denen die Übertragung überwiegend vom Menschen auf Tiere stattfindet,
  • Oder Amphixenosen, dabei erfolgt die Übertragung wechselseitig.

Welche Übertragungswege gibt es für Zoonosen?

Zoonosen haben ihren Ursprung in bestimmten Tierarten, die als Reservoir bezeichnet werden. Zunächst vermehren sich die Krankheitserreger innerhalb dieser Tiere. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt anschließend durch direkten Kontakt mit den Tieren, durch indirekten Kontakt über Lebensmittel (beispielsweise Milch, Eier, Fleisch) oder aber über Vektoren (z.B. Zecken, Mücken): Bei Vektoren dient der Vektor als Zwischenwirt. Aber auch durch Schmierinfektionen und Bissverletzungen können Zoonosen weitergegeben werden.

Können Viren und Bakterien zu einer Zoonose führen?

Ja, beide können zu einer Zoonose führen.

Welche Zoonosen lösen Viren aus?

Es gibt viele Viren, die Zoonosen auslösen, hier sind einige bekannte Beispiele:

  • Affenpocken,
  • Chikungunyafieber,
  • Ebolafieber,
  • Gelbfiebervirus,
  • Hanta-Virose,
  • Hepatitis-E-Virus,
  • Humane Rotaviren,
  • Japanische-Encephalitis-Virus,
  • Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Virus,
  • Kuhpocken,
  • Lassa-Virus,
  • Marburgvirus,
  • Maul-und-Klauenseuche-Virus,
  • MERS-CoV,
  • Newcastle-Disease-Virus,
  • Noroviren,
  • SARS,
  • Covid-19,
  • Schweinegrippe,
  • Tollwut,
  • Vogelgrippe,
  • West-Nil-Virus.

Welche Zoonosen lösen Bakterien aus?

Unter anderem können Bakterien folgende Zoonosen auslösen:

  • Campylobacter-Enteritis,
  • Borreliose,
  • Brucellose,
  • Leptospirose,
  • Listeriose,
  • Milzbrand,
  • Ornithose,
  • Pest,
  • Salmonellose,
  • Tuberkulose,
  • Q-Fieber.

Können auch Parasiten oder Pilze vom Tier auf den Menschen übergehen?

Ja, die bekannteste Pilzart, die Zoonosen verursacht, ist die Trichophytie, sie ist die vermutlich häufigste Hauterkrankung bei Rindern. Daneben gibt es die Microsporie, sie ist eine Pilzerkrankung der Haut des Menschen, des Hundes und der Katze.

Daneben gibt es Einzeller, die vom Tier auf den Menschen übergehen können: Babesiose, Chagas-Krankheit, Kryptosporidiose, Encephalitozoonose, Giardiasis, Leishmaniose, Malaria, Sarcocystiose und die Toxoplasmose. Auch gewisse Würmer können Zoonosen auslösen, bekannteste Beispiele hierfür sind die Echinokokkose, die Schistosomiasis und die Taeniasis.

Wie kann ich mich vor Zoonosen schützen?

Bei der Tierhaltung gilt es, eine gute Hygiene einzuhalten. Das bedeutet saubere Ställe und Gehege. Außerdem ist regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren Pflicht. Auch Kleider sollten durch heißes Waschen und Bügeln keimfrei gehalten werden. Zudem empfiehlt sich kein inniger Kontakt zwischen Tier und Mensch. Ferner sollte man Eier und Fleisch genügend erhitzen, um Krankheitserreger abzutöten. Auch Rohmilchprodukte können Erreger erhalten, weshalb beispielsweise Schwangere und immungeschwächte Menschen diese meiden sollten. Schützen Sie sich vor Mücken und Zecken (lange, helle Kleidung und Absuchen nach dem Wald- und Wiesenspaziergang). Planen Sie einen Auslandaufenthalt in einem exotischen Land, müssen Sie sich unbedingt vorher beim Tropenarzt über empfohlene Impfungen informieren. Zur Ausrottung gefährlicher Zoonosen, wie zum Beispiel der Tuberkulose, existieren Impfungen.

Auch die regelmäßige Entwurmung der Tiere trägt dazu bei, das allgemeine Infektionsrisiko zu verringern. Wichtig zu wissen: Auch gesund erscheinende Tiere können Träger von krankheitserregenden Zoonosen sein. Generell sollten Ökosysteme und ihre Biodiversität erhalten werden, um damit das Auftreten infektiöser Krankheiten generell zu reduzieren.

Wie werden Zoonosen behandelt?

Die Behandlung einer Zoonose hängt von deren Art ab. Bei bakteriellen Zoonosen erfolgt die Behandlung in der Regel durch Gabe von Antibiotika. Zudem braucht es eine symptomatische Therapie und einen Ausgleich von Flüssigkeits- sowie Salzverlusten. Bei Pilzinfektionen werden Antimykotika verschrieben. Bei Zoonosen, die durch Einzeller weitergegeben wurden, gibt es spezielle Medikamente, die wirksam sind. Bei vielen viralen Erkrankungen gibt es hingegen (noch) keine ursächliche Therapie.

Alle wichtigen Fakten zu Zoonosen kurz zusammengefasst

  • Zoonosen sind Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen und vom Menschen auf das Tier übertragen werden.
  • Zoonosen können durch Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze weitergegeben werden.
  • Die häufigsten lebensmittelbedingten Zoonosen werden verursacht von Campylobacter, Salmonella, Yersinia, E. coli und Listeria.
  • Bei der Tierhaltung gilt es, eine gute Hygiene einzuhalten. Eier und Fleisch genügend erhitzen, um Krankheitserreger abzutöten.

Literatur:

  • 1) https://zoonosen.net/zoonosenforschung/was-sind-zoonosen (abgerufen am 24.04.2023).

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern. Mehr über L. Dolder

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Janet, Apothekerin bei mycare.de
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