Antihistaminika - 9 Fragen zu den Allergietabletten

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 5 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 01.12.2023

Ein Mann schnäuzt in ein Taschentuch.

Antihistaminika werden zur Behandlung von Allergien und allergischen Reaktionen eingesetzt. Es ist wichtig zu beachten, dass Antihistaminika zwar sehr wirksam bei der Linderung allergischer Symptome sind, aber nicht die Ursache der Allergie selbst behandeln. Antihistaminika gibt es in vielen Formen: Tabletten, Cremes usw. Sie sind sowohl rezeptfrei als auch rezeptpflichtig erhältlich.
 

Was sind Antihistaminika?

Antihistaminika sind Arzneimittel, die zur Behandlung von Allergien und allergischen Reaktionen eingesetzt werden. Histamin ist eine Substanz im Körper, die bei allergischen Reaktionen freigesetzt wird. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung von Symptomen wie Juckreiz, Schwellungen, Rötungen und einer verstopften Nase. Wenn jemand auf ein Allergen, wie Pollen oder Tierhaare, empfindlich reagiert, setzt der Körper Histamin frei, was zu diesen unangenehmen Symptomen führt. Antihistaminika gibt es in verschiedenen Formen, einschließlich Tabletten, Kapseln, Flüssigkeiten und Cremes. Sie können rezeptfrei oder verschreibungspflichtig sein, abhängig von der Stärke des Medikaments und der Art der Anwendung. Es ist wichtig zu beachten, dass Antihistaminika zwar sehr wirksam bei der Linderung allergischer Symptome sind, aber nicht die Ursache der Allergie selbst behandeln. Sie bieten lediglich Erleichterung von den Symptomen.

Infografik Antihistaminika: Wirkung, Wirkstoffe, Darreichung & Nebenwirkungen

Wie wirken die Allergiemedikamente?

Antihistaminika wirken, indem sie die Wirkung von Histamin blockieren, einer chemischen Substanz im Körper, die an der Vermittlung von allergischen Reaktionen beteiligt ist. Histamin wird von Mastzellen freigesetzt, die im Körper vorkommen, wenn der Körper auf ein Allergen, wie Pollen oder Tierhaare, reagiert. Die Freisetzung von Histamin führt zu typischen allergischen Symptomen wie Juckreiz, Schwellung, Rötung und einer verstopften Nase.

Es gibt verschiedene Typen von Histaminrezeptoren im Körper, aber die beiden Haupttypen sind H1- und H2-Rezeptoren. Antihistaminika zielen in der Regel auf den H1-Rezeptor ab, da dieser für die meisten allergischen Symptome verantwortlich ist.

Die Wirkungsweise von Antihistaminika lässt sich in drei Hauptpunkte unterteilen:

  • Antihistaminika binden an die H1-Histaminrezeptoren auf Zellen, insbesondere auf glatten Muskelzellen, Drüsenzellen und Endothelzellen. Durch diese Bindung wird die Wirkung von Histamin blockiert, und die Symptome, die durch Histamin vermittelt werden, reduziert.
  • Histamin führt dazu, dass kleine Blutgefäße durchlässiger werden, was zu Schwellungen und Rötungen führt. Antihistaminika tragen dazu bei, die erhöhte Kapillardurchlässigkeit zu verringern und damit Schwellungen zu reduzieren.
  • Histamin kann auch glatte Muskeln in den Atemwegen beeinflussen, was zu einer verengten Atemwegsreaktion führt. Antihistaminika blockieren diese Wirkung und helfen, Atemwegsbeschwerden wie eine verstopfte Nase zu lindern.

Es ist wichtig zu beachten, dass es verschiedene Generationen von Antihistaminika gibt. Einige können sedierende (schläfrig machende) Nebenwirkungen haben, während neuere Generationen dazu neigen, diese Nebenwirkungen zu minimieren. Die Auswahl des geeigneten Antihistaminikums hängt von den individuellen Bedürfnissen, der Art der Allergie und anderen Faktoren ab.

Wirken Antihistaminika bei allen Arten von Allergien?

Antihistaminika sind besonders effektiv bei allergischen Reaktionen, die durch die Freisetzung von Histamin vermittelt werden. Dies schließt eine Vielzahl von Allergien ein, wie zum Beispiel:

  • Heuschnupfen (allergische Rhinitis): Verursacht durch Pollen von Bäumen, Gräsern oder Unkraut.
  • Hausstaubmilbenallergie: Eine Reaktion auf winzige Spinnentiere, die in Staubmilben leben.
  • Tierhaarallergien: Ausgelöst durch Proteine, die in den Hautschuppen, Speichel und Urin von Tieren enthalten sind.
  • Insektenstichallergien: Reaktionen auf Insektenstiche oder -bisse, wie z.B. von Bienen oder Wespen.
  • Nahrungsmittelallergien: In einigen Fällen können Antihistaminika auch bei Nahrungsmittelallergien eingesetzt werden, um milde bis mäßige Symptome zu lindern.

Wichtig: Antihistaminika sind nicht bei allen Arten von Allergien gleich wirksam. Zum Beispiel sind sie möglicherweise nicht so effektiv bei allergischen Reaktionen, die nicht auf Histamin zurückzuführen sind, wie beispielsweise Kontaktallergien gegenüber bestimmten Substanzen.

Sind Antihistaminika rezeptfrei erhältlich?

Ja, viele Antihistaminika sind in Deutschland rezeptfrei erhältlich. Sie sind in verschiedenen Formen vorhanden, darunter Tabletten, Kapseln, Tropfen oder auch als Cremes und Salben. Es gibt jedoch auch Antihistaminika, die verschreibungspflichtig sind, insbesondere solche der zweiten Generation, die möglicherweise weniger sedierende Nebenwirkungen haben. Diese werden in der Regel vom Arzt verschrieben, um sicherzustellen, dass sie angemessen und sicher für den individuellen Patienten sind.

 Info: Die rezeptfreien Antihistaminika können verschiedene Wirkstoffe enthalten. Einige der häufig verwendeten Wirkstoffe sind Cetirizin, Loratadin, Desloratadin und Fexofenadi.

Was bedeutet Antihistaminika der ersten oder zweiten Generation?

Die Begriffe "erste Generation" und "zweite Generation" beziehen sich auf die Entwicklungsgeschichte von Antihistaminika.

Erste Generation:

  • Diese Antihistaminika wurden zuerst entwickelt und waren die früheren Vertreter der Klasse.
  • Ein charakteristisches Merkmal der ersten Generation ist, dass sie die Blut-Hirn-Schranke leicht überwinden können, was zu zentralen Nervensystem-Effekten führt.
  • Viele Antihistaminika der ersten Generation haben sedierende (schläfrig machende) Nebenwirkungen, da sie das zentrale Nervensystem beeinflussen.
  • Beispiele für Antihistaminika der ersten Generation sind Diphenhydramin, Dimenhydrinat und Chlorphenamin.

Zweite Generation:

  • Diese Antihistaminika wurden später entwickelt und sind eine Weiterentwicklung der ersten Generation.
  • Ein wichtiges Merkmal der zweiten Generation ist, dass sie die Blut-Hirn-Schranke weniger leicht überwinden, was zu einer geringeren Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems führt.
  • Die meisten Antihistaminika der zweiten Generation haben minimale sedierende Wirkungen und werden als nicht sedierend betrachtet.
  • Beispiele für Antihistaminika der zweiten Generation sind Cetirizin, Loratadin, Desloratadin und Fexofenadin.

Die Unterscheidung zwischen erster und zweiter Generation ist wichtig, da Antihistaminika der ersten Generation aufgrund ihrer sedierenden Wirkungen oft nicht für Aktivitäten geeignet sind, die Aufmerksamkeit erfordern, wie das Führen eines Fahrzeugs. Antihistaminika der zweiten Generation werden häufig bevorzugt, wenn eine weniger sedierende Option erforderlich ist. Es ist jedoch immer ratsam, sich von einem Arzt oder Apotheker beraten zu lassen, um das am besten geeignete Antihistaminikum basierend auf den individuellen Bedürfnissen und möglichen Wechselwirkungen auszuwählen.

Wie unterscheiden sich die Wirkstoffe in den Medikamenten?

Die Wirkstoffe in Antihistaminika können sich in ihrer chemischen Struktur und in ihren spezifischen Eigenschaften unterscheiden. Hier sind einige der häufig verwendeten Wirkstoffe und ihre Unterschiede:

  • Diphenhydramin (Erste Generation): Gehört zu den älteren Antihistaminika der ersten Generation. Es kann eine sedierende Wirkung haben. Es ist häufig in Medikamenten gegen Allergien, Schlafstörungen und Reisekrankheit enthalten.
  • Cetirizin (Zweite Generation): Ein Antihistaminikum der zweiten Generation. Es hat im Allgemeinen minimale sedierende Wirkungen und wird häufig zur Behandlung von allergischer Rhinitis und Urtikaria eingesetzt.
  • Loratadin (Zweite Generation): Ein weiteres Antihistaminikum der zweiten Generation. Gilt als nicht sedierend und hat eine längere Halbwertszeit als Cetirizin. Wird häufig verwendet bei allergischer Rhinitis und chronischer Urtikaria.
  • Desloratadin (Zweite Generation): Ein aktiver Metabolit von Loratadin und hat ähnliche nicht sedierende Eigenschaften wie Loratadin. Wird zur Behandlung von allergischer Rhinitis und chronischer idiopathischer Urtikaria eingesetzt.
  • Fexofenadin (Zweite Generation): Ein weiteres Antihistaminikum der zweiten Generation. Wird als nicht sedierend betrachtet und hat eine längere Halbwertszeit. Wird zur Behandlung von allergischer Rhinitis und chronischer Urtikaria verwendet.

Die Auswahl eines Antihistaminikums hängt oft von individuellen Faktoren ab. Es ist ratsam, sich von einem Arzt oder Apotheker beraten zu lassen, um das am besten geeignete Antihistaminikum für die spezifischen Bedürfnisse zu wählen.

Wie werden die Antihistaminika eingenommen?

In der Regel werden Tabletten und Kapseln mit einem Glas Wasser eingenommen. Einige Antihistaminika müssen mit Nahrung eingenommen werden, während andere auf nüchternen Magen besser wirken. Flüssige Antihistaminika können mit einem Messlöffel oder einer Dosierspritze dosiert werden. Einige Antihistaminika sind in mundauflösender Tablettenform erhältlich, die sich im Mund auflöst, ohne Wasser zu benötigen. Zudem existieren Augentropfen. Bei topischen Antihistaminika wird die Creme oder Salbe direkt auf die betroffene Hautstelle aufgetragen. Die Hände sollten nach der Anwendung gründlich gewaschen werden, es sei denn, sie werden zur Behandlung der Hände verwendet.

Es ist wichtig, die verschriebene Dosierung genau einzuhalten und die empfohlene Einnahmezeit nicht zu überschreiten. Bei rezeptfreien Antihistaminika sind die Dosierungen oft auf der Verpackung angegeben, und es ist ratsam, diese sorgfältig zu lesen. Bei Unsicherheiten bezüglich der richtigen Anwendung sollten Sie den Rat eines Arztes oder Apothekers einholen. Darüber hinaus ist es wichtig, mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu berücksichtigen.

Gibt es Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen?

Zu den typischen Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Benommenheit, Schläfrigkeit und Mundtrockenheit. Es kann zudem auch bei den neueren Histamin-Rezeptorantagonisten zu einer leichten Müdigkeit kommen. Zudem weisen Antihistaminika Wechselwirkungen auf mit Analgetika, Hypnotika, Narkotika, zentraldämpfenden Psychopharmaka und Alkohol. Ferner erhöhen gewisse Antihistaminika die Wirkung von Parasympatholytika und Antidepressiva.

Wann sollte ich die Allergietabletten nicht einnehmen?

H1-Antihistaminika mit anticholinerger Wirkung sind bei Engwinkelglaukom kontraindiziert. Beispiele hierfür sind Promethazin und Diphenhydramin. Besondere Vorsicht ist bei der Anwendung von H1-Antihistaminika bei Patienten mit Herzerkrankungen oder Leberfunktionsstörungen gegeben. Patienten, die unter einer Herz-, Nieren- oder Leberschwäche leiden, sollten die Einnahme mit einem Arzt absprechen. Zudem sollten obige Wechselwirkungen mit Medikamenten vermieden werden.

Alle Infos zu Antihistaminika kurz zusammengefasst

  • Antihistaminika sind Arzneimittel, die zur Behandlung von Allergien und allergischen Reaktionen eingesetzt werden.
  • Antihistaminika werden unterteilt in verschiedene Generationen.
  • Die Auswahl eines Antihistaminikums hängt oft von individuellen Faktoren ab.
  • Zu den typischen Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Benommenheit, Schläfrigkeit und Mundtrockenheit. Es kann zudem auch bei den neueren Histamin-Rezeptorantagonisten zu einer leichten Müdigkeit kommen.
  • Patienten, die unter einer Herz-, Nieren- oder Leberschwäche leiden, sollten die Einnahme mit einem Arzt absprechen.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern. Mehr über L. Dolder

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Janet, Apothekerin bei mycare.de
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